Vadas József (szerk.): Ars Decorativa 10. (Budapest, 1991)

SZILÁGYI András: Egy diplomáciai ajándék a 17. századból

wesen war, wenn Friedrich tatsächlich sei­nen Verbündeten und nicht dessen Beauf­tragten beschenken wollte, so erhebt sich die Frage, warum denn der Pokal nicht in die Schatzkammer des Fürsten kam und wieso er im „Familienbesitz" der Thurzós bleiben konnte? Diesbezüglich sind wir, und das müssen wir zugeben, vorläufig auf Vermutungen angewiesen. Jene Meinung, wonach Bethlen das von seinem Verbündeten stammende und durch seinen eigenen Gesandten ihm über­reichte Geschenk nicht entgegennehmen wollte, oder die Tat der Schenkung zur Kenntnis nehmend, das Geschenk seinem Gesandten gegeben hätte, können wir un­bekümmert ausser acht lassen. Solch ein Fall ist nämlich in der Geschichte der da­maligen Diplomatie unbekannt, wäre er trotzdem vorgekommen, so wäre er sicher­lich urkundlich belegt. Eine andere Hypothese, die ebenfalls un­zulässig ist, dass nämlich Thurzó das Ge­schenk veruntreut hätte, kommt in Kennt­nis des Verhältnisses zwischen dem Für­sten und seinem Gesandten nicht in Frage und ist kategorisch auszuschliessen. Be­deutet das aber dann, dass wir von den oben erwähnten beiden Möglichkeiten doch die erste akzeptieren müssten? Um eine diesbezügliche Entscheidung treffen zu können, müssen wir es versuchen, das Problem vom Gesichtspunkt des Schen­kers aus angehen. Aufgrund der Meinung seiner Ratgeber, die in der Realpolitik nicht all zu sehr be­wandert waren, sowie mit einem für ihn positiven Resultat der Verhandlungen rechnend, konnte Friedrich mit Sicherheit meinen, dass der ungarische Landtag so bald wie möglich, vielleicht sogar in den bevorstehenden Wochen zusammentreten werde. Trotz einiger Zweifel hoffte er stark, Bethlen werde diesmal den Ent­scheid der Stände akzeptieren und die un­garische Krone annehmen, die übrigens bereits vom letzten Landtag in Pressburg, am 8. Januar 1620 dem Fürsten angeboten worden war. Zumal aber dies noch vor der Abschliessung der Konföderation, in einer weniger positiv scheinenden politischen Situation geschehen war, durfte er zu Recht glauben, dass die Königswahl, also die Krönung Bethlens tatsächlich vonstat­ten gehen werde. In Kenntnis aber seiner eigenen, ziemlich unsicheren Lage, sowie darum wissend, dass seine zum Hochadel gehörenden Diplomaten ununterbrochen diplomatische Kommissionen zu versehen hatten, schien ihm eine eigenartige Mög­lichkeit für realisierbar, ja nachgerade praktizierbar. Wir denken da an jene Lö­sung, dass er das diplomatische Geschenk, das Bethlen zugedacht war und anlässlich der zur erwartenden Krönungsfeierlichkei­ten übergeben werden sollte, seinem „Ver­trauensmann", dem Leiter seiner Prager Gesandschaft, Imre Thurzó anvertrauen werde. Ob das wirklich so geschehen war, kann selbstverständlich nicht bewiesen werden. Allerdings dementieren die bekannten An­gaben und das weitere Schicksal des Pokals diese Annahme nicht, somit scheint diese Variante, unseres Erachtens, vorstellbar zu sein. Um so mehr, als sich diese Hypothese mit den späteren politischen Ereignissen nur all zu sehr vereinbaren lässt. Vier Monate nach Beendigung der Ver­handlungen in Prag tritt der ungarische Landtag in Besztercebánya zusammen, wo die Stände Gábor Bethlen am 25. August zum König wählen. Im Gegensatz zu den Erwartungen seines Verbündeten lässt er sich aber bekanntlich nicht zum König krö­nen; er hütet sich davor, die ungarische Krone anzunehmen. Daher findet das Er­eignis nicht statt, bei dem der Pokal seinen Besitzer „hätte wechseln können", um in die Hand des vorgesehenen Inhabers, Gá­bor Bethlen zu gelangen. Die kommenden Monate waren für die Konföderation, vor allem aber für Fried­rich V. immer schicksalshafter. Nach der Niederlage bei Weissem Berg am 8. No­vember 1620 d.h. infolge des Sieges Ferdi­nands II. und der Liga hat sich das Schick­sal des „Winterkönigs" vollendet, indem

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