Imre Jakabffy (szerk.): Ars Decorativa 4. (Budapest, 1976)
WEINER, Piroska: Britische Exlibris
naissanee-Buchkunst das Vorbild der Harmonie in der Typographie und den graphischen Zierelementen. So z. B. Sir Edward Burne-Jones, einer der grossen Persönlichkeiten der Präraffaeliten, dessen kleinsten Oeuvres, so auch seine Exlibris, sind würdige Repräsentanten der Ideen dieser Gruppe. Seine Freundschaft mit W. Morris, später auch D. G. Rossettis Wirkung inspirierten seine originelle Begabung zu vielseitigen, selbständigen Schaffungen. In seinen in geringer Zahl vorhandenen Exlibris folgte er mit ausgezeichnetem Instinkt der Sprache der italienischen Stiche der Frührenaissance (Abb. 7-8). Auf andere Meister war die japanische Stichkunst mit grossem Einfluss, so z. B. auch in der Buchkunst W. Cranes. Doch wären die Buchkünstler der Epoche von irgendwoher beeinflusst gewesen, die Basis ihrer Kunst war immer die inhaltlieh vereinfachenden, dekorativen Linien- und Fleckenwirkungen und neuartigen Farbenzusammenstellungen anwendende Sehensart des Art Nouveau, das zusammen mit dem Beobachten der Natur und mit dem Ausdruck des Lebensgefühls des modernen Menschen die englische Buchkunst durchdrungen hatte. Mit der Verbreitung der Bibliophilie dichtet sich die Reihe der Exlibris-Künstler. H. E. H. Nelson, Illustrator und Exlibris-Zeichner, steht noch unter der Wirkung der Präraffaeliten. Das Artistikum der schwarz-gold Linien seiner beigeführten Zeichnung gibt eine eigenartige Stimmung (Abb. 16). Der gleichaltrige Maler und Illustrator Edmund Hort New lebt in einer anderen Welt : er geht von den Realitäten aus und er schöpft seine beliebtesten Themen aus den typischen englischen Bauformen (Abb. 17). Eine hervorragende Persönlichkeit war Edward Gordon Craig, dessen Kunst in unserem Museum reich vertreten ist. Seine ursprüngliche Begabung lag in der Kultivierung der Linien und Flecken. Als Sohn der Schauspielerin Ellen Terry kam er früh in Verbindung mit dem Theater, und seine ersten Werke brachten etwas neues in der Bühnenbilderkunst, Sein Prinzip war als Graphiker „mit wenigen Mitteln viel zu sagen", und auf dessen Grund verfertigte er auch seine einfachen, mit feinem Geschmack ausgeführten Exlibris (Abb. 18-20). Einen besonderen Rang hatte in der „fin de siècle "-Graphik A. V. Beardsley, dieser früh verstorbene Künstler, der in zahlreichen Gebieten der Graphik eine Menge von Werken mit eigenem Klang auf die Nachwelt hinterliess. Sein Werkzeug war die Feder, doch wirkten seine Zeichnungen wie Holzschnitte. Besonders berühmt sind seine Graphiken in schwarz-weiss, woran es keine Schattierungen gibt und die Härte der Kontraste werden durch eigenartige Pointillierungsteehnik in weichem Ton ausgeübt. Seine Exlibris sind verkleinerte, gewissermassen simplifizierte Varianten seiner graphischen Blätter (Abb. 23-24). Der Illustrator und Exlibris-Zeichner James J. Guthrie stand auf dem Höhepunkt seiner Kunst in den letzten Jahrzehnten des 19. Jahrhunderts. Auch theoretisch war er der Exlibriskunst verpflichtet (Abb. 25 — 20). Die Werke von Frank Brangwyn, mit seinen nuancenreichen Graphiken (Abb. 27), weiter die Exlibris von E. B. Ricketts (Abb. 28) und Herbert McNair (Abb. 29-30) sind auch in unserer Sammlung auffindbar. Solange die Exlibris der hier aufgereihten Künstler illustrationsartig sind, schliessen wir unsere Liste mit zwei solchen Künstlern, deren Exlibriskunst eigentlich in einem an- ( deren Ton aufgesetzt wurde. Um die Jahrhundertwende kommen immer kräftiger die künstlerischen Plakate und die Merkantilgraphik zur Geltung. Diese Kunstarten erwünschten eine andere Gestaltung des Künstlers wie bei der Buchkunst, und wenn doch diese Künstler auch Exlibris schufen, die Züge ihrer Werke sind im Charakter von den 110