Imre Jakabffy (szerk.): Ars Decorativa 7. (Budapest, 1982)

WEINER, Piroska: Belgische, holländische Exlibris und Kleingraphik

reich abgelebt hatte, seiner Geburt nach trennen ihn bloss einige Jahrzehnte von den vorerwähnten Meistern, doch in seiner Kunst eine ganze Welt. Seine Werke sol­len mit anderem Masse gemessen werden als diese von anderen Meistern der Ex­libriskunst; in seiner Person stehen wir nämlich einen hervorragenden Künstler der universellen Kunst gegenüber. Es ist Zwar wahr, dass die seine Kunst beglei­tende Würdigung seiner eigenartigen Kunstgattung, seinen Bildromanen galten. Die Blätter dieser, auch zugleich Meister­werke der Literatur, entstanden in den 20er Jahren unseres Jahrhunderts. Durch ihren humanistisch-gesellschaftlichen Spruch sind diese Werke sozusagen Sinn­bilder der progressiven Kunst geworden. Anlässlich der Budapester Ausstellung des Meisters vom Jahre 1964, wo der Künstler selbst anwesend war, hatten wir mit seinen bis dahin nur in Reproduktionen erschie­nenen Werken in Originalexemplaren Be­kanntschaft gemacht. Diesmal spreche ich über seine Ex­libris, aus denen unser Museum 10 Stücke bewahrt. Obzwar wir in diesen viele Ähn­lichkeiten zu einigen Blättern der Bild­romane finden — z.B. gleich ist die Tech­nik, ähnlich sind die Kompositionsgrund­sätze —, man soll in Acht nehmen, dass hier der Künstler einer grundsatzlich an­derer Aufgabe gegenüber stand. Während die Blätter der Bildromane die aufeinan­derfolgenden Momente eines Geschehens darstellen, und mit der künstlerischen Lö­sung der zeitlichen Dimension experimen­tieren, fällt diese Hinsicht bei den Exlibris weg, jasogar die Exlibris sind zeitlos, sie sind im Zeichen der Beständigkeit, der Unvergänglichkeit zustandegekommen; sie streben nach dem Ziel, dass sie auch in der fernen Zukunft, die jedesmalige Ange­hörigkeit des Bandes zu Jemandem oder zu einer Bibliothek ankündigen sollen. Ferner: Wir sehen immer ein Geschehen auf den Blättern der Bildromane, oft in der Form vielgestaltiger, bewegungsvoller Kompositionen. Demgegenüber weist das Exlibris — infolge seiner künstlerischen Eigenart — auf das Wesen eines Menschen oder vielleicht auf sein Interessenkreis hin, folglich ist zur Komposition nicht die Be­wegtheit, sondern die Ruhe bezeichnend. Das inhaltliche Reichtum seiner Blätter mit Bildromanen, der humane und poli­tische Ausdruck, der untrennbar mit den eigenartigen Darstellungsmethode des Künstlers eng verbunden ist, ist auch des Exlibris eigen. Auf den Exlibris von Masereel sind die Behandlungsmethoden identisch mit den Blättern der Bildromane, d.h. harte, faserige, kammartige Methode, der charak­terische Kontrast des strahlenden Lichtes und des tiefen Dunkels, und auch mit der Methode der Menschendarstellung ver­wandt. Der Künstler macht seinen Helden durch je einen dargestellten Gegenstand, Intérieur oder Emblem ebenso beliebt, als ob er uns durch seine Geschehnisse führte und sein Schicksal und Handeln einen ge­sellschaftlichen Hintergrund entfaltete. Manchmal erinnern uns einige Züge an die Bildromane, z.B. auf dem Eichmann­Exlibris, wo wir das Arbeitszimmer des Romans „Die Sonne" Wiedersehen können. Die Exlibris von Masereel sind im Charak­ter als autonome Kunst zu betrachten, was sie über andere, ebenfalls niveaureiche Exlibris emporheben. Spätere und auch über andere Ge­präge verfügende Künstler sind Désiré Acket und Nelly Degouy (Antwerpen), Künstler der belgischen angewandten Graphik und geistreiche, reg phantasieren­de Meister der Exlibriskunst, deren Kunst ebenfalls reich in unserer Sammlung ver­treten ist. D. Ackets Methode ist das Stili­sieren, die Vereinfachung und die seltene

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