Imre Jakabffy (szerk.): Ars Decorativa 7. (Budapest, 1982)

SZILÁGYI, András: Zum Oeuvre des Monogrammisten ICL

diese Zeichnung als erster Entwurf zu dem Choraltarbild der Stadtpfarrkirche — ehe­maligen Kathedral- und Stiftkirche •— St. Peter zu Dillingen a.d. Donau (Abb. 5), einem wichtigen Spätwerk Storers, be­trachtet und 1661 oder gegen 1661 datiert. 5 Da die Komposition dieser Zeichnung mit jener des Reliefs in Budapest weitgehend übereinstimmt, scheint es für möglich, dieses Datum als Terminus post quem für die Entstehung unseres Stückes anzuneh­men. Vor einigen Jahren tauchte aber ein bis dahin unbekanntes Werk Storers auf, eine direkte Vorzeichnung zu dem Choral­targemälde zu Dillingen, die die Stadt Augsburg, Kunstsammlungen erwarb 0 (Abb. 6). Da die Münsteraner und die Augs­burger Zeichnungen voneinander augenfäl­lig abweichen, ist es festzustellen, dass Storer das Thema in zwei Varianten be­arbeitet hat. Die Datierung auf 1661 der Augsburger Vorzeichnung kann nicht be­zweifelt werden. Da es aber aufzunehmen ist, dass die beiden Zeichnungen nicht zur selben Zeit entstanden, scheint es für ge­wiss, dass das Münsteraner Blatt aus den früheren Jahren des Meisters stammt. Von etwa 1640 bis 1657 arbeitete Storer mit Unterbrechungen in der Lombardei, wo er Vorzeichnungen für iltalienischen Radierer, wie Giovanni Paolo Bianchi (um 1600 — vor 1660) und Giacomo Cotta (nach 1630—1689) schuf. In späteren Jahren vervielfältigten auch Cesare Bonacina (1634 — um 1690) und Giovanni Battista del Sole (um 1632— 1719) einige Vorzeichnungen Storers. 7 Es ist also anzunehmen, dass einer von den er­wähnten Meistern eine Radierung nach dem Blatt zu Münster verfertigte; auf diese Weise wurde die Komposition zu dem Monogrammisten I C L übermittelt. Diese Annahme könnte man für gewiss halten, falls die Komposition der früheren Storer­Zeichnung unter den italienischen Tafel­gemälden in der zweiten Hälfte bzw. am Ende des 17. Jahrhunderts vorkäme. Ob­wohl diese Möglichkeit in der lombar­dischen, sogar auch in der süditalienischen Malerei der Zeit nicht für ausgeschlossen scheint, können wir diese Frage nach un­serer heutigen Kenntnisse nicht entschei­den. Auf dem Dresdener Relief des Mono­grammisten I C L folgt die Einstellung der Figuren eine eigenartige, recht altmodische Komposition. „Am Ende des 15. Jahrhun­derts in Oberitalien ausgebildete eine Dar­stellung der Beweinung Christi, bei der der Schmerzensmann frontal sitzt, d.h. sein Oberkörper von einem hinter ihm stehen­den Teilnehmer der Szene aufrecht ge­halten wird". 8 Ob das Relief in Dresden wirklich auf eine italienische Komposition zurückzuführen ist, wäre es schwer zu beurteilen. Unser Meister verwendete aber, aller Wahrscheinlichkeit nach, ein bis jetzt unbekanntes, direktes graphisches Vorbild. Die selbe Annahme liegt auch im Falle des Braunschweiger Reliefs mit der Kreuzi­gung nahe. Zu der auffallend konserva­tiven Auffassung des Themas gesellen sich gewisse Einzelteilen der Komposition, die für die Darstellungen des Barock typisch sind. Unter den letzteren seien die pathe­tische Kopfhaltung, der ähnliche Gesichts­ausdruck und Augenaufschläge der Maria und des Johannes, die grosszügig modellier­ten Formen der Wolken und der Draperie der Fahne in der Hand des Stephaton, fer­ner das Erscheinen der weinenden Putten­Engel erwähnt. Als eigenartigen Kontraste zu all diesen tauchen gewisse, aus den spätmittelalterlichen Darstellungen des „volkreichen Kalvarienbergs" vererbte Lö­sungen auf, die in der Kunst des 17. Jahr­hunderts äusserst selten vorkommen. So weisen wir auf den unter dem Kreuz ge­stellten Kelch des Joseph von Arimathäa, der das Blut Christi auffängt, hin; ferner auf die Art, wie die knieende Magdalena

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