Forgács Éva (szerk.): Ars Decorativa 9. (Budapest, 1989)

SZILÁGYI András: Ignaz Wilhelm Dermer ötvösmüvei Magyarországon

steht, könnten die damaligen historischen Quellen diese immer rätselhafter scheinen­de Frage vielleicht doch beantworten. In dem bereits erwähnten handge­schriebenen Buch, in dem die Gönner der Jesuitenkirche und des Jesuitenklosters von Győr angeführt sind, begegnen wir am häufigsten dem Namen Ádám Acsády aus der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts 30 (Abb. 13). Acsády war adeliger Herkunft und wurde 1726 zum Bischof von Veszprém ernannt: er war ein bedeutsamer Mäzen der ungarischen Kunst der Epoche. Für sein Mäzenatentum sprechen vor allem die hervorragenden, in Ungarn befindlichen Schöpfungen des ausgezeichneten Malers des österreichischen Barock, Paul Troger, und zwar der Hauptaltar — und wahrschein­lich auch die Deckenfresken — der Igna­tiuskirche von Győr, sowie die Pfarrkir­che von Pápa. 31 Was Acsádys Laufbahn anbelangt, sei erwähnt, dass er seine theo­logischen Studien im Wiener Pazmaneum absolvierte, ab 1714 war er Domherr in Győr, am Landtag in den Jahren 1722/23 nahm er als Gesandter des Kapitels von Győr teil. 32 Karl III ernannte ihn 1726 zum sog. „Obergespan" (Burggraf) des Ko­mitates Veszprém und königlichen Kanz­ler; in letzterer Eigenschaft hielt er sich häufig und längere Zeit in Wien auf. Als Prälat und Kanzler sowie infolge seiner unmittelbaren Beziehungen zum kaiserli­chen Hof dürfte er wohl unbedingt jenem Kreise von Auftraggebern angehören, für dessen Mäzenatentum — unter anderem — die Fresken in Kremsmünster und in Sankt Florian sprechen. Die erwähnten Angaben bezeichnen seine eigenartige Po­sition unmissverständlich: infolge der kö­niglichen Gunst wurde Acsády in den un­garischen Magnatenstand erhoben; hier dürfte er höchstwahrscheinlich als „homo novus", und mithin zweifelsohne als Mann des Hofes gelten. 33 Wir halten es für kennzeichnend, dass die Györer Monstranz einerseits — beson­ders bezüglich der Darstellung der Ru­dolfsszene — von der traditionellen Iko­nographie des Gegenstandstyps grundle­gend abweicht, anderseits andere Motive wiederum diese Ikonographie nur gewiss­ermassen modifizieren, einige Elemente aber den herkömmlichen bildlichen Lö­sungen folgen. In diesem Zusammenhang lohnt sich die Aufmerksamkeit auf ein Element der figuralen Verzierung zu len­ken. Abweichend von den erwähnten, ähn­lichen, mehr oder minder aus derselben Zeit stammenden Beispielen, so unter an­derem von der Monstranz des György Szelepcsényi in der Schatzkammer zu Esz­tergom, erscheint neben dem Hostienbe­hälter rechts nicht die Darstellung der „siegreichen Maria" mit Zepter in der Hand, sondern die Figur der „Patrona Hungáriáé", der Madonna mit dem Kind. Bekanntlich erscheint der ikonographische Typ der „Maria de Victoria" von der zwei­ten Hälfte des 17. Jahrhunderts an beson­ders häufig an solchen Kunstwerken, die im Auftrag des kaiserlichen Hofes ent­standen sind, und zwar im Zeichen eines solchen, vor allem durch Wien angeregten Kults, in dem die Gottesmutter als himm­lische Schützerin der Dynastie, als „Ge­neralissima" des Hauses Habsburg verehrt wird. 3 ' 1 Der Auftraggeber scheint dieser Mariendarstellung gleichsam bewusst die spezifisch ungarische Variante der Marien­darstellungen entgegenzusetzen, jene, die auf die prägnanteste Weise das Grundmo­tiv der ungarischen katholischen Propa­ganda, die Idee des Regnum Marianum verkündet. Somit ist also festzustellen, dass der Auftraggeber nur soviel an dem zur Allgemeinheit gewordenen ikonogra­phischen Schema der Barockmonstranzen verändert hat, dass dadurch der dem Werk innenwohnende Bedeutungsinhalt mög-

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