Forgács Éva (szerk.): Ars Decorativa 9. (Budapest, 1989)
SZILÁGYI András: Ignaz Wilhelm Dermer ötvösmüvei Magyarországon
bzw. in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts populär, wofür — unter anderem — ein, auf die Jahre um 1765 datierbares Werk von János Szakáll aus Kolozsvár (Klausenburg, heute Cluj in Rumänien) spricht 3 (Abb. 3). Die Wiener und die Klausenburger Kanne weisen hinsichtlich des Aufbaus, der Proportion, der Verzierung und sogar auch ihres Ausmasses eine auffallende Ähnlichkeit auf. Zwischen ihrer Entstehungszeit sind etwa dreissig Jahre verstrichen; unter anderem beweist auch dieser Umstand deutlich, dass von der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts an für die ungarischen Goldschmiede immer mehr, und vor allem die Arbeiten der Wiener Meister mustergültig geworden sind. Dem Werk Dermers gehörte — wie das auch bei jenem des János Szakáll der Fall sein dürfte — sicherlich nach eine ähnlich bearbeitete, hohle Schüssel an, mithin konnten also beide Kannen ein Teil je einer Lavabogarnitur, oder einer Taufgarnitur sein. Die Ähnlichkeit der beiden Gegenstände wird dadurch nur noch verstärkt, dass sie weder eine Darstellung noch irgendeine Aufschrift, oder ein Wappen, das auf den einstigen Besitzer hinweisen würde, haben, ja selbst ihre frühere Provenienz ist uns unbekannt. Daher lassen sich weder die Person ihres Auftraggebers noch die Umstände ihrer Anfertigung mit Sicherheit ermitteln und feststellen. Was Geschicklichkeit und technisches Können anbelangt, verlangte die aus dem Jahre 1733 stammende Kanne dem Meister nichts Aussergewöhnliches ab. Eigentlich gilt das auch für zwei weiteren, in Ungarn befindlichen Arbeiten Dermers, die Monstranz in der St. Lorenz-Kirche von Táplánszentkereszt im Komitat Vas aus dem Jahre 1736, sowie für das aus dem Jahre 1748 stammende Kreuzreliquiar der Kapelle des Bischoftspalastes von Szombathely; diese Gegenstände repräsentieren ein gutes Durchschnittsniveau der Wiener Goldschmiedekunst der Epoche/ 1 Das Reliquiar gewinnt durch ein akzentuiertes Element der dekorativen Ornamentik, durch die Anwendung des symmetrischen Muschelmotive an Bedeutung; dieses Stück gehört zu den relativ frühen Werken des Rokokostils in der österreichischen angewandte Kunst. Unter den in Ungarn befindlichen Werken von Dermer ist dieses Reliquiar das einzige, von dem mit Sicherheit festgestellt werden kann, dass sein Auftraggeber kein Ungar gewesen ist. Das Reliquiar wurde nämlich in den Jahren 1806/1807 in Wien „repunziert" und um die Jahre 1809/1810 mit Befreiungsstempel bezeichnet. Hinsichtlich der künstlerischen Qualität und der anspruchsvollen Bearbeitung der plastischen Details werden benannte drei Gegenstände zweifelsohne von jener Monstranz überboten, die der Meister 1731, für die Hl. Ignatiuskirche in Győr (Raab) (Abb. 4) angefertigt hat und die sich auch zur Zeit am selben Ort, im Besitz der einstigen Jesuitenkirche, heute Benediktinerkirche befindet. 5 Das Werk gehört zum nicht seltenen Typ der barocken Sonnenmonstranzen: hinsichtlich seiner Form, seines Aufbaus zeigt es eine typische Lösung, von der in den Jahren nach dem Konzil zu Trient, generell in den katholischen Ländern Europas, bis zur zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts Gebrauch gemacht wurde. Vor allem die figuralen Darstellungen sichern dem Werk seine Besonderheit und Einzigartigkeit. Auf dem Fuss barocker Monstranzen sehen wir — in bemalter Email — oder getriebener Bearbeitung — in der Regel Darstellungen biblischer Szenen, meistens aus der Leidensgeschichte Christi, oder jenen der Evangelisten, manchmal Kompositionen aufgrund der Heiligenlegende. 0 Die Darstellung, die