Imre Jakabffy (szerk.): Ars Decorativa 7. (Budapest, 1982)

DÁVID, Katalin: Rekonstruktion des Elfenbeindiptychons von Győr/Raab

durch Folgerung festsetzen, dass unsere Tafel zu der Schnitzerei aus Köln näher steht. Die Győrer Tafel weist auf eine be­deutungsvolle Werkstatt oder auf einen be­merkenswerten Meister hin. Genügend sei für den Ähnlichkeitsbeweis die Gegenüber­stellung einiger kleineren Details, nämlich diese stellen eindeutig für unsere Tafel eine anspruchsvollere Formlösung dar. Die Ausbildung des Tores, der Bahre, ferner die Formierung des Thrones, der Krone und der Rosetten, die Darstellung der Musikinstrumente, die Ausgestaltung der Hände, der Haartracht, der Falten, das Reichtum der Gesten — die letzterwähn­ten seien vergleichswert abgesondert in Betracht zu nehmen, da diese Gesten, diese Bewegungen können die Energie des psy­chischen Ausdrucks wohl beweisen —, all diese sind auf der Győrer Tafel vielfältiger, bewegungsvoller und zeitmässiger, also sie widerspiegeln das Werk eines im Sinne von künstlerisch und stilistisch höheren Niveau repräsentierenden Meisters. Dieselbe Zeichen weisen auf die vollkommenere technische Ausführung und auch auf die schöne Bearbeitung hin. Dieser Vergleich deutet an, was in un­serer Rekonstruktion notwendigerweise un­gelöst geblieben war. Für die Zeichnung, die Konturierung des linken — fehlen­den — Flügels, leistete zu einigen Details die überbliebene Tafel zur Formierung der Haartracht, der Gewandfaltung, der Hände, der Rosetten, des Palmenzweigs usw., doch sind der Sache inne, dass diese Rekonstruktion das originelle Formreich­tum kaum widerspiegeln könne. * * * Unsere Prüfungen zusammenfassend können wir die kunsthistorische Bedeut­samkeit des Győrer Diptychonflügels auf zwei Wege annähernd beweisen: 1. Ikonographisch: Aus der allgemein verbreiteten literarischen Quelle, der Le­genda Aurea gibt es — laut unserer Kennt­nisse — die kompositionelle Lösung des Todes und der Verklärung Maria nur in zwei Denkmälern; 2. Aufgrund der Stilkritik: Repräsen­tiert so eine Epoche und solche Werkstatt der Elfenbeinschnitzerei, wo man die Wiedergeburt dieser Kunstart erfahren kann, und diese für lange Zeit ihre euro­päische Gestaltung bestimmt. Das sich in­nerhalb zeigende Formreichtum des Dip­tychonflügels beweist die Schöpfung eines hervorragenden Meisters.

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