Forgács Éva (szerk.): Ars Decorativa 9. (Budapest, 1989)
SÁRMÁNY Ilona: A deszkabútor-stílus Bécsben és Budapesten a századfordulón
Dieser Vorsprung von einem Jahr in der Übernahme und dem Schaffen von Art-Nouveau und Jugendstil-Formen bedeutet aber nur einen scheinbaren Vorteil zugunsten Budapests. Es handelte sich dabei nur um die zufällige zeitliche Ubereinstimmung von vereinzelten, isolierter Versuchen, die sich auch später nicht zu einem Ganzen zusammenfügen sollten/' Im Jahr 1896 hielt der Späthistorismus seinen Triumpfzug in Ungarn, dies zeigte sich eindeutig auf der Landesausstellung, und davon zeugen die öffentlichen Bauten von landesweiter Bedeutung. Das war der Hintergrund — und auch das Hindernis — der neuen Strömungen der Innen-Architektur bis etwa 1905, denn die grossen Bauvorhaben nahmen beträchtliche finanzielle Mittel und fast die gesamte Kapazität der grossen Möbel — imd Kunstgewerbefirmen in Anspruch (z. B. die Innenausstattung des Parlaments und des königlichen Schlosses in Buda). Für die Neuerungen stand nur Sphäre des Ausstellungswesen und der Privatbauten offen. Genau wie in Wien waren die Privatinitiativen von führenden offiziellen Persönlichkeiten in hohen Staatsfunktionen bei der Unterstützung der neuen Bestrebungen im Kunstgewerbe entscheidend." 1 Die begeisterten Förderer der Erneuerung in Kunstgewerbe György Rath und Kálmán Györgyi — der Vorsitzende bzw. der Sekretär der Kunstgewerbegesellschaft — bemühten sich zusammen mit Jenő Radisics, dem Direktor des Kunstgewerbemuseums (genau so, wie ihr Kollege in Wien, Arthur von Scala) um die Reformierung des Kunstgewerbes und allem der Möbelkunst nach englischem Vorbild. Zu ihren Verdiensten zählten die alljährlichen Weihnachts- und Frühjahrs-Ausstellungen des Kunstgewerbe-Vereins und vor allem die Gründung der Zeitschrift Magyar Iparművészet (Ungarisches Kunstgewerbe), die sie seit 1897 herausgaben, und die ein spezifisches Art Nouveau-Organ ersetzen konnte, obwohl sie sich am Anfang keinem besonderen Stil verpflichtet fühlte. 6 Neben der offenen pluralistischen Geschmacksorientierung war ungarischen Kunsthandwerk schon innerhalb des Späthistorismus eine besondere Stilexperiment-Tendenz bemerkbar, nämlich ein Versuch, mit Hilfe der Volkskunstornamentik einen sogenannten ungarischen Dekorationstil (magyar díszítő stíl) zu schaffen. 7 Diese Rictung verstärkte sich nach den Millenium teilweise wegen ö. Lechners Tätigkeit, teilweise weil die internationalen Stiltendenzen auch eine grosse Affinität zur ornamentalen Flächenkunst und zum florealen Dekorieren gehabt haben. In den ersten Jahrgängen der Magyar Iparművészet bis ungefähr 1902 kann man noch ziemlich viele Aufsätze und Nachrichten über die parallelen Wiener Ereignisse finden. Obwohl eine natürliche Rivalität, Angst und Neid auf Seiten der Ungarn gegenüber der auf viel höherem technischem Niveau stehenden Wiener Kunstindustrie und Kunstgewerbe vorstellbar sind, strahlen die Schriften Neugier, Interesse und Streben, alles Positive zu lernen aus. Meistens mit Distanz, aber doch als Musterbeispiele sind die Wiener Versuche erwähnt. 8 Sogar von einem stilistisch-formalen Gesichtspunkt kann man parallele Erscheinungen beobachten. 1898/99 wurden in Wien wie in Budapest neben manchen Möbeln mit geschwungenen und gebognen Umrissen (Abb. 42, 43), sogar kreisförmig gestaltete Elemente, mit gewellte Sprossen in den Wandausschnitten im Zahl vielleicht mehreren Entwürfe mit der rustikalen Rechtwinkeligkeit der englischen Vorbildern gestaltet