Szilágyi András (szerk.): Ars Decorativa 15. (Budapest, 1995)
PRÉKOPA Ágnes: A barokk-kori Gyermek Jézus-ábrázolások néhány érdekes emléke az Iparművészeti Múzeum gyűjteményében
ÁGNES PRÉKOPA EINIGE BEMERKENSWERTE BEISPIELE DER BAROCKEN JESUSKIND-DARSTELLUNGEN IN DER SAMMLUNG DES BUDAPESTER KUNSTGEWERBEMUSEUMS Die Verehrung der aus dem historisch-ikonographischen Kontext herausgelösten Figur des Jesuskindes läßt sich bis ins späte Mittelalter zurückverfolgen 1 . In unserer Sammlung befinden sich zahlreiche bisher unveröffentliche Zeugnisse dieses Kultes, der im Barock eine neuerliche Blütezeit erlebte, sich in verschiedene Richtungen und auf vielfältige Weise entfaltete. Im Jahre 1909 wurde eine aus dem DelhaesNachlaß stammende Jesuskindfigur aus Elfenbein, die lediglich 9,7 cm hoch ist, in das Inventar unseres Museums aufgenommen 2 (Abb. 2). Die Schnitzerei war bislang in der Kleinplastikenausstellung (Museum der Bildenden Künste, 1978) zu sehen, deren Katalog nicht auf die Details der Art der darstellung eingeht 3 . Aufgrund des ikonogaphischen Typus - dessen kult- und kulturgeschichtlichen Bezügen -, zu dem sie gehört, hebt sich die Figur jedoch von anderen Elfenbeinschnitzereien ab und muß in einem wesentlich weiter gefaßten kunsthistorischen Kontext, nämlich im Rahmen der Gruppe der bekleideten Andachtsbildcr, behandelt werden. Darauf lassen die im gegenwärtigen Zustand des Exponats kaum wahrnehmbaren Farbspuren und die Stelle, an der die Krone befestigt war, sowie die Greifhaltung der rechten Hand - die einst ein Attribut hielt, jetzt aber nur ins Leere faßt - schließen. Das durch die Schnitzerei dargestellte Jesuskind ist bis auf ein Lendentuch nackt. Es steht auf einem gewölbten Sockel, das einen grasbewachsenen Hügel imitiert, seine rechte Hand ist vorgestreckt, die linke erhoben. Die Fingerspitzen sind - bis auf Daumen und Zeigefinger der rechten Hand, die sich berühren - abgebrochen, auf dem Kopf befindet sich eine Bohrung mit Schraubengewinde. In der Pupille und in den Nasenlöchern sind schwarze, in den Augenwinkeln und auf den Lippen rote, zwischen den Haarsträhnen hellbraune Farbspuren zu sehen. Der abgebrochene linke Arm konnte bei der Restaurierung im Museum wieder angefügt werden. Dieser Typus wird in der Literatur zur Elfenbeinschnitzerei - nach Philippovich - im allgemeinen als „Bräutigamtypus", in der Ethnographie als „Trösterlein" oder „Seelentrösterlein" bezeichnet 4 . Die aus Elfenbein oder Wachs gefertigten stehenden Jesuskindfiguren, die meist die Hand zum Segen erheben, sind charakteristische Zeugnisse der privaten Andacht in den Nonnenorden. Das Trösterlein erhielt die Nonne bei der Ablegung des Gelübdes zum Geschenk; sie bewahrte es in ihrer Zelle auf, fertigte ihm Kleider, die sie ihrem als Kind dargestellten himmlischen Bräutigam anzog. Die aus der Literatur bekannten Analogien sprechen dafür, daß es sich bei der Figur aus der Delhaes-Sammlung um eine süddeutsche Arbeit von der Wende des 17. zum 18. Jahrhundert handelt. Die Analogien, die ihr am nächsten stehen, befinden sich im Bayerischen Nationalmuseum und in der Walters Art Gallery in Baltimore 5 . Dieser Typus bildet eine gut abgegrenzte Gruppe innerhalb der deutschen Kunstdenkmäler, deren charakteristische Stücke die mit der Nummer 367 versehene Arbeit in Berliners Katalog der Münchener Sammlung sowie die mit den Nummern 389 und 390 bezeichneten Schnitzereien in Randalls Balti-