Imre Jakabffy (szerk.): Ars Decorativa 8. (Budapest, 1984)
WEINER, Piroska: Italienische Exlibris
Der Meister des für A. Liraghi verfertigten Exlibris trennt sich endgültig von den traditionellen Wappendarstellungen und drückt das künstlerische Interesse des Bestellers aus, seine Neigung für Musik mit lyrischem und gefühlvollem Inhalt, folgend dem Kunstgeschmack jener Epoche. Werk des Kupferstechers Stucchi in Venedig, um 1800. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts befreit sich gänzlich die italienische Exlibriskunst von der heraldischen Gebundenheiten; wird in seinem Stil zeitgemässiger, und wird immer mehr in seinem Inhalt des Interesses des Eigentümers Spiegel. Seine Thematik umfasst immer breitere Skala, doch natürlicherweise in Italien, wo die klassischen Reminiszenzen so lebendig sind, werden auch nach Jahrhunderten solche Exlibris ins Leben gerufen, die die klassischen Elemente den Ausdruck des Individuums hervorrufen. Zuweilen schufen auch nennenswerte bildende Künstler Anfang dieses Jahrhunderts Exlibris, so z. B. Giulio Aristide Sartorio, im Sinne von seinen Gemälden bekannter Art und Weise. Obzwar der Futurismus — in erster Linie durch das im Jahre 1910 veröffentlichte Manifest der Futuristen — grosse Wirkung auf die Graphik verübt hatte, welche immer stärker werdend auch ihre eigene Sprache zu verschaffen suchte, ferner in den 30er Jahren als Novecento bekannt gewordene Richtung und die neoklassistische, sog. Römische Schule zu herrschen begannen. In der Exlibriskunst sind auch nach 1945 die abstrakten Richtungen beliebt geworden, zugleich verbreiteten sich verschiedene, kombinierte technische Ausführungen. Im 20. Jahrhundert konnte man über die Wiedergeburt der Exlibriskunst sprechen, besonders des Holzschnittes. Nennenswerte Künstlergruppe gestaltete die Holzschneider aus La Spezia, deren Mitglieder De Carotis, Mantelli, Moroni, Guarneri, Melli, Luperini waren. Der geistige Führer der neuen Bewegung der Holzschnittkunst war Luigi Servolini, zugleich auch ein Kunstliterarer. Die beliebtesten Techniken wurden nebst Holzschnitt die Verfahren Aquaforte, Lithographie, später die photomechanische Methode. In der Exlibris-Sondernummer der Zeitschrift ,,A Gyűjtő" (Der Sammler) von 1913, publiziert László Siklóssy einige italienische Exlibris vom 20. Jahrhundert, das ungarische Publikum hat hier diese Kunstart kennenlernen dürfen. Im allgemeinen sind die italienischen Exlibris monochrom, schwarz-weiss, selten farbig. Gern werden Symbole in dekorativer Form dargestellt. Beliebt sind die Mottos, die Parolen. Die Exlibris werden mit grosser Präzisität geschaffen, der Künstler bietet all sein Wissen, seine künstlerische Überzeugung in die persönliche Eigenschaften des Besitzers, was er mit Intensivität und Hineinleben zum Ausdruck bringt, zugleich achtet er auch auf die Art der Ausdrucksform des Zeitgemässen. Deswegen soll man die italienische Exlibriskunst nicht nur aufgrund ihrer künstlerischen oder dekorativen Wert beurteilen, sondern auch ihrer inhaltlichen Bedeutung nach — laut Luigi Servolini — der das Vorwort zum Werk von Cesare Ratta: L'exlibris moderno in Italia (Bologna, o. D) geschrieben hatte. Die Arbeit der in diesem Buche erwähnten Entwerfer, Zeichner, Holzschneider, Kupferstächer, Lithographen und sonstigen Graphiker fasst er so zusammen, dass diese mit graphischen Mitteln auf kleinst Gebiet die reinsten geistigen Werte schaffen können. 130