Szilágyi András (szerk.): Ars Decorativa 17. (Budapest, 1998)
Attila SZEMÁN: Eine Goldschmiedearbeit als besonderes gewerbehistorisches Zeitdokument. Der „Bergmannspokal" der Esterházy-Sammlung
Bügel, wenn auch nicht an der Kuppa, sondern am Deckel befestigt, jedoch am richtigen Platz. Er hat hier selbstverständlich nicht Aufhänge-, sondern Zierfunktion, doch ist an seinem Ende in der Holzspanverziening die Rückbiegung des "Foncza"-Bügels zu erkennen. Zwar ist er nicht bis zum Schwerpunkt zurückgebogen, doch entspricht seine Länge der des Grubenlampenbügels. In dem Aufhängcloch wurde ein Gesteinsstück in holzspanförmiger Fassung befestigt. Das bogenförmig zurückgebogene Ende des Bügels ist gleichfalls für die Grubenlampe des 17. Jahrhunderts in Ungarn typisch. An den Lampen der Bergbaugegenden der deutschen Gebiete läßt sich nämlich seit Ende des 16. Jahrhunderts die Verwendung des sog. Schildes beobachten, der am oberen Ende des Bügels sozusagen als dessen Abschluß angebracht wurde. Wie erwähnt, ist der Bügel nicht an der Kuppa, sondern am Deckelrand befestigt, sein unteres Ende jedoch ist bis zum Boden des Lampenschälchens verlängert. Dieser Teil ist also gerade so lang, daß er sogar an letzteres hätte angenietet werden können. Das Schälchen entspricht vollkommen den Maßen der kupfernen Grubenlampe im Ungarischen Nationalmuseum, ebenso wie auch seine runde Form. Das Lampenschälchen ist eigentlich so etwas wie eine Krönung der glockenblumcnförnügcn Kuppa. Auffallend ist, daß sich beide auch in ihrer Verzierung unterscheiden, denn den Mantel der Kuppa zieren getriebene Darstellungen in barocker Rahmung, während die Seite des oberen Schälchens graviert ist. Auf den schönsten Grubenlampen - wie auch auf unserem Exemplar - finden sich ebenfalls gravierte bzw. punzierte Verzierungen! Zu erwähnen ist, daß sich auch das Chronogramm mit dem Jahr 1650 an der Seite des grubenlampenförmigen oberen Teils befindet. Am unteren Teil des Bügels ist jedoch die eingravierte Jahreszahl 1530 zu erkennen. 5 Diese Art Grubenlampe ist aber im 16. Jahrhundert unbekannt, ihre Gestalt widerspricht folglich der eingravierten Jahreszahl als Herstellungszeit. An der Seite der glockenblumenförmigen Kuppa befinden sich getriebene Darstellungen aus dem Bereich der Montanistik. Die erhabenen Kartuschen zeigen Tätigkeiten sowohl aus dem Bergbau als auch aus dem Hüttenwesen im heutigen Sinne. Diese Kartuschen sind jedoch nicht einfach barocke Schilde, da ihre Randzierden in der Form eines etwas stilisierten aufgerissenen Löwenmaules gestaltet sind. Von der Seite aus gesehen ist von einem bestimmten Punkt aus der Löwenkopf gut zu erkennen, dem sich organisch die die Mähne andeutenden, mit einem winzigen runden Punzeisen eingeschlagenen feinen Linien in den oberen und unteren Kartuschenzwischenräumen anschließen. Die oberen feinen Linien enden in aus kleinen Kreisen bebildeten Rosetten. Oben sind Nase, Augen, Mähne und die Backenkissen über dem Maul erkennbar, unten der schmalere Unterkiefer und der untere Teil der Mähne, ähnlich wie die obigen mit scharfen Kreispunzen eingeschlagen. Diese Medaillonreihe war eine fein zisellierte Arbeit, leider bildet sie aber den am meisten zerstörten und am wenigsten restaurierten Teil des Pokals. Deshalb war es nötig, diese Szenen aufgnind von Archivfotos 6 (Abb. 4-6.) aus der Zeit vor ihrer Beschädigung und der Überreste der Treibarbeiten zu rekonstruieren, um sie analysieren zu können. Die Aufeinanderfolge der Abbildungen ist in der Reihenfolge der Förderabciten von rechts nach links zu deuten, aber einzelne, auch nach dem heutigen engeren Verständnis als Bergbauarbeit zu bezeichnende Szenen - wie etwa Abbau und Transport - kommen nicht vor. Diese erscheinen mit anderen technischen Methoden, kleinen Silberstatuetten und gravierten Bildern, auf anderen Details des Pokals noch detaillierter. Die Reihe der erhabenen Abbildungen stellt gerade die ergänzenden