Vadas József (szerk.): Ars Decorativa 10. (Budapest, 1991)

SZILÁGYI András: Egy diplomáciai ajándék a 17. századból

Der Scepter das Reich deuttet gutt, Ein Hund sein Herren helt in Hütt. Also nach hohem ding auch eben, Eins Fürsten Sinn und gmütt soll streben. Nit fliehen ainig gfaehrligkhait, Damit er Schutz sein Land und Leutt Nit gar zu scharpff und hartt Regiern, So wird er lieb und trew auch spüren. Evolat in sublime Jovis velut armiger ales Ut discrimina mens maxima fortis adit, Ut regale notât populi moderamina scep­trum Diligit ut Dominum fida catella suum. Sic generosa petat mens principis ardua proque Subiectis fugiat nulla pericla suis, Sique gerat sceptrum populi ne cuncta ti­mentis Offendat nimius pectora laesa rigor, Sic continget ei placidi moderamina regni Sic poterit tuto plebis amore frui. Es werden darin die Tugenden des ideel­len Herrschers gepriesen, er selbst ge­mahnt, dass er Pflichten gegenüber seinen Untertanen habe, und auf diese Weise wird der Herrscher aufgefordert, umsichtig und weise zu regieren. Die Quelle des Textes ist vorläufig unbekannt, fest steht jedoch, dass wir es nicht mit einem Zitat aus dem Werk eines antiken Autors, sondern mit einem Werk, vielleicht sogar nur mit einem Teil eines Werkes der neulateinischen Literatur des späten Humanismus zu tun haben. Der Text vertritt keinen sonderlichen literari­schen Wert, daher können wir auf eine aus­führliche inhaltliche Analyse verzichten. Durch seinen Inhalt bzw. seine „Bot­schaft" mag er mit einer eigenartigen lite­rarischen Gattung der Zeit, dem Herr­scherspiegel oder Regentenspiegel (specu­lum principis) in Zusammenhang gestan­den haben. 21 Diese Gattung ist auf eine eigenartige Weise mit einer spezifischen Variante der emblematischen Literatur der Zeit um die Jahre 1600 verwoben: ähnlich den sog. Regentenspiegeln, manchmal so­gar nach ihrem Vorbild unternehmen auch die politischen Emblembücher den Ver­such, das Idealbild eines Herrschers zu entwerfen. Das geschieht zumeist in Vers­form, nicht selten in zehnzeiligen Disti­chen (unser lateinisches Gedicht ist eben­falls in Distichen abgefasst). 22 In diesen Werken kommt der Gedanke gleischsam als ein Topos zum Tragen, dass nach der Thronbesteigung des Herrschers eine glückliche Zeit, sozusagen ein neues Goldenes Zeitalter für das Land oder gar das Reich anbricht. Es ist also nicht von ungefähr, dass die allegorischen bildneri­schen Darstellungen, die den Text von po­litischen Emblemen (zumeist handelt es sich um Sinngedichte) begleiten, ganz be­wusst die Gestalt jener antiken Göttin nämlich Rheas heraufbeschwören, mit de­ren Herrschaft die Vorstellung des einsti­gen Goldenen Zeitalters der Menschheit verbunden ist. 23 Nutzniesser des neuen goldenen Zeitalters sind vor allem die treu­en Untertanen. Daher ist es verständlich, dass diese die Embleme interpretierenden Gedichte sich oft und gern auf die hinge­bungsvolle Treue der Untertanen als Un­terpfand und Bedingung der Eintracht zwischen dem Herrscher und seinem Volk berufen. All diese Vorstellungen und Hinweise sind in einer fast greifbaren Weise im zi­tierten zweisprachigen Text aufzufinden. Nun erlaubt uns gerade der Text die Deu­tung des symbolischen Gehalts der Attri­bute unserer allegorischen Frauengestalt. Krone und Szepter sind uralte traditionelle Insignien des Herrschers, der Adler war - nach mythischer Vorstellung und den Werken antiker Autoren - Jovis Waffenträ­ger (armiger ales Jovis), zugleich Symbol des Kaisers Macht und Würde göttlichen Ursprungs, aber auch der Tugenden des Herrschers, wie übrigens der Hund die un­bedingte Treue der Untertanen versinn­bildlichte. So lässt sich nun die rundplasti­sche Darstellung auf dem Deckel des Petz­olt-Pokals deuten, indem sie als Allegorie einer weisen Idealregierung aufgefasst werden kann.

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