Imre Jakabffy (szerk.): Ars Decorativa 2. (Budapest, 1974)
KATONA, Imre: Habaner Gläser
auch in den verwendeten Farben eine eigenartige Charakteristik auf. Es sind die Farben der vier Metalloxyde: lila, die des Mangans, blau, die des Kobalts, gelb, die des Antimons und grün, die des Kupfers/' Zweifellos finden wir auf unserem Glaskrug alle für die habaner Keramik so bezeichnenden Eigenschaften, wie die der Verzierung und der technischen Herstellung. Die weisse Deckfarbe und darüber die Oxydfarben der Verzierung entspricht scheinbar den Farben der habaner Keramik. Der, den Bauch der Kanne umringende Blumenschmuck ist als ein gewohntes Element der Zierde aufzufassen. Da der Blumenkranz sich auf der oberen Hälfte des Bauches befindet, weist er untrüglich auf eine Eigenart der habaner Keramik hin. Ebenso bezeichnend sind für diese die auf den Gefässen vorkommenden Jahreszahlen, wie auch die kalligraphischen Buchstaben. Von den vier Oxydfarben fehlt zwar das Gelb auf der Kanne, doch kann man dies eher einem Zufall zuschreiben. Die Zusammensetzung des Glases hat uns auch lange Zeit ein grosses Kopfzerbrechen bereitet. Sághelyr' bezeichnet das Glas als Milchglas, ebenso wie der Katalog des Museums aus dem Jahre 1926. Infolge der Kriegshandlungen zerbrach das Gefäss im Jahre 1945. Beiläufig fünf Jahre später wurde das Gefäss zusammengeklebt, doch zerfiel es beim Photographieren wieder in Stücke, da die klimatischen Verhältnisse des Laboratoriums nicht mit denen des Lagers übereinstimmten. Die Stücke fielen zu Boden, zerbrachen jedoch nicht. Nun stellte es sich heraus, dass der Krug nicht aus Milchglas, sondern aus gewöhnlichem Glas verfertigt wurde, welches man dann mit einer weissen Glasur überzogen hat. Da die Glasur am Boden, sowie am unterem Bauchteil dicker ist als auf dem zylinderartigen Mundstück, kann man daraus vermuten, dass das Gefäss nach seiner Herstellung in eine Glasurmasse getaucht, dann aufgestellt und so getrocknet wurde. In der Keramik wird allgemein die Glasur ebenso aufgetragen.' 1 Wir kennen solche Glasarten die den Wärmegrad des Weichwerdens der Glasurmasse aushalten. 7 Aus dieser Tatsache wurde angenommen, dass unsere Glaskanne mit einer Zinnglasur-Masse überzogen wurde, ebenso wie die weissen, von den Habanern stammenden keramischen Gefässe und dass der farbige Blumenschmuck aus ebensolchen Oxydfarben besteht wie bei den ähnlichen keramischen Verzierungen. Am Anfang des 17. Jahrhunderts kannte niemand in Mitteleuropa, ausser den Anabaptisten, die Technik der Herstellung der Zinnglasur und deshalb wäre es vergeblich, den Hersteller unseres Kruges anderswo zu suchen. Wir wollen damit auch die Aufmerksamkeit auf die, bis jetzt unbekannte Art der Tätigkeit der anabaptistischen Meister aufrufen. In Ungarn lebten und wirkten Anfang des 17. Jahrhunderts an vielen Orten Anabaptisten, nicht nur in Nord- und Westungarn, sondern auch in Siebenbürgen. Seit dem Jahre 1588 erscheinen schon in Nordungarn Anabaptisten, sogar auch früher, um dort für ihren Lebensunterhalt zu sorgen. 8 Es ist jedoch bis heute noch nicht geklärt, ob sie sich schon damals als Töpfer betätigten oder erst später dieses Handwerk erlernten. Bei den Ausgrabungen von Landsfeld gelang es Béla Krisztinkovich auf einem Stück des Hauptbalkens einer Töpferwerkstadt in Lévárd (Grossleward) die Jahreszahl 1602 zu entziffern. 9 Dies beweist, dass sich dort schon im Jahre 1602 eine Töpferwerkschaft befand. Die übrigen Ansiedlungen der Habaner in Nordungarn sind von späterer Herkunft und spärlicher als die von Grossleward. In Westungarn tauchen die Anabaptisten schon in 62