Forgács Éva (szerk.): Ars Decorativa 9. (Budapest, 1989)
SÁRMÁNY Ilona: A deszkabútor-stílus Bécsben és Budapesten a századfordulón
(Abb. 44, 45, 46). In den beiden Städten versuchten die Theoretiker und Organisatoren des Kunstgewerbes die Muster von England zu übernehmen von wo die Kunstgewerbereform eigentlich gekommen ist. Im österreichischen Museum für Kunst und Industrie brachte der Direktionsantritt des anglophilen Arthur von Scala 1897 eine verstärkte Konfrontation des österreichischen Handwerks mit den Erzeugnissen der englischen und amerikanischen Produktion mit sich. In 1897 werden in Budapest englische Möbel vorgeführt 9 und bereits 1897/98 konnte man solche in der hiesigen Weinacht Ausstellung sehen. 10 Auf der Suche nach zeitgemäßen Ausdrucksformen waren die ursprünglich in England ausgearbeiteten Theorien wie die Wiedereinführung der Handwerksproduktion und die Einheit von Material, Funktion und Verarbeitung / Technik — für Wien richtungsweisend. Parallel zum Jugendstil / Art Nouveau — Formexperimenten welche versuchten eine neue, noch nie dagewesene Formsprache zu schaffen — gab es eine andere — in der Einstellung diametral entgegengesetzte Vorstellung im Kunstgewerbe, der es um erst jüngst, im 19. Jahrhundert verlorengegangene Werte, wie hohes handwerkliches Niveau und „guten Geschmack" ging. 11 Sogar die soziale Dimension und die daraus folgenden sozial-utopischen Gedanken waren in Wien bekannt und anerkannt. Die 1888 von Charles R. Ashbee gegründete Guild of Handicrafts wurde als die Verwirklichung der Reformideen von Morris gewertet. Eine weitere Forderung des Morris'schen Gedankenkreises war, daß Kunst nich als Luxus angefaßt werden soll, sondern einer integralen Bestandteil unserer alltäglichen Umgebung und unserer Gebrauchsgegenstände bilden soll. Das ursprüngliche, verlorengegangene Idealbild der Harmonie von Kunst und Leben bedeutete für die englischen Bahnbrecher die Kunst des Mittelalters und in gewissem Masse die Volkskunst. Wie sehr diese Richtung die Wiener Möbelproduktion in den späten 90-er Jahren beeinflusst, zeigt ein programmatischer Artikel von Franz Wickhoff, von 1898. 12 Um kurz zu schliessen: Als Folge dieser Einflüsse, dominierte in Wien in den ersten Jahren des Kunstfrühlings ein sogenannter „Brettstü". In dieser ersten Phase der Entwicklung war der Respect dem Brett und der Latte das regenerierende Moment. Also die Achtung vor dem Wesen des Rohstoffs und jener ersten „Urform", die ihm die Menschenhand gibt. Nach mehreren mit Vorliebe schnitzenden und drechselnden Jahrzehnten ist das eine förmliche Revolution" . .. „Die improvisierte Einrichtung der ersten Ausstellungsräume der Sezession ist der Keim dieser neuen Möbelkunst. Die jungen nannten das scherzweise den Brettlstil, wie die Gegner das Englische den „Spriesselstil" spotteten." Das Brett, wie es in Handel vorkommt, war sein Material, die seine persönliche Empfindungslinie seine Form, das praktische Bedürfnis, seine Logik, die couragierte Farbe und — man verzeihe das unhöfliche Wort — eine Art naiver Laubsägegeist sein Schmuck. 13 Frigyes Spiegel macht den wiener Brettstil, dessen formenreichtum und vielhalt im seinem Programmebenden Artikel bekannt und führt auch die Werke Josef Hoffmann's vor 14 (Abb. 47). In Budapest können wir eine ähnliche Entwicklung feststellen. Die zwischen 1898 und 1901 ausgestellten ungarischen Möbel sind beinahe ausnahmslos aus Brettern kastenartig zusammengefügt