Imre Jakabffy (szerk.): Ars Decorativa 8. (Budapest, 1984)

LÁSZLÓ, Emőke: Netzarbeiten aus dem 16—18. Jahrhundert in Ungarn

Muster wurde nicht auf Netz, sondern auf dünn gewebte Leinwand (buratto) gestickt. Auf diese Weise ausgeführte Stück sind in unserer Sammlung nicht auffindbar. Der Grundstoff des Netzes besteht aus stark gedrehtem Seiden- oder Leingarn, eventuell aus Hanf. Das vollendete Netz wurde auf einen Rahmen gespannt und erst danach das Muster hineingestickt, des­sen Konturen bis zum ausgehenden 17. Jahrhundert meistens streng dem Netz­quadrat folgen, infolgedessen sie stufig aussehen. Die drei Haupttypen des Stiches sind: Leinenstich (punto a f ela, pointe de toile); Stopfstich — dieser kann entweder in einer Richtung stehen, sog. Heftstich oder sich am Rande des Quadrats wendende, den vorherigen Stickreihen sich entgegen­kehrende sog. Wiederholungsstich (punto a remmando, point de reprise) sein — und letztenendes die zahlreichen Stichtypen enthaltenden Varianten der Schling- und Spitzenstiche (Schling-, Fl echt- und Spit­zenstich). Das mustergebende Stichgarn besteht bei den pompösesten Stücken aus farbigen Seiden- und Metallfäden, bei den von uns bekannten Exemplaren überwie­gend aus Flachs- oder Baumwollfäden. Unter den ausfüllenden Stichen ist der älteste der Leinenstich, meistens bemerkt man diesen im italienischen Denkmalmate­rial vom Ende des 16. Jahrhunderts. Am Anfang des 17. Jahrhunderts wird schon alternativ Leinen- und Stopfstich verwen­det, und in der zweiten Hälfte dieses Jahr­hunderts — nach Einfluss des Barock — werden die Motive des Leinenstiches mit Stopfstich konturiert. Diese abtönende Wirkung wird in unserem Denkmalmate­rial noch dadurch verschärft, dass die Lei­nenstiche gewöhnlich durch rohfarbiges Flachsgarn ausgebildet sind, die konturie­renden Stiche aber durch gebleichte Lei­nen- oder Baumwollfäden. Verhältnismäs­sig spät, am Ende des 17. Jahrhunderts — auf Einfluss der damals in voller Blüte stehenden Klöppelspitze — verbreiten sich die Schling- und Spitzenstiche, welche die Mitte der Blumenmotive ausfüllen. Oftmals findet man in Ungarn im letzten Viertel des 16. Jahrhunderts und im 17. Jahrhundert in den Nachlass- und Staffierungsinventaren unter den Kleider­waren und dem Leinenzeug Erwähnungen über Netzarbeiten. Die grosse Zahl dieser weist unbedingt darauf hin, dass die Ver­fertigung der Neztarbeit schon lange in Mode sein konnte, und nebst Seide, Samt, Stickereien und Spitzen das Filet sehr wichtige Rolle in der Verzierung der Be­kleidung und im Leinenzeug der Woh­nungseinrichtungen der Edelleute spielte. Die Inventare weisen manchmal darauf hin, dass einige Stücke im Ausland ver­fertigt worden waren, doch sind sie über­wiegend ungarländische Erzeugnisse. Nicht nur die Manschetten und Einlagen waren mit Netz verziert, sondern oft wurden diese Bekleidungsstücke völlig aus Netz hergestellt. So unter den hinterlassenen Schätzen von Anna Ormány (1581) 2 haben wir zwei Netzleibchen gefunden, das eine goldverziert („aranyas"), im Nachlass von Anna Bárczay (1588) :1 ebenfalls drei gold­verzierte. Margit Görgey (1590) 4 hatte ein mit Gold genähtes Netzhemd. Besonders üppig geschmückt waren die Häubchen, so z. B. die Haube von Margit Görgey, die aus orangenfarbiger Seide geknüpft wurde und mit Perlen, Gold- und Silberfäden genäht, sie besass aber auch Seidenhäubchen in Grün und Weinrot. 5 Unter zwölf Netz­hauben von Kata Károlyi (1595) 6 war eine „weisse Netzhaube, woran 112 goldene Agraffen (boglár) gefestigt waren, von denen 40 mit Edelsteinen geschmückt, die übrigen aus purem Gold und Perlen". Von zwei Schleierchen aus Netz ist das eine

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