Imre Jakabffy (szerk.): Ars Decorativa 6. (Budapest, 1979)

CSERNYÁNSZKY, Mária: Kasein „cum cruce veneciana"

3. HIERONYMUS MIT KIRCHENMODELL, DETAIL DES BILDES VON BISSOLO (?) UM 1510 (Foto: Mudrák, Christliches Museum Esztergom) wahrscheinlich sind die Pauliner nicht ohne sein Wissen und seine Beihilfe in den Besitz der kostbaren „Crux Venecia­na"-Kaseln gelangt. Gerade auch das Auf­treten der drei heiligen ungarischen Kö­nige auf ihnen deutet darauf hin: das 1464 geschnittene grosse Doppelsiegel des Königs zeigt auf dem Avers über dem thronenden Matthias in drei Nischen die drei heiligen Arpadenkönige; der recht­mässig nationale König stand mit diesem Hoheitszeichen in der Reihe seiner Vor­gänger. 17 Unter allen Umständen fällt in dem Inventar von Budaszentlőrinc das häufige Vorkommen der drei ungarischen Heiligen auf; in allen sonstigen bisher bekannten Inventaren sind sie selten, vor allem ge­meinsam, zu finden. Auffallend ist, dass auf den bespro­chenen beiden Kasein mit den ungarischen Königen, die nach italienischen Renais­sancevorbild kopierte Zeichnung der Ma­donna und der beiden Halbfiguren auf dem Querbalken völlig andere Auffassung zeigt, als die der drei Könige: diese sind frontal, in fast byzantinisch-hierarchischer Hoheit wiedergegeben. Zwar findet man auf Tafelbildern und in Skulpturen der gleichzeitigen un­garischen Flügelretabel gleichfalls St. Ste­phan (István), Ladislaus (László) und Em­merich (Imre) dargestellt; doch sind ihre Typen denen der Stickereien nicht ver­wandt. König Laislaus darstellende Mün­zen waren sehr lange in Umlauf, auch Matthias Hess noch solche prägen. 18 Die frontale Gestalt des Königs auf ihnen kann zu den archaisierenden Figuren auf den Kasein angeregt haben. In unserem Denkmälermaterial konn­ten wir 17 Kasein „cum cruce veneciana" zusammenstellen. 19 Unter ihnen finden sich einige relativ gut erhaltene; doch sind auch abgenützte und umgearbeitete dar­unter. Im Museum für Kunstgewerbe zu Budapest und im Schatz der Esztergomer Kathedrale sind je 4, im Ungarischen Na­tionalmuseum 5 Stück vorhanden. Die des bereits erwähnten Humanisten, Bischofs Albert Vethésy besitzt das Bakonyi Mu­seum in Veszprém. Ein weiteres Stück ist in Szeged, im Kirchenschatz der unteren Stadtkirche: zufolge einer Aufschrift im Innern der Kasel leitet sie die fromme Lokaltradition von St. Gerhard ab. Im Brukenthal-Museum zu Hermannstadt (Nagyszeben, heute: Sibiu) gehören von 15

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