Forgács Éva (szerk.): Ars Decorativa 9. (Budapest, 1989)

SZILÁGYI András: Ignaz Wilhelm Dermer ötvösmüvei Magyarországon

auf unserem Gegenstand, auf der Hinter­seite des Fusses, in Treibarbeit abgebildet ist, nämlich die Apotheose des Hl. Leo­pold, Stifter des Klosters zu Klosterneu­burg, kommt zwar in diesem Zusammen­hang selten vor, weicht jedoch von der traditionellen Lösung eigentlich nicht ab (Abb. 5). Die andere, vielgestaltige Szene auf der Vorderseite des Fusses stellt indes kein Ereignis aus der Legende der Heiligen dar, sondern zeigt eine legendäre Begebenheit aus dem Leben des Rudolf von Habsburg. Unter den Habsburgern bestieg Rudolf (1218—1291) als erster, im Jahre 1273 den deutsch-römischen Kaiserthron, weshalb er — herkömmlicherweise — als der Gründer der Dynastie angesehen wird. Verschiedene Chroniken und sonstige literarische Bear­beitungen erzählen in zahlreichen Varian­ten die mit seiner Person verbundene, und am meisten bekannte Legende, die sich — wie folgt — zusammenfassen lässt. Als jun­ger Ritter begab sich Rudolf auf die Jagd, begleitet von seinem Gefolge. Unterwegs begegnete er einem Priester, der in dem Viaticum das Allerheiligste trug. Der jun­ge Graf stieg von seinem Pferd und über­liess es dem Priester, bzw. er machte es ihm später sogar zum Geschenk. Auf die Fortsetzung der Legende, auf die verschie­dene Details aufweisenden, zahlreichen Varianten gehen wir hier nicht ein, son­dern begnügen uns damit, aus der 1798 ge­schriebenen Ballade von Schiller, „Der Graf von Habsburg", als der berühmtesten und vortrefflichsten literarischen Bearbei­tung des Themas einige Zitate anzuführen: „Aufs Waidwerk hinaus ritt ein edler Held, Den flüchtigen Gemsbock zu jagen. Ihm folgte der Knapp mit dem Jägergeschoss, Und als er auf seinem stattlichen Ross In eine Au kommt geritten, Ein Glöcklein hört er erklingen fern, Ein Priester wars mit dem Leib des Herrn, Voran kam der Mesner geschritten. Und der Graf zur Erde sich neiget hin Das Haupt mit Demut entblösset, Zu verehren mit glaubigem Christensinn, Was alle Menschen erlöset .. . Da setzt ihn der Graf auf sein ritterlich Pferd Und reicht ihm die prächtigen Zäume, Das er labe den Kranken, der sein begehrt, Und die heilige Pflicht nicht versäume." Auf dem Fuss der Monstranz sehen wir die Szene in einer eigenartigen, ge­wissermassen theatralischen Formulie­rung: links ist der Priester, der das Zi­borium hält, abgebildet, in der Mitte er­scheint die Gestalt Rudolfs, der mit zwei Personen seines Gefolges vor dem Aller­heiligsten kniend anbetet (Abb. 6). Obzwar die Darstellung einen klaren inhaltlichen Zusammenhang mit der Bestimmung der Monstranz — d. h. ihrer Funktion in der Liturgie — aufweist — bei der Themen­wahl wurde dieser Umstand offenbar in Betracht genommen —, wurde sie den­noch zu keinem üblichen ikonographi­schen Schema der Barockzeit. Im Gegen­teil, wir kennen kein einziges Beispiel — ausser der Györer Monstranz von Dermer — unter den zeitgenössischen Repräsen­tanten dieses Gegenstandtyps, worauf die­ses Thema geschildert wäre. 7 Der Schaft der Monstranz wird von einem birnenförmigen Nodus, und dar­über von einem stilisierten Blattornament gegliedert, daraus erhebt sich ovalförmig

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