Szilágyi András (szerk.): Ars Decorativa 14. (Budapest, 1994)

LOVAY Zsuzsanna: Márványozott papírok az Iparművészeti Múzeum gyűjteményeiben

ZSUZSANNA LOVA Y MARMORPAPIERE IN DEN SAMMLUNGEN DES BUDAPESTER MUSEUMS FÜR KUNSTGEWERBE In den barocken Sälen der Bibliotheken des 18. Jahrhunderts, in den bis zum Bersten vollgestellten Regalen blieben die Buchdeckel verborgen - dem Besucher boten sich nur die prachtvollen Lederrücken mit ihren goldenen Lettern dar. Das Einbinden der Halbleder­bände mit Papier war eine Herausforderung, die die Buchbinder vor neue Aufgaben stell­te, da sie die Vorsatzpapiere, in diesem Fall die Marmorpapiere, zumeist selbst herstell­ten. Auch die Kartondeckel, welche die höl­zernen Deckel ablösten, wurden oft mit Papier überzogen. Neben der bibliophilen Aristokra­tie bildete sich auch eine bürgerliche Leser­schaft heraus, deren Gaschmack und Lese­hunger es mit preiswerten, in Papier gebunde­nen Büchern, Kalendern, Almanachen und Heften zu befriedigen galt. Die jährliche Herausgabe letzterer erhöhte den Bedarf an Marmor- und Kleisterpapieren sowie mit Klischees farbig bedruckten Papieren um ein Mehrfaches. Marmorpapiere, d. h. Papiere mit einem Muster ähnlich der Äderung des Marmors, waren bereits im Japan des 8. Jahrhunderts bekannt, nach Europa gelangten sie jedoch aus Persien, wo man anfangs nur die Ränder der Manuskripte, der Druckseiten auf diese Weise verzierte. Die bis heute gebräuchliche Bezeichnung Türkisch-Papier verweist auf die Vermittlerrolle der türkischen Buchkunst. Diese Methode der Verzierung wurde im 16. Jahrhundert unter der Bezeichnung EBRU bekannt und verbreitete sich ab den 1570er Jahren von Konstantinopel aus nach Westen. Da das Herstellungsverfahren anfangs ein wohlgehütetes Geheimnis war, erhielten nur Gesandte, hochrangige Diplomaten und Rei­sende solche Papiere als Geschenk bzw. kauf­ten sie. Die marmorierten Schreibpapiere und die schon seit den 1550er Jahren beliebten Stammbücher - Libri amicorum - galten als rare Kostbarkeiten. In Europa lernten in den 20er bis 40er Jahren des 17. Jahrhunderts als erste die deutschen und die französischen Buchbinder diese Technologie kennen. Nach 1680 wur­den die Marmorpapiere als Vorsätze von Le­derbänden verwendet, im 18. Jahrhundert dann auf den Deckeln von Halblederbänden und sogar zum Ausschlagen von Schränken. Die in immer mehr Bereichen verwendeten Buntpapiere wurden zur Verlagsware, so daß die Buchbinder die Marmorpapiere nicht mehr ausschließlich für den Eigenbedarf herstellten, sondern mittels der Buchverlage und Druckereien auch in immer größeren Mengen vertrieben. Wir wissen von Pariser Werkstätten, in denen diese Papiere herges­tellt wurden: solche mit Pfauenfedermuster in Pasdeloups Werkstatt (1652-1669), Stein­marmorpapiere bei Derômes (1673-1677), Lebretons (um 1700) und bei Maçe Ruette. Im deutschsprachigen Raum wurde diese Technik seit 1620 angewandt. Die Hersteller der Papiere gründeten keine selbständige Zunft, konnten sich jedoch einen gewissen Schutz und einige Privilegien verschaffen, wenn es ihnen gelang, Mitglieder in der Zunft der Illuminatoren, der Ornamentstecher und Urkundenmaler oder der Druckstockherstel­ler zu werden. Das Handelsrecht für Marmor-

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