Imre Jakabffy (szerk.): Ars Decorativa 6. (Budapest, 1979)
KATONA, Imre: Keramische Kunstwerke von Margit Kovács im Museum für Kunstgewerbe
die andere dem Körper nach zur ersten ähnlich, doch ein mit Menschenkopf versehenes Ungetier. In der ungarischen Volkskunst spielte verhältnismässig wenig Rolle die Sgraffitotechnik, obzwar diese eine der uraltesten Zierverfahren der Töpferkunst ist. Vielleicht erst am Ende des 18, Anfang des 19. Jahrhunderts blühte das sog. siebenbürgische blaue Sgraffito in breiteren Kreisen auf, sogar auch in der Volkstöpferei einiger Gegende. Die obenerwähnte Ziermethode beanspruchte virtuose und andauernde Gewandtheit im Zeichnen. Vielleicht ist es auch damit zu erklären, dass die Bedeutung des Sgraffitos neben den anderen Zierelementen sich nicht nur in der volkstümlichen Töpferei, sondern auch in Kreisen der Atelierkeramik vermindert hatte. Darin spielte grosse Rolle, dass von der ersten Generation der ungarischen Atelierkeramisten (István Gádor, Géza Gorka) in ihrer Grundausbildung in erster Linie die Plastik und nicht die Malerei vertreten worden war, wodurch die Oberflächebehandlung nicht zu ihren starken Seiten gehörte. Unsere Artistin machte sich noch Gedanken darüber, ob die Zeichen der Volkskunst eher bei der Form lägen oder mehr mit der Verzierung verbunden seien. Kaum finden wir auf ihren ersten engobierten Gegenständen solche Elemente, die auf die ungarische oder universelle Volkskunst hinweisen könnten. Am Anfang ging die Künstlerin davon aus, im Gegensatz zu der damals bei uns im modischen Sinne gebrauchten volkskünstlerischen weiteren europäischen Interpretation, so vermied sie auf ihren Gegenständen jene Elemente, die ihre Werke zur ungarischen Volkskunst geknüpft hätten, doch später wurden immer mehr diese Stileffekte dominierend, die der ungarischen Volkskunst anmutende Lösung übermittelte. Diese Wechselung geschah — einen Brückenschlag bildend •— so um die 50er Jahre. Ein glasierter Krug (Abb. 2. Inv.-Nr.: 53.4331), ein huhnförmiges Gefäss (Abb. 3. Inv.-Nr: 54.841), ein taubenartiges Gefäss (Abb. 4. Inv.-Nr: 54.842) und mehrere Stücke der Kleinplastik — darunter z. B. „Die Maisschälende" (Abb. 5. Inv.-Nr: 54.843) — bezeugen insbesondere ihren Gefühlskampf und prägen den starken Widerhall ihres inneren Dranges aus, ferner, wie ihre Kunst sich langsam, stufenweise umgestaltet hatte. Obzwar sie die Engobe- und Sgraffito-Dekoration behält, erweitert sie mit neueren Elementen ihre Palette. Immer mehr wendet sie die plastischen Konturen und die gefärbten Zinnglasur an. Der obenerwähnte Krug mit Glasur bildet den eigenartigen Übergang zwischen dem alten und neuen Verfahren der Ziertechnik. Da sehen wir noch keine plastischen Zierelemente, auch keine Engobe, dagegen werden diese auf der ganzen Oberfläche mit gelb-roter Zinnglasur bedeckt mit eingeritzten, auf blühenden Ästen stehenden stilisierten Vögeln, ähnlich zu denen, die auf den sog. siebenbürgischen blauen Sgraffitogefässen zu finden sind: Blumen, Weintrauben usw. Die Dekoration besteht aus eingeritzten Konturen ausgefüllt mit Zinnglasur. Der Körper des selten vorkommenden Kruges ist ovalförmig, leicht gebogen mit zylindrischem Hals und eingezogenem Schnabel. Der obenerwähnte Krug ist darum interessant, denn diese Technik sozusagen alleinsteht unter den Oeuvren von Margit Kovács, und führt uns in die sog. Zinnglasur-Engobe-Sgraffito-Periode ein. Das bedeutet nicht nur teehnische, sondern auch künstlerische Umwandlung, da die Einschaltung der neueren Technik zu den bisherigen Verzierungen eine gewisse Möglichkeit der Selbstäusserung bedeutet. Passendes Beispiel dazu ist das huhnförmige Gefäss, woran wir neben der frühe206