Vadas József (szerk.): Ars Decorativa 10. (Budapest, 1991)
SZILÁGYI András: Egy diplomáciai ajándék a 17. századból
seine vierzehnmonatige Herrschaftszeit in Böhmen ruhmlos zur Neige ging. Die weitere Geschichte des Pokals von Hans Petzolt enthält nunmehr keine spektakulären Wenden. Nach dem frühen Tod Imre Thurzós (1621) erbte den Pokal seine Tochter Erzsébet, die 1638 Gattin des Sohnes von Palatin Miklós Esterházy, István (1616-1641), wurde. Nach der Geburt ihres einzigen Kindes Orsolya (7. März 1639) enthält die Familienchronik der Esterházy s zwei traurige Ereignisse: am 4. Juli 1641 stirbt der Vater, an demselben Tag des nächsten Jahres die Mutter, Erzsébet Thurzó. 18 Zehn Tage nach ihrem Tod wird ein Inventar über das fahrende Gut in der Burg Landsee erstellt. Darin heisst es unter anderem: „...ein alter Pokal, auf dem Deckel ein menschenförmiges Bild, auf der linken Hand ein Vogel, in der anderen ein Szepter, bei den Füssen ein Hund, ein kleiner Diamant auf der Brust, umgeben, von kleinen winzigen Perlen". 19 Aus der Beschreibung geht eindeutig hervor, dass der Petzolt-Pokal zur Hinterlassenschaft Erzsébet Thurzós gehört hat. Orsolya Esterházy, die das Erbe antreten sollte, wurde mit dreizehn Jahren, am 21. Oktober 1652 Gemahlin ihres Onkels, des späteren Palatins Pál Esterházy (1635-1713). Durch diese Ehe gelangt der Pokal als Mitgift, mitsamt dem Thurzó-Vermögen, in den Besitz der Familie Esterházy, in die Schatzkammer von Forchtenstein (es handelt sich nämlich um die fürstlich-Forchtensteinschen Linie), wo sich unser Gegenstand einige Jahrhunderte lang befand. In den meisten Veröffentlichungen figuriert der Pokal Hans Petzolts unter dem Namen „Diana-Pokal", da die rundplastische Frauengestalt auf dem Deckel von den meisten Forschern für eine Diana-Figur gehalten wurde. Eine Ausnahme bilden lediglich zwei Publikationen von Marc Rosenberg sowie Ernst Böhm, der eine Monographie über Petzolt geschrieben hatte ; sie sprechen von der Gestalt als von einer allegorischen Figur, die sie aber nicht zu deuten versuchen. 20 Die Identifizierung mit Diana beruht indes offensichtlich auf Irrtum, dem Missverständnis der Attribute und auf deren falscher Deutung. Das Problem besteht darin, dass das unerlässliche Attribut der Jagdgöttin, der Bogen fehlt, in ihrer Linken hält sie keinen Speer, sondern ein Szepter, auf dem Haupt trägt sie kein halbmondförmiges Diadem, sondern eine Krone. Aufgrund ihrer Bekleidung und ihrer erhabenen Körperhaltung würden wir denken, es handelt sich um eine mächtige Göttin der Antike. Ein Teil der Attribute würde dem auch nicht widersprechen, denn der Adler mit den ausgebreiteten Schwingen und das Szepter, dessen Knauf bereits auf den ältesten Illustrationen um 1884 fehlt, sowie die erwähnten Eigenschaften erinnern an die Rhea-Darstellungen in der Spätrenaissance. Zu den Füssen der Figur ist jedoch ein sitzender Hund zu sehen, dieses Attribut macht es aber zur Gewissheit, dass es sich hierbei nicht um die Mutter von Zeus handelt, zumindest nicht um eine traditionelle bildnerische Darstellung. Im Gegenteil, es kann sogar festgestellt werden, dass wir diesmal keine Göttin der klassischen Mythologie, sondern eine eigenartige allegorische Darstellung vor uns haben. Infolge des ungewöhnlichen Ensembles der auf verschiedene Figuren hinweisenden symbolischen Mittel bzw. der Zusammenstellung der Attribute, die vom herkömmlichen abweicht, würde die Deutung dieser Darstellung eine ziemlich schwere Aufgabe für den Kunsthistoriker bedeuten. Zum Glück müssen wir uns aber in diesem Fall nicht in Kombinationen verwickeln, die auf blossen Vermutungen beruhen. Am Sockel bzw. am Rand des Deckels unseres Pokals sehen wir nämlich eine zehnzeilige deutsche bzw. lateinische Inschrift, die gleichsam als Schlüssel zur weiteren Interpretation dient. Die Texte haben einen mehr oder minder ähnlichen Inhalt und lauten : Gleich wie sich hoch der Adler schwingt, Ein Frewdig Hertz all gfahr durchdringt.