Imre Jakabffy (szerk.): Ars Decorativa 3. (Budapest, 1975)
WEINER, Piroska: Österreichische Exlibris
wurde erst zur Zeit der Sezession allgemein. Darin spielte auch Rolle die Strebung nach dem Entfernen von der traditionellen „akademischen" Kunst der vorigen Epoche. Im Gebiet des Exlibris war Wien gerade die Heimat der schon erwähnten starren wappendarstellenden Richtung, die genügend reif für eine Erneuerung schien. Die führenden Künstler der Sezession, in erster Linie Gustav Klimt, näherten sich mit wesentlich neuer Sehensart zur Wirklichkeit, fanden den dementsprechenden Forniensatz und zeigten Beispiel mit neuen Mitteln zur Besitzergreifung der Welt. Die zum Exlibris ausgeführte Graphik Klimts verdichtet in sich mit ihrer kleinen Form, mit schlichten doch frappanten Mitteln, mit w 7 aghaftem, formwidrigem und dekorativem Buchstabentyp das Prinzip der künstlerischen Sehensart der Sezession, dass es sozusagen das Emblem dieser Bewegung wurde, und so nimmt dieses Exlibris eine einzigartige Stelle in der Geschichte der Exlibriskunst ein. In unserer Sammlung kommt es in schwarz-grau und rot-weisser Variation vor. Dasselbe Emblem erscheint auf dem Katalogtitelblatt der Ausstellung 1903 des Künstlers, dessen typisches Zeichen sehen wir wieder auch auf seinem Gemälde „Pallas Athene". Die Graphikkunst der Sezession bedeutete eine Wendung in der Exlibriskunst, ihr Schaffen — die auch auf die ungarische Exlibriskunst Wirkung ausübten — werden in unserer Sammlung reich betreten. Im Jahre 1903 gestaltete sich die Wiener Werkstätte, die, besonders am Anfang bis zum Ausbruch des 1. Weltkrieges, mit der engen Zusammenarbeit der Designer und der Ausführenden nach zeitgemässen, künstlerischen und praktischen Zielen zusammenfassende neue Typen der Gebrauchsgegenstände zu schaffen strebte. Zwar die Wiener Werkstätte kein selbständiges Atelier für Graphik hatte, beschäftigten sich die hier wirkenden Künstler auch mit den Problemen der Graphik, und sie verfertigten im Geiste der Zielsetzungen der Wiener Werkstätte graphische Lösungen, darunter auch zahlreiche Exlibris. Neben Gustav Klimt schufen Josef Hoffmann, Kolo Moser und noch andere Meister unvergängliche Kunstprodukte auf dem Gebiete des Exlibris. Einer der leitenden Führer der Sezession, Josef Hoffmann, der Meister des neuen Baustils, stellt uns auf seinem Exlibris ein. Beispiel der neuartigen perspektivischen Darstellung eines modernen Gebäudes vor. Auf seinem anderen Exlibris, wo das geistreiche Zeichnen auf Linien- und Fleckwirkung basiert und in Punktreihen eingerahmt wurde, wirkte auch zu dieser Zeit staunenswert neuartig. Kolo Moser, der ebenfalls als Begründer am Beginn der Sezessionsbewegung und an der Wiener Werkstätte teilnahm, wurde 1899 Professor an der Wiener Kunstgewerbeschule. Ein vielseitiger Künstler, der besonders hervorragend in der Buch- und Plakatkunst war. Seine Tätigkeit in ideenvoller Stilisierung in der Fläche und im Zierschaffen kam auch in der Exlibriskunst zur Geltung. Gemäss des Prinzips der Künstlergruppe, wirkten einige Mitarbeiter der Wiener Werkstätte auch im Gebiet der einfachen Aufgaben fordernde Gebrauchsgraphik, sogar mehrere, so auch Josef Hoffmann, hielten für ihre Pflicht die Erneuerung der kommerziellen Graphik im Entwurf der Embleme, Briefkopfleiste, Monogramme usw. C 0. Czeschka gab etwas neues im Entwerfen der zeitgemässen Glückwunschkarten, und seinem Beispiel wurde oft sowie auch dem anderen, gefolgt. Gleichzeitig der Gründung der Wiener Werkstätte traf noch ein bedeutendes Ereignis in der Kunst des Exlibris ein : aus der im 1902 entstandene Exlibris-Tafelrunde