Vadas József (szerk.): Ars Decorativa 10. (Budapest, 1991)
SZILÁGYI András: Egy diplomáciai ajándék a 17. századból
im Hintergrund noch eine besondere, situationsgemässe Konzeption zwischen den Absichten der Auftraggeber verborgen hat? Nun, wie wir gesehen haben, war die Tatsache der Schenkung eine eindeutig zielgerichtete Geste, eine entschlossene Stellungnahme, zugleich aber war sie auch ein gründlich überlegter politischer Schritt. Die Übergabe dieses Kunstwerkes, höchstwahrscheinlich innerhalb eines geziemenden Zeremoniells, schaffte eine günstige Möglichkeit für den ersten und zweiten Mann der Nürnberger „Hierarchie", einen unmittelbaren persönlichen Kontakt mit dem Anwärter der Kaiserkrone Matthias anzuknüpfen. Für Georg Volckamer und Endres Imhoff war es zweifelsohne von Belang, die Bedeutung und das politische Gewicht des Stadtstaates aufzuwerten, ihre eigene Politik seitens des Reiches gutheissen zu lassen, und nicht zuletzt den künftigen Kaiser für diese - vorerst nur erhofften - Veränderungen in wirksamer Weise eintreten zu lassen. Wir wissen selbstverständlich nicht, ob denn bei der Übergabe des Geschenkes regelrechte diplomatische Verhandlungen geführt worden sind, sollten sie aber trotzdem stattgefunden haben, wissen wir noch immer nichts über ihren Inhalt. Aufgrund des bisher Gesagten dürfen wir jedoch zu Recht annehmen, dass beide führende Repräsentanten der Stadt die Gelegenheit gehabt haben werden, ihren Standpunkt zu erörtern, und zwar in Bezug auf eine höchst aktuell scheinende Frage, nämlich das traditionelle Zeremoniell nach der Kaiserwahl und -Krönung. Somit werden sie sicherlich nicht versäumt haben, den künftigen Herrscher dessen zu versichern, dass sich ihre Stadt dafür begeistern würde, wenn Matthias von der Tradition wieder Gebrauch machte, die von den Imperatoren des Mittelalters vorgeschrieben worden war und daher gleichsam als sanktioniert gelte. Jene, übrigens von den unmittelbaren Vorgängern nicht gehandhabte Praxis, wonach das „Haupt" des Reiches - bereits als Kaiser, Frankfurt verlassend - in Nürnberg einziehen würde. Es ist nämlich leicht einzusehen, dass - sollte dies in der Tat stattfinden - dieses Ereignis auf eine spektakuläre und überzeugende Weise die „Aussöhnung" zwischen dem Kaiser und dem Stadtstaat, die Eintracht, die eine neue Zukunft verheisst demonstrieren würde und dadurch die Positionen der Nürnberger Politik innerhalb der Reichsgrenzen erheblich bekräftigte. War denn wirklich ein diesbezügliches, wenngleich auch nur geheimgehaltenes Abkommen getroffen worden? War denn überhaupt von einer Intrada die Rede, und wenn ja, hat sich Matthias dafür erwärmt? Die Frage bleibt im Dunkel, trotzdem wollen wir auf sie nicht verzichten. Fest steht nämlich, dass vom Mai 1612 an etwa zwei Monate hindurch grossangelegte Vorbereitungen in Nürnberg zwecks würdigen Empfangs des künftigen Kaisers getroffen worden waren. In der Person von Jakob Wolff und Frederik von Valckenborch erhielten gleich zwei Meister vom Stadtrat je einen Auftrag, den Entwurf für einen Triumphbogen auszuarbeiten. 31 Die Arbeit des letzteren wurde in die Tat umgesetzt; der Triumphbogen mit vielen Figuren geschmückt wurde unter der Burg, in der Burggasse aufgestellt. Am 3. Juli 1612 zog der aus Frankfurt kommende Kaiser Matthias I. mit zahlreichem Gefolge, bei feierlichem Te Deum und Glockengeläute und durch die Spalier stehenden Bürger in Nürnberg ein. NOTIZEN 1 Gürsching, H. : Die Unionspolitik der Reichsstadt Nürnberg vor dem Dreissigjährigen Kriege (1608-1618). München, 1932. Endres, R. : Vom Religionsfrieden zur protestantischen Union. Derselbe : Politische Haltung bis zum Eintritt Gustav Adolfs in den Dreissigjährigen Krieg.