Imre Jakabffy (szerk.): Ars Decorativa 8. (Budapest, 1984)
SZILÁGYI, András: Fortleben einer mittelalterlichen Komposition im 16—17. Jahrhundert
der andächtigen, die einzelnen Stationen der Passion evozierenden spätmittelalterlichen Meditationen weitgehend überein. 3 Die Texte dieser religiösen Betrachtungen zeugen eindeutig von der Verbreitung gewisser Elemente der Mystik des 15. Jahrhunderts, nämlich der zunehmenden Marien-Verehrung und des sich vertiefenden „Heiligen Blut"-Kultus. Es hängt damit zusammen, dass am Ende des 15. Jahrhunderts die erwähnte Darstellung durch wesentlichen neuen Motive sich zu bereichern beginnt, ohne die Struktur der Komposition grundsätzlich zu verändern. Kommt auf der vor 1450 entstandenen Miniatur (Abb. 1), die einem in England tätigen Karthäusermönch zugeschrieben ist/' und auf dem vom Ende des 15. Jahrhunderts stammenden niederländischen Holzschnitt (Abb. 2) r> das traditionelle IHSMonogramm zur Erscheinung, auf den späteren Varianten — unter welchen ein französischer Holzschnitt um 1500 als das früheste Werk gilt (Abb. 3)° — taucht dagegen eine Kombination des Monogramms Jesu und Mariens auf. In anderer Hinsicht lässt sich aber dieser französische Holzschnitt zu den früheren Vergegenwärtigungen des Themas anknüpfen. Zu dem niederländischen Stich ähnlich ist auch auf diesem Blatt unter dem Korpus die kniende Figur der Magdalena, als häufiges Motiv der Kalvariendarstellungen des 15. Jahrhunderts, sichtbar. Im Falle der späteren Varianten wurde diese Gestalt durch die Szene der „Gregorsmesse" — d.h. des Wunders der sich blutenden geweihten Hostie —• abgelöst. Die meisten Beispiele dieser Komposition enthalten neben der grossen Menge der Passionswerkzeugen und der auf die verschiedenen Ereignisse der Leidensgeschichte hindeutenden Bildzeichen auch traditionellen Passionsszenen. Diese Kompositionslösung lässt sich ausser den oben 1 MINIATUR EINER HANDSCHRIFT VOR 1450. BRITISH MUSEUM, LONDON erwähnten französischen Holzschnitt auch auf der gestickten Verzierung einer um 1560 entstandenen und in Florenz aufbewahrten Mitra (Abb. 6) beobachten. 7 Weist das vorige die Darstellung des Christus am ölberg und das letztgenannte jene der Kreuztragung auf, kommen auf den beiden Werken die Szenen der an der Martersäule gebundenen Christus und des „Ecce Homo" zur Erscheinung. Unter der Illustrationen eines in Zaragoza (Spanien) herausgegebenen Druckwerke lässt sich ein Schrottblatt aus 1548 auffinden (Abb. 5). 8 Diese etwas verein16