Imre Jakabffy (szerk.): Ars Decorativa 6. (Budapest, 1979)

CSERNYÁNSZKY, Mária: Kasein „cum cruce veneciana"

die Pauliner mit einer unbedeutenden Summe formal abgefunden. 10 Nirgends erwähnt das Inventarium bei Beschreibung sämtlicher Kasein die Bal­dachine; umsomehr fällt bei den erwähn­ten sechs Stücken die charakterisierende Beschreibung „cum cruce veneciana" auf, welche gewiss die besonderen, schönen Kuppelnischen, und nicht die darunter befindlichen Heiligenfiguren betonen will. Im erhaltengebliebenen Material ist der Dreikuppel — „San Marco"-Typus vor­herrschend. Er ist auch der ältere. Die Kirche S. Maria de'Miracoli — das Werk der bekannten Künstlerfamilie der Lom­bardi — wurde erst 1489 vollendet; eine Wirkung auf Textilien kann sie vorher nicht gehabt haben. Man könnte sich aber vorstellen, dass eine Triumphbogen-ähn­liche Kuppelrahmung auch unabhängig von diesem Bau verwendet wurde. Die Kaselkreuze vom „San Marco"­Typus, sowohl die von italienischer Her­kunft, wie die vielleicht in Ungarn ge­fertigten, sind noch in die letzten Regie­rungsjahre des Königs Matthias Corvinus zu datieren. Auf der mit dem Wappen des bedeutenden Diplomaten, Bischof Al­bert Vethésy von Veszprém (f 1486) ge­schmückten Kasel sind Dreikuppelnischen; das Todesdatum ist demnach terminus ante quem für das Vorkommen des „San Marco"-Typus hier in Ungarn. Verdienst des Königs Matthias Cor­vinus ist es, dass Ungarn schon damals mit der italienischen Renaissance in nahe Verbindung kam, und von ihrer Kunst früher und stärker, als andere Länder beeindruckt wurde. 11 Neben diesen fri­schen Trieben, parallel mit ihnen hat die Gotik in Ungarn noch lange Zeit weiter gelebt. Auch die Dreikuppelarkaden un­serer Stickereien zeigen eine solche Ver­bindung beider Stile an ein und demselben 2. HIERONYMUS MIT KIRCHENMODELL, DETAIL DER KASEL NR. 1. Objekt. Dies mag zu ihrer Volkstümlich­keit auch beigetragen haben. Handelsverbindung mit Venedig be­steht schon in der Arpadenzeit (Andreas II., 12 Béla IV., 13 Stephan V." und ihre An­käufe in Venedig). Unter Matthias ist ve­nezianischer Import für den Hof häufig: 15 ausser Goldschmiederbeiten hat man dort vor allem prachtvolle Textilien einge­kauft. Matthias stand mit den Paulinern von Budaszentlörinc in enger Verbindung: 16 oft rief er sie an den Hof nach Buda. Sehr 14

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