Forgács Éva (szerk.): Ars Decorativa 9. (Budapest, 1989)
SÁRMÁNY Ilona: A deszkabútor-stílus Bécsben és Budapesten a századfordulón
Wir finden immer weniger Berichte über Wien, und zuletzt, ab 1903, wird kein einziges Wort auf die Wiener Werkstätte verwendet, nicht einmal in der Auslandschronik werden die Ausstellungen der Sezession erwähnt. Was steckte hinter dieser Entfremdung? Was konnte die zeitgenössische Haltung gegenüber dem Wiener Stil sein? Die einfache fertige Antwort ist natürlich, dass Budapest, wann es neben der Wiener Sezession überhaupt zu Wort kommen wollte, unbedingt anders, verschieden sein mußte. Die Bemühungen um einen eigenen modernen Stil hat Wien indirekt negativ determiniert. Die auf die internationalen Ausstellungen geschickten repräsentativen ungarischen Kunstgewerbeprodukte mußten prägnant ungarisch, sozusagen alles andere, nur nicht dem Wiener Stil ähnlich sein. Ab 1900, also genau ab der Zeit, da der eigenartige Wiener Stil auftritt, und noch viel mehr nach der Herauskristallisierung des schwarz-weissen Würfelstils hat sich Budapest systematisch und konsequent vom Wiener Einfluss abgekapselt. (Natürlich finden wir so manche Gegenbeispiele, aber die waren sporadisch und selten.) 21 Eine andere Frage ist die Tischlermöbel-Produktion, die nach einer allgemeinem Mode verlief und sich nach selbständigen theoretischen Gestaltüngsprinzipien richtete. Dort gab einen grossen Import von Wiener Formlösungen. Neben diesem von Kulturpolitik und Nationalgefühl determinierten Grundverhältnis ga'b es auch wichtigen innere, strukturelle Verschiedenheiten, die den Stil des ungarischen und des Wiener Kunstgewerbes (Möbel Design) so anders formten. 22 „In Wien verschwindet ab 1900 langsem die konstruktive Vorherrschaft des billigen, einfachen Brettes als formales Akzent des Möbelbaus. Es war dem Möbel in „Brettstil" kein grosser Erfolg beschieden, meistens Künstlerkollegen und nur wenige bürgerliche Auftraggeber konnten sich mit der neuen Wertvorstellung identifizieren, die dem inneren Wert den Vorzug vor der äusserlichen Zurschaustellung gaben. Sobald sich die Möbelwirtschaft diesem neuen Stil verscrieben hatte, bediente sie sich der einfachen und billigen Konstruktion, die sie mit modischen Dekor überzog, um den Eindruck einer gewissen Kostbarkeit entsteher zu lassen." 23 Für die weitere Entwicklung des modernen Wiener Interieurs waren Otto Wagner, Josef Hoffmann, Kolo Moser und ihr Schülerkreis an der Kunstgewerbeschule von grösster Bedeutung. Obwohl Julius Meier-Graefe schon im Jahre 1900 auf der österreichischen Beitrag zur Pariser Weltausstellung hinweisend schrieb: „Fast aus dem Nichts hat Wien einen neuen Stil erhalten" und er betonte besonders die Einheitlichkeit in den Detailformen wie auch in den gesamten Raumausstattungen" 24 kristallisierte sich die als Wienerisch par excellence angesehene lokale Variante des modernen Stils die stark geometrische Formgebung erst nach 1900 heraus. Die wichtigsten Gestaltungsprinzipien dieses Stils hat Otto Wagner schon früher ausgearbeitet; Form, Funktion und Material sollten mit den einfachsten Mitteln vereinigt werden. Eine streng architektonische Denkweise, die rationell durchgedachte geometrische Formen bevorzugte und statt der im allgemeinen herrschenden „Dekorationsleidenschaft" sich auf die funktionsbedingte Ornamentierung beschränkte und die den künstlerischen Effekt durch die eleganten Proportionen, durch absolute Materialbeherrschung und später mit der Verwendung edler Matériáién erreichte — hat di-