Imre Jakabffy (szerk.): Ars Decorativa 2. (Budapest, 1974)
KATONA, Imre: Habaner Gläser
IMRE KATONA HABANER GLÄSER Das Museum für Kunstgewerbe besitzt in seiner reichen Glassammlung einen representatives beiläufig 20—21 cm hohen, birnenförmigen weissen Glaskrug. In den alten Museumskatalogen und Fachwerken wird er als Milchglaskanne 1 bezeichnet, welche nach den alten Beschreibungen mit ..blauer und roter Emaille" verziert ist. Der Bauch ist birnenförmig ausgebildet, während sein Hals zylinderartig ist, mit einem gewölbten Deckel und einem verschraubbaren Zinnhals. Er besitzt einen Henkel. Der Bauch ist mit Blumen verziert, auf dem Hals steht die Zahl 1630. Dem neuen Inventarbuch nach ist es eine ungarische Arbeit aus dem 17. Jahrhundert und wurde vom Museum für 200 Kronen erworben 2 (Abb. 1.). Das Inventarbuch verrät uns nichts anderes. Mündlichen Überlieferungen nach, soll dieser Krug angeblich von einem Habaner hergestellt worden sein. Diese Annahme wurde durch das Äussere des Kruges unterstützt, da seine weisse Farbe und sein Farbenschmuck auf dies hinweisen, doch wurde diese Vermutung nach unserem besten Wissen, bis heute noch nicht veröffentlicht. Der Krug wurde nicht nur durch das Museum, sondern auch durch die Fachliteratur als ungarisches Erzeugnis bezeichnet. 3 Es verlohnt sich diesen Krug mit den anderen Typen der habaner Keramik zu vergleichen, nicht nur wegen den Ähnlichkeiten, sondern auch wegen den Unterschieden, die bei ihnen zu konstatieren sind. In den Museen, Sammlungen und sogar im Privatbesitz finden wir öfters weisse, meistens mit farbigen, stilisierten Blumen, Aufschriften, Jahreszahlen oder Wappen verzierte Schüssel und andere Gefässformen. Es gibt zwar in diesem Stil blaue, gelbe, selbst lilafarbene Gefässe. deren Verzierung weiss, gelb oder grün ist, doch der weisse Grundton kommt am häufigsten vor. Auf diesen Objekten werden oft — hauptsächlich im 18. und 19. Jahrhundert — Szenen aus dem Leben verewigt (Ackerbestellung, Gerichtsverfahren). Ausserdem finden wir auch solche Gefässe, bei denen auf dem bläulichen, marmorartigen, trüben Grundton architekturische Gebilde, Bäume oder Vögel dargestellt sind. Für die Keramik der Habaner sind ausser den äusseren, gestaltlichen Formen auch technische und technologische Eigenheiten bezeichnend. Meistens werden die Gefässe mit einer schönen milchweissen Zinnglasur bedeckt. Die Dekoration auf der Glasur weist nicht nur in den Motiven, sondern 61