Forgács Éva (szerk.): Ars Decorativa 9. (Budapest, 1989)
SÁRMÁNY Ilona: A deszkabútor-stílus Bécsben és Budapesten a századfordulón
und zeigen einen starken, englischen bzw. mittelalterlichen Charakter (Abb. 48). Ein wichtiger Faktor bei der schnellen und leichten Übernahme des englischen Arts and Crafts-Möbelstils in Budapest war, dass die englische Kunstgewerbereform einen ausgeprägten historisierenden Charakter gehabt hatte, nicht nur in den Gestaltungsprinzipien, sondern auch in seinen treu übernommenen mittelalterlichen Formen und einfachen Handwerktechniken. Obwohl er \iel einfachere materialgerechtigen Formen verwendete als der Historismus, könnte man ihn als eine verfeinerte, zeitgemäße Variation der Neugotik interpretieren. Auch in der ungarischen Möbelkunst wurden die ersten bemerkenswerten Möbelentwürfe von Ede Wigand, Pál Horti oder Róbert Nádler im Brettstil gemacht. Mit den zwei ersten haben wir die führenden Möbelentwerfer der ersten Jahre der modernen ungarischen künstlerischen Neuorientierung bekannt 15 (Abb. 49, 50, 51, 52, 53). Der wesentliche Unterschied zwischen den Wiener und Budapester Kunstgewerbe/Kunstindustrie lag in zwei Faktoren: in Wien gab es eine blühende, auf hohem Niveau stehende Kunstindustrie, in Budapest brauchte diese viel kleinere Kunstindustrie dauernd staatliche institutionelle Unterstützung, Förderung. Die Produktion war gering. Die Gesellschaft für Kunstgewerbe versuchte mit Wettbewerben, Konkurrenzen, verschiedenen Veranstaltungen einen grösseren Käuferkreis heranzubilden, aber von enimen stabilen Mäzenatentum konnte mann kaum sprechen. Die wichtigsten Ereignisse waren die Weihnachts- und Frühlingsausstellungen, auf denen die als Vorbild gemeinten neuesten Stücke gezeigt wurden, und grosser Wert wurde natürlich auf die internationalen Ausstellungen gelegt. Gerade wegen der relativen Schwäche der Kunstgewerbeproduktion kann sich die Forschung auf das Ausstellungsmaterial stützen, weil dieses — besonders in den ersten Jahren — genau anzeigt, welche Tendenzen auf dem ganzen Gebiet herrschten: Die Kritiken der Magyar Iparművészet hatten eine programmgebende Rolle gehabt und sind die wichtigsten Quellen um die Ideologie der künstlerischen Bestrebungen zu rekonstruieren. Gegenüber Wien hatten die Redakteure un Kritiker der Magyar Iparművészet immer eine ambivalente Einstellung gehabt. Sie fühlten sich verpflichtet, jeden kleinen (ersten) Versuch, in der Heimat neue Techniken, neue Tätigkeit und überhaupt die Kunstgewerbe einzuführen, zu fördern und gegenüber der ausländischen, besonders Wiener oder böhmischen Konkurrenz zu schützen. Aber sie versuchten in jeder Hinsicht ,,up to date" zu sein und von überall die besten Beispiele heranzuziehen, um den Geschmack des Publikums zu verbessern und die neuesten Experimente schnell bekannt zu machen. Kálmán Györgyi hat über die erste Sezessions —Ausstellung in der Gartenbaugesellschaft sehr positiv geschrieben. 10 Im Jahre 1900 hat er über die Weihnachtsausstellung des Museums für Kunstgewerbe einen langen Artikel, mit vielen Abbildungen, veröffentlicht. 17 Károly Lyka schrieb über die Konkurrenz für die „Einrichtung des Wohnzimmers eines verheirateten Arbeiters"; 18 und im selben Jahrgang erschien L. Hevesi' s Aufsatz „Der moderne Stuhl." 19 Langsam aber wird der Ton zurückhaltender, das Lob immer sparsamer und häufig wird auf die österreichische Konkurrenz hingewiesen. Daneben taucht eine wichtige kritische Bemerkung immer öfter auf: dem österreichischen Kunstgewerbe mangelt es an Nationaldharakter ! 20