Imre Jakabffy (szerk.): Ars Decorativa 6. (Budapest, 1979)
WEINER, Piroska: Französische Exlibris und Kleingraphik
tage-Zeichnungen, die er für das Magazin ,, L'Art et l'Idée" gezeichnet hatte, lassen wir hier erscheinen (Abb. 12). Henry Andre's Werke sind in unserer Sammlung reich vertreten. Das hier vorgeführte Blatt schuf er im Jahre 1893, das mit seinem Motto zusammen: „à tous vents je sème", in mehreren Variationen, der Édition Larousse weltberühmt wurde, in erster Reihe als Lexikon-Emblem. Den Ruhm verdankt er eher seiner geistreichen Ideen als den künstlerischen Lösungen. Die hier gezeigte erste Komposition war ursprünglich als Exlibris für den Kunstkritiker G. Geoffroy verfertigt worden. Charakteristisch sind die scharfen schwarzweissen Kontraste und interessant die winzigen symbolischen Zeichen (Abb. 13). Brouet's Radierung — eine Strassenszene darstellend — verfertigt als Exlibris für André Bannier, ist eine Merkwürdigkeit. Offensichtlich wurde es ursprünglich nicht für Buchzeichen-Zwecke entworfen, undzwar auf dem Exemplar unseres Museums sind in der linken Ecke leere Blätter eines Buches sichtbar, und als der Besteller die Radierung für sein eigenes Exlibris aufwendete, schrieb dieser nachträglich seinen Namen darauf. Diesbezügliche Hinweisungen finden wir in der Fachliteratur (Abb. 14). Die feine, stimmungsvolle Zeichnung von René Lalique (1860—1945) mit der Aufschrift „Emilie", ist im Geiste der edelsten Traditionen des Art Nouveau verfertigt worden, würdig dem grössten Meister der Juwelenkunst seiner Zeit (Abb. 15). Die „Perlen" der französischen Exlibriskunst sind diese vom ausgezeichneten Schriftstellers Jean Cocteau (1892—1963), der auch in verschiedenen Zweigen der bildenden und dekorativen Kunst schuf. Von 1954 beschäftigte er sich intensiver mit Malerei, Graphik und Plastik. Gar gern Hess er seine Zeichnenfähigkeit auf den für seine Freunde verfertigte Exlibris schimmern, deren Charakteristika in der zeichnerischen Idee und im leichten graphischen Esprit sich verwirklichen. Wir erfuhren aus dem Bericht Ferenc Galambos über die Exlibris-Biennale in Malbork (1967), dass dort die vier Exlibris von Jean Cocteau — mehr hat er auch nicht geschaffen — zur Schau gestellt worden sind (Abb. 16—17). * * * Die hier vorgestellten Werke vertreten nicht alle die Exlibriskunst, es gibt unter diesen Signets, Embleme, d. h. eher Kleingraphik, doch dürfen wir diese ruhigenherzens in das Gebiet der Buchkunst einreihen. In der Gesamtheit charakterisieren sie mehr den französischen wendungsreichen „Esprit" als die wortwörtliche Graphik, und diese Widerspiegelung bekommen wir in der Betrachtung der Exemplare unserer Sammlung. 190