Szilágyi András (szerk.): Ars Decorativa 17. (Budapest, 1998)

Attila SZEMÁN: Eine Goldschmiedearbeit als besonderes gewerbehistorisches Zeitdokument. Der „Bergmannspokal" der Esterházy-Sammlung

ATTILA SZEMÁN EINE GOLDSCHMIEDEARBEIT ALS BESONDERES GEWERBEHISTORISCHES ZEITDOKUMENT. DER "BERGMANNSPOKAL" DER ESTERHÁZY-SAMMLUNG Prunkpokal mit Bergmannsdarstellun­gen. Selmecbánya (Schemnitz, heute: Ban­ska Stiavnica, Slowakei), 1650. Silberver­goldet, getrieben, ziselliert, gegossen, mit eingefaßten Mineralien (Rosenquarz, Quarz, Sphalerit, Galenit, Chalkopyrit, Pyrit. H: 42 cm, Dm am Fuss: 14,9 cm). 1 Erwerbung aus der Esterházy-Sammlung, 1949. Inv.Nr.: E 68.2 (Abb. l.j Die beste fachgemässe und ausführ­lichste Beschreibung des Pokals stammt von Rainer Slotta." Eine Deutung und tiefgehende Aufarbeitung der getriebenen Darstellungen - bei der auch die bisher erzielten und veröffentlichten Forschungs­Ergebnisse der ungarischen Bergbau-Ge­schichte nicht vernachlässigt werden dürfen - wurde jedoch noch nicht vorgenommen und kann in Anbetracht der Beschränkung des Umfanges auch in vorliegender Studie nicht geboten werden. Diese beschäftigt sich einzig mit drei bisher nicht bekannt gemachten wichtigen Einzelheiten: mit der Bedeumng der Form der Kuppa im Bergbau, ferner mit der Rekonstruktion und Deutung der früher zerstörten und nicht wiederhergestellten getriebenen Szenen am glockenblumen-förmigen unteren Teil der Kuppa und schließlich mit der Interpreta­tion der gravierten Abbildungen im Deckel und ihrer kurzen bergbauhistorischen Er­klärung. Der Oberteil der Kuppa (Abb. 2.) imitiert eindeutig eine Grubenlampe, und zwar einen ausgesprochen in Ungarn be­nutzten Typ aus dem 17. Jahrhundert. Das Ungarische Nationalmuseum besitzt eine ungarische Grubenlampe dieser Form. (Abb. 3.) 3 Der größere Durchmesser des Schälchens ist 15 cm, der kleinere 13 cm, Höhe 17 cm, das Material Kupfer. Gemäß der an der Seite eingravierten Jahreszahl wurde sie 1673 hergestellt. Typisch für sie ist, daß sie anders als die birnenförmige "Froschlampe" der deutschen Bergbauge­biete, ein rundes, flaches Schälchen mit vorn einem kräftigen Schnabel hat, in dem sich der relativ starke Docht befand. Auf­gehängt wurde sie mittels eines dem Schnabel gegenüberliegenden Bügels, des­sen zurückgebogenes oberes Ende ein kleines rundes Loch aufwies, in dem der Kettenglied-Niet für die Tragekette und dann den Aufhängehaken befestigt wurde. Bei der tatsächlichen Benutzung verzichtete man allerdings oft auf Kette und Haken und benutzte und tmg die Lampe am Bügel. Diese Lampe nannte man "Foncza", nach einem ebenfalls deutschen Ausdruck, der aber nur in Ungarn benutzt wurde. 4 Der mit der Grubenlampe in der Form übereinstimmende Oberteil der Kuppa des Bergmannspokals wurde aus einem Stück Kupferblech geformt. Die stark abgeknickte Seite und der sich ihr waagerecht an­schließende Boden sind ziemlich un­gewöhnlich, ja völlig einzigartig bei den Kuppas der Glockenblumenpokale. Es finden sich auch der stark ausgezogene Schnabel, der ebenfalls für keinen anderen Item dieses Gegenstandstyps charakteris­tisch ist, und gegenüber dem Schnabel der

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