Imre Jakabffy (szerk.): Ars Decorativa 7. (Budapest, 1982)
SZILÁGYI, András: Zum Oeuvre des Monogrammisten ICL
das Kreuz nicht mit ihrem Hand berührt, sondern „velata manu" mit seinem Kleid umarmt. Obwohl die Engel nicht mit Kelch in ihren Händen, auch nicht als inzensierenden Figuren dargestellt sind, erscheinen sie doch unter dem horizontalen Kreuzarm. Ebenso auffallend ist die Handbewegung des Joseph von Arimathäa — mit einem Finger der linken Hand berührt er seien Augen —, die erst bei einem nach mittelalterlichen Auffassung dargestellten Longinus-Figur gerechtfertigt wäre. Auf Grund all dieser Eigenschaften scheint es für möglich, dass es sich im Falle dieses Reliefs um die Übernahme einer früheren, aus dem 16. Jahrhundert stammenden, später wohl umgeformten Komposition handelt. Der Ursprung des Stils der drei Schnitzereien ist im Kreise der Holzplastik, die im ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts im südwestdeutschen Raum, vor allem auf dem Bodenseegebiet blühte, zu suchen. Als bedeutenden Meister dieser Kunstprovinz betrachtet man Jörg Zürn (1583 — vor 1635), der aus der Tradition des spätgotischen Altarschnitzerhandwerks hervorgegangen mit dem Manierismus niederländischen wie italienischen Prägung in Berührung gekommen war. 9 Ein gewisser, natürlich nicht direkter Einfluss seiner unbemalten Schnitzereien von metallischer Schärfe ist auf den Reliefs des Monogrammisten I C L spürbar. Die erzählfreudige, chronikhaft kleinmeisterliche Schilderung der zahlreichen Figuren ist besonders auf dem Budapester und Braunschweiger Stück zu beobachten. Auf diesen Werken bemerkt man auffallenden Ähnlichkeiten in der Bewegungsweise der Hände einiger Figuren. Die Haltung der rechten Hand des heidnischen Hohepriesters auf der Budapester Tafel wiederholt jene der beiden Händen Mariens und der linken Hand der Magdalena auf dem Relief der Kreuzigung. Man kann diese Lösung mit den Arbeiten des Jörg Zürn gut vergleichen. Auf letzteren erscheinen magere Hände oft in geknickter Haltung, „die Richtung des Handtellers steht zu der des Unterarmes und der Fingergelenke in einem fast rechten Winkelverhältnis, d.h. es entsteht eine ruckartig gebrochene Bewegung". 10 Diese Lösung, die letzten Endes mit den Gesten der Figuren in der manieristischen Malerei zusammenhängt, scheint bei einem Meister, der in der Mitte, bzw. in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts tätig war, aussergewöhnlich und ziemlich selten. Da diese Haltung der Hände bei den Gestalten des Budapester und Braunschweiger Reliefs vorkommt, ist es festzustellen, dass der Monogrammist I C L mit dem Stil des Jörg Zürn in Berührung kam. Gegen Mitte des 17. Jahrhunderts fand dieser Stil im südwestdeutschen Raum seine Auswirkung. So scheint es für möglich, die Tätigkeit unseres Monogrammisten auf diese Kunstprovinz zu lokalisieren. Die Komposition der Storer-Zeichnung in Münster wurde höchstwahrscheinlich — wie schon oben erwähnt — durch einem in der Lombardei tätigen Meister der Druckgraphik für den Monogrammisten I C L übermittelt. Nach unserer heutigen Kenntnisse können wir nicht beurteilen, welchen Anteil die oberitalienischen Radierer in der Formgebung bzw. im Umformen der Komposition der beiden anderen Reliefs haben; doch nehmen wir an, dass sie auch zu diesen Werken gewisse Anregung haben. Die in der Mitte und in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts in Norditalien verfertigten Radierungen waren gewiss bekannt im Kreise der Bildschnitzer, die zu dieser Zeit auf dem Bodenseegebiet wirkten. Auf diesem Grund ist es anzunehmen, dass die zurzeit unaufgelöste I C L Signatur den Namen eines