Forgács Éva (szerk.): Ars Decorativa 9. (Budapest, 1989)
SZILÁGYI András: Ignaz Wilhelm Dermer ötvösmüvei Magyarországon
ANDRÁS SZILÁGYI GOLDSCHMIEDE ARBEITEN VON IGNAZ WILHELM DERMER IN UNGARN Wiener Goldschmiede des 18. Jahrhunderts sind durch eine Anzahl von Kunstwerken hoher Qualität in Ungarn vertreten; neben Museen und Privatsammlungen wird dieses beträchtliches Material hauptsächlich in kirchlichem Besitz aufbewahrt. Dieses imposante Ensemble von Kunstgegenständen gilt für uns als Veranlassung, zu untersuchen, was für eine Rolle die aus Ungarn stammenden Aufträge im grossen Entwicklungsprozess der Wiener Goldschmiedekunst im 18. Jahrhundert gespielt haben. Eine richtige Antwort auf diese Frage bekommen wir nur durch solche gründliche Forschungen, die sich auf die Herkunft der Gegenstände, sowie auf die Umstände ihrer Anfertigung beziehen und auf historischen Quellenmaterial beruhen. Zur Zeit scheint es so gut wie sicher zu sein, dass ein Teil der in Ungarn befindlichen, barocken Goldschmiedearbeiten Wiener Provenienz — es handelt sich dabei um einen Anteil, der heute zwar noch schwer zu überblicken ist, jedoch nicht unwesentlich sein dürfte — nicht für ungarische Auftraggeber angefertigt wurde, sondern erst im nachhinein, nachdem eine geraume Zeit verstrichen war, an ihren gegenwärtigen Aufbewahrungsort gelangte. In diesem Zusammenhang verweisen wir in erster Linie auf die Verordnungen von Franz I. aus dem Jahre 1809, die einen sprunghaften Zuwachs des Imports von Goldschmiedearbeiten bewirkten. 1 Diese neue Einfuhrwelle, die in den Jahren um 1810 ihren Höhepunkt erreicht hatte, führte unter anderem zu dem Ergebnis, dass man das Oeuvre einiger Meister des Wiener Barock nur höchst mangelhaft und einseitig kennte, würde man ihre in Ungarn befindlichen Arbeiten ausser acht lassen. Ignaz Wilhelm Dermer, dessen Schaffenszeit in den Jahren zwischen 1728 und 1748 lag, gehört nicht zu diesen Ausnahmen. Aufgrund der Bände der Kunsttopographien, der verschiedenen Ausstellungskataloge, sowie der meist handschriftlichen Bearbeitungen jener Kunstgegenstände, die sich in kirchlichen und im Privatbesitz befinden, kennen wir von ihm insgesamt bloss vier Werke, die in Ungarn aufbewahrt werden. Eines davon, eine sogenannte Helmkanne (Abb. 1, 2) in der Sammlung des Museums für Kunstgewerbe in Budapest, gehört zu einen Gegenstandstyp, der sich in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts ausgebildet hat und anschliessend, im Laufe des 18. Jahrhunderts in Mitteleuropa eine starke Verbreitung fand. 2 In Ungarn wurde dieser Typ der Goldschmiedearbeiten gegen Mitte