Imre Jakabffy (szerk.): Ars Decorativa 3. (Budapest, 1975)

WEINER, Piroska: Österreichische Exlibris

sehlag, dass dieser als Wunschkarte ver­wendet sein sollte. Als Erfolg des schönen Gedankens, das Jahrbuch der Österreichi­schen Exlibris Gesellschaft enthält diesen Neuabdruck der originellen Kupferplatte als Beilage, von dessen vermutlich ein Exemplar unmittelbar aus der Sammlung von Höfkens in Besitz von Prof. Soó, dann in unser Museum kam. Die österreichische Exlibriskunst im Laufe des 19. Jahrhunderts blieb auch zu den Traditionen treu, so stellte sie oft die archai­sierten Formen der Eigentumswappen dar, doch meistens in der Vervielfältigungs­technik des Klischees. Der charakteristische Meister dieser historisierenden Richtung war Ernst Krahl, der ungefähr 200 solche Wappen-Exlibris im Geiste der früheren Jahrhunderte verfertigte. Aus seinen Wer­ken finden wir mehrere Blätter im Museum für Kunstgewerbe. Dass er auch in Ungarn Besteller hatte, zeigt eine unserer Abbil­dungen. Obzwar in mehreren Ländern die herum­tastenden Strebungen nach dem Art Nou­veau schon früher auftauchten als in Öster­reich, gab die Wiener Sezession dieser Kunst­bewegung einen neuen wuchtigen Schwung. Die Sezession und das damit zusammen­hängende, sprudelnde, frische künstle­rische Leben lenkte die Aufmerksamkeit der Kunstliebhaber der Welt gegen Wien zu. Der neue Ton, die zahlreichen neuen Bestrebungen wirkten heftig auf die Kunst Europas. Auch die österreichische Exlibris­kunst erreichte mit der Wiener Sezession ihre neuere bedeutende Epoche. Diese grosse Wiedergeburt der künstlerischen Se­hensart erweckte auch die Graphik zu neuem Leben. Eine neue Anschauung ge­staltete sich einerseits in der naturalistischen Art im Skizzen und im Zeichnen, anderseits im Gebiet der vervielfältigenden, stilisieren­den Graphik und beide äusserten sich auch in der Exlibriskunst. Um die Jahrhundertwende — als Erfolg" dieser Erneuerung — hat sich das Kunst­sammeln, darunter auch das Büchersam­mein, die Bibliophilie in immer weiteren Kreisen verbreitet. Jene Zielsetzung der Sezessionsbewegung, dass sie die in Serien verfertigten, für das alltägliche Bedürfnis hergestellte Gegenstände auch ästhetisch und geschmackvoll tun wünschte, erreichte auch das Gebiet der bescheidenen Exlibris­kunst. Diesem Prinzip widmeten sich meh­rere ausgezeichnete Künstler, und diese verfertigten gerne zeitgemässe Buchzierden r Exlibris; es ist auf ihren Werken sozusagen fühlbar die Freude der Suche nach neuen Wegen in der Buchkunst zu finden, bewusst strebten sie danach, dass das durch typo­graphische Wege hergestellte Buch zu einem einheitlichen Kunstwerk werde. Eine interessante Erscheinung ist — ob­zwar die Anschauimg der Sezession den Holzschnitt, den Kupferstich, die Radie­rung mit einem neuen Ausdruck zu „Origi­nalgraphik", d. h. zu wahrem Kunstschaffen betrachtende graphische Kunstart erhob — , diese Anschauung missbilligte auch nicht die durch Klischee vervielfältigte Graphik, sogar strebte nach deren Erneuerung und deren Niveauerhebung an. Ausgezeichnete Künstler, wie Gustav Klimt, entwarfen direkt auf Klischee für Vervielfältigung Kleingraphik, Exlibris. Die gesellschaftliche Rolle des Exlibris hat auch in dieser Epoche eine Änderung erlit­ten : aus mit den praktischen und admi­nistrativen Aufgaben verkleideten Buch­zeichen wurde jetzt das „seelische Bildnis" des Eigentümers, wie es damals zum Aus­druck gebracht wurde : „Photo des Geistes". Abweichend seiner originellen Rolle wurde das Exlibris ein Zweig der Graphikkunst. Schon in der zweiten Hälfte des 18. Jahr­hunderts gab es solche symbolische Darstel­lungen, die das Wesen des Eigentümers zum Ausdruck bringen, doch diese Richtung

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