Vadas József (szerk.): Ars Decorativa 10. (Budapest, 1991)
SZILÁGYI András: Egy diplomáciai ajándék a 17. századból
phischen Vorbild, von keiner Reproduktion eines allgemein bekannten Stiches die Rede war, da es sich um einen originellen, zu diesem Behuf gefertigten Entwurfszeichnung handelt, der dann bei der Ausführung des Werkes verwendet worden ist. Dieser Entwurf, der bedauerlicherweise entweder vernichtet wurde oder zumindest als verschollen gilt, das heisst die virtuose Komposition stammt sicherlich nicht von Petzolt selbst. Dafür spricht - unseres Erachtens - ein eigenartiges Kennzeichen seines Oeuvres in überzeugender Weise. Auf dem Gebiet der einfallsreichen Formgebung der Goldschmiedegegenstände und der bravourösen Handhabung der dekorativen Ornamentik gilt Petzolt tatsächlich als ein ganz hervorragender Meister. Doch scheint die Invention bezüglich der Darstellung und Formung der Figuren nicht zu den Tugenden seiner Kunst gehört zu haben. Auf den bis heute erhalten gebliebenen und in der Fachliteratur veröffentlichten mehr als vierzig Schöpfungen des Meisters figurieren anspruchsvoll und detailliert ausgearbeitete Gestalt-Darstellungen. Diese getriebenen, gegossenen, zisellierten oder geätzten Figuren wurden jedoch - in fast sämtlichen Fällen nachweisbar - nach einer von einem anderen Meister stammenden Komposition, meistens nach einem zeitgenössischen Zeichen- oder Stichvorbild gefertigt. 26 Daher ist es kaum annehmbar, dass dieses herausragende Stück seines Oeuvres, der aus 1612 stammende Pokal bzw. dessen Hauptmotiv in dieser Hinsicht eine Ausnahme bildete. Charakteristische Stilmerkmale weisen eindeutig daraufhin, dass die Komposition der allegorischen Frauenfigur Petzolts jüngerem Zeitgenossen, dem ebenfalls hochgeschätzten, vielseitigen Nürnberger Meister, Christoph Jamnitzer (1563-1618) zugeschrieben werden kann. 27 Diese Annahme wird nicht sosehr durch die Goldschmiedearbeiten Christoph Jamnitzers, als eher durch seine Analogien aufweisenden, einfallsreichen Entwurfzeichnungen, sowie durch einen weiteren Umstand untermauert. Nämlich durch die Art und Weise (darauf machte neulich Günter Irmscher aufmerksam), wie er auf dem aus 1597 stammenden Porträt von Lorenz Strauch abgebildet worden ist. 28 Abweichend von den Traditionen der Bildnisse von Handwerkern figuriert statt der auf sein Metier hinweisenden Geräte eine Kleinplastik auf einem Sockel, eine kleinformatige Bacchus-Figur auf dem Gemälde, auf dem wir - solcherweise - Christoph Jamnitzer als selbstbewussten Vertreter der autonomen Plastik und der freien Künste vor uns haben. Aufgrund dessen sowie vor allem in Kenntnis seiner bravourösen Entwurfzeichnungen bzw. seiner im Budapester Museum der Bildenden Künste aufbewahrten virtuosen Skizzen 29 können wir für sicher halten, dass er es gewesen ist, der vom Nürnberger Stadtrat mit der Formung und der Anfertigung des Modells der behandelten Figur beauftragt worden war. Was die Inschriften des Pokals anbelangt, so wird ihre Quelle nicht in einem vor 1612 veröffentlichten literarischen Werk zu suchen sein. Der Verfasser, doch es wird richtiger sein, wenn wir in diesem Fall von einem Kompilator reden, dürfte höchstwahrscheinlich einer jener gelehrten Vertreter der neulateinischen Literatur gewesen sein, die eine grössere oder kleinere Rolle in der Leitung und Lenkung des Stadtstaates gespielt haben und von denen einige als Professor der protestantischen Hochschule zu Altdorf bei Nürnberg tätig gewesen sind. 30 Nachdem wir uns mit den Motiven der Bestellung des Petzolt-Pokals beschäftigt und die Umstände seines Zustandekommens geklärt hatten, halten wir die Behandlung einer einzigen Frage für unerlässlich. Allerdings soll sie eher erwähnt, denn entschieden werden, da sie zur Zeit kaum eindeutig beantwortet werden kann. Sie lautet einfach so, ob denn über die erwähnten Gesichtspunkte hinaus, ausser der Repräsentierung der Treue und der Huld von Untertanen sich nicht gleichsam