Imre Jakabffy (szerk.): Ars Decorativa 6. (Budapest, 1979)
WEINER, Piroska: Französische Exlibris und Kleingraphik
mantisch" bezeichnete Mode der Exlibris kam nicht so sehr auf die Initiative der Bibliophilen oder Sammler zustande, sondern diese wurden lieber von Freunden der Künstler, Schriftstellern, Kritikern und Wissenschaftlern inspiriert. Auf geistreichen kleinen Zeichnungen typisierte Bouvenne die Persönlichkeit zahlreicher Literarer, Poeten (Théophile Gauthier, François Coppée usw.). Einer seiner berühmtesten Blätter ist das für Victor Hugo, komponiert mit dem ersten Buchstaben seines Familiennamens ähnlich der Façade der Pariser Notre Dame. Wie bekannt, inspirierte ihn eine Zeile Auguste Vacquerie's zu dieser Zeichnung: „Les tours de Notre Dame étaient l'H de son nom", womit er darauf hinweist, dass der Name des grossen Schriftstellers ebenso wie auch die Kathedrale ein Wahrzeichen der französischen Nation und deren Kultur ist (Abb. 6). Die Spezialität des Künstlers besteht im leichten Spiel der Buchstaben, die Zusammenstellung der dekorativ-monogrammartigen Kompositionen, dies kommt auch bei dem Exlibris für Alexis Martin zur Geltung, dessen Themenwahl dadurch erklärbar wird, dass zu jener Zeit einen berühmten domptierten Bären, namens Martin, gab (Abb. 7). Félix Bracquemond (1833—1914), der hervorragende Graphiker, typisiert mit dem hellen Ruf „Ich hab's!" („Je l'ai!") die Freude des Buchsammlers bei der Beschaffung einer literarischen Rarität auf dem Exlibris des Verlegers Poulet-Malassis, einer der ersten Chroniker der französischen Exibriskunst (Abb. 8). Ein gutes Beispiel ist das Werk dieser Meister für solche Kleingraphikkunst, wo nicht so sehr auf die künstlerische Präzisität, sondern eher auf die geistreiche Ideendarstellung im Exlibris Wert gelegt wurde, ist das Blatt für Edouard Manet mit dem so treffenden Sprichwort aller Zeiten: „Manet et manebit". Der Maler Alphonse Legros (1837— 1911) schuf für den französischen Staatsmann Léon Gambetta ein Exlibris, dieser Kupferstich symbolisiert die Persönlichkeit des Eigentümers und dessen Lebenslauf und zeichnet auch sein eigenes Motto auf (Abb. 9). Félicien Rops (1833—1898), Künstler belgischer Herkunft, der seit 1876 in Paris lebt und schafft, verfertigte für das Magazin „Le Livre Moderne" ein Emblem, welches die sich in Lorbeerbaum verwandelnde Daphne darstellt, dessen Aufschrift und zur gleicher Zeit das Motto: „Semper libri virescit amor" ist. Der Künstler mochte auch die Kunstart des Exlibris, man vermutet die Zahl seiner Blätter auf 30—40, bei denen Gavarni's Wirkung zur Geltung kommt, d. h. das Wesentliche ergreiffend, mit wenigen Worten viel zu sagen (Abb. 10). Die französischen Exlibriskünstler wenden gerne die sog. „sprechenden Exlibris" an die sich mit ihren darstellenden Figuren oder Objekten zu dem Namen des Eigentümers knüpfen. Ein Beispiel dazu zeigt uns das Exlibris, gezeichnet von Evert van Muyden (1853—1922), in Paris lebender Künstler holländischer Abstammung, für den Advokaten M. Raisin: die schöne Radierung adoptiert die berühmte Lafontaine-Fabel, der Fuchs und die Trauben, mit der Aufschrift: „ils sont trop verts" (Abb. 11). Wir sind dessen sicher, dass viele unserer Leser dçn fantastischen „Roman des 20. Jahrhunderts" — geschrieben im 19. — kennen, den bekanntesten Vorgänger der heutigen „sci-fi'%s. Dieses sich sehr rapid verbreitende Werk machte den Namen seines fruchtbaren Illustrators, A. Robida (1848—1926) berühmt. Eine seiner Repor189