Forgács Éva (szerk.): Ars Decorativa 9. (Budapest, 1989)
SÁRMÁNY Ilona: A deszkabútor-stílus Bécsben és Budapesten a századfordulón
welcher Ungarn keinen typischen eigenen Lokalstil entwickelte, eine Wiedergeburt gehabt, weil er auch für die romantischen, auf der Volkskunst basierenden Interieurs das richtige geeignete Material und die passende Technik bot. Historische emotionelle Assoziationen konnte er erwecken und für eine dünne Schicht der ungarischen Intelligenz bedeutete seine puritanisch einfache, doch ästetische Formsprache die Verkörperung von Nationaltradition und Modernität, Bodenständigkeit und Europäertum. 37 Die in diesem Stil entworfenen Interieurs blieben meistens nur Idealpläne, in erlesenen graphischen Mappen (Abb. 81, 62). Die ungarische Massenmöbelproduktion hat diese Richtung nie favorisiert. Nach ungefähr 1907 war die Kunstgewerbeproduktion in Budapest teilweise von Neobiedermeier, teilweise von Wien und Deutschland inspiriert, hatte aber auch eine Wiederbelebung der englischen Arts und Crafts-Formen gesehen. Die ausgeführten Ensembles des ungarischen nationalromantischen Brettstils blieben seltsame Beispiele der wenigen Künstlerheime, die vor 1914 gebaut wurden. Doch sie hatten in den zeitgenössischen Kunstzeitschriften eine so große Publizität bekommen, daß sie im allgemeinen Kulturbewußstein die typische, echt ungarische Interieurkunst repräsentierten. Nach 1907 wurden zwischen Wien and Budapest die Künstlerischen Kontakte mehr und mehr ausgebaut. Nach 1910 finden wir in so manchen großbürgerlichen Villen ähnliche Interieurs wie in Wien, aber schon von ungarischen Künstlern geplant. Die neoklassizistischen Neobiedermeier-Tendenzen traten in den beiden Städten zur selben Zeit auf. 38 Doch gerade zwischen 1900 und 1907, als die Wiener Interieurkunst, der „Schwarz-weisse Würfelstil" seine Blütezeit erlebte, war Budapest — wegen kulturpolitischer und auch wegen seiner verschiedenen Geschmacksorientierung intransigent. Ungarn entwickelte aus einem vielfältigen Stilpluralismus langsam eine wieder archaisierende, von der Volkskunst inspirierte Richtung, welche — wegen ihrer relativ puritanischen Einfachkeit und Unzeitgemäßheit — nicht zum modernen alltäglichen Leben paßte. Sie blieb entweder Schaustück für Ausstellungen, oder Emblem eines verträumten idealischen National-Aesthetizismus. ANMERKUNGEN 1 Die Geschichte der Wiener Kunstmöbeltischlerei ist in den letzten Jahren mittels mehrerer Werke bekanntgemacht worden, z. b. Vera Bechal: Möbel des Jugendstils: Sammlung des österreichischen Museums für angewandte Kunst. München, 1981. Werner Schweigert: Die Wiener Werkstätte Kunst und Handwerk 1903—1932. Wien, 1983. Weiterhin, eine Srie von Teilabhandlungen. Die Möbelkunst der ungarischen Sezession ist vorläufig noch unerschlossen, so unser Aufsatz basiert überwiegend auf den zeitgenössischen Quellen und Kritiken. Da die Chronologie in den ersten drei Jahrgängen der Magyar Iparművészet wegen den zusammengezogenen Nummern nicht genügend akkurat ist, bei den einschlägigen Daten der Fußnoten, im Interesse einer besser nuancierten Zeitfolge, führen wir den Monat des Erscheinens auch an. 2 Mangels Teilbearbeitung hat unser Aufsatz eher einen Problem-anregenden Charakter,