Imre Jakabffy (szerk.): Ars Decorativa 1. (Budapest, 1973)

KISS, Ákos: Die Entwicklung der kunstgewerblichen Bewegungen und das Entstehen der Kunstgewerbemuseen

zension von Kamill Fittler. Direktor der neuen Gewerbeschule, Ignác Fischer (Porzellan), Gyula Jungfer (Schmiedeeisen) und anderen — hergestellt. Die Wirkung Wiens auf dem Gebiet aller dieser Bestrebungen und Tätigkeiten war eher se­kundär. Ferenc Storno, der Hauptmeister des akademischen Chablon-Formsystems, Freund von Rahl und Van der Null, brachte zwar aus erster Hand das Ornamentsystem der Neo­renaissance Wiener Art; dies bedeutete jedoch keinesfalls die Hauptlinie der Verbreitung des hiesigen Renaissancestils. Storno verwirklichte als erster unter unseren Architekten den Gebrauch, am Schauplatz seiner Tätigkeiten in Pannonhalma und in Besztercebánya (Neu­sohl), „Gewerbeschulen" zu organisieren, in welchen er Maler, Schlosser und Schmiede zur Ausführung seiner Entwürfe schulte. Die Lehren der Emigration, der Wunsch nach einer Kultur von nationalem Gepräge, der auf Londoner und Pariser Mustern geschulte Blick gleiteten über den Wiener Historismus von Siccardsburg, Ferstel, Eitelberger und Hansen grösstenteils hinweg. Ausser den Lehranstalten beteiligten sich auch die Ausstellungen an der Bildungstätigkeit. Die Landesausstellung von Székesfehérvár im Jahre 1879 war bereits eine erste kunstge­werbliche Heerschau. Die in 1884 organisierte Ausstellung der Goldschmiedekunst war, wie Ferenc Pulszky sich äusserte, eine „anspornende Lehre für unsere Gewerbekunst" die bezüglich ihrer Ausmasse die grössten ähnlichen westlichen Ausstellungen jener Zeit übertraf/" Sie soll — mit den Worten von János Szendrei — „für unsere Gewerbekunst als animierendes Beispiel dienen" und man sei auf Grund derselben der Hoffnung, dass „das einheimische Goldschmiedehandwerk sein einst leuchtendes Gewand von neuen an­legen wird." Die kunstgewerbliche Reform dachte dem Museumwesen eine hervorragende Rolle zu. Die unseren waren dazu berufen, das „stilgemässe" zu verbreiten; vor allen Dingen er­wartete man von den neuen Institutionen die Propagande der Hauptrichtung, der Neore­naissance, und man betrachtete die in ihren Sammlungen angehäuften Kunstgegenstände als zu Muster dienende Vorbilder/ 8 Neben Pulszky, Römer und G. Keleti setzte sich Arnold Ipolyi unter den ersten im Inter­esse eines, das ungarische Kunstgewerbe fördernden Museums ein. Gemäss seinem Ge­dankengang verlangt die Gegenwart, infolge der starken Entwicklung der Kultur, die Her­stellung reichlicher kunstgewerblicher Artikel in einer, die breiten Bürgerschichten befrie­digenden Qualität. Ipolyi gelangte bei seinen Aufgaben anlässlich der Restaurierung ein­heimischer Kunstdenkmäler und der Fragen im Zusammenhang mit Kirchenausrüstungen zu der Erkenntnis, dass eine, dem Stil der Epoche entsprechende kunstgewerbliche Tä­tigkeit ausschliesslich auf Grund einer gründlichen Zeichnungsfertigkeit und Formkunst­kenntnis möglich sei. In Österreich waren zu jener Zeit schon mehr als dreissig gewerb­liche Fachschulen tätig. Bei Ipolyis Anregungen finden wir bereits zu Beginn den An­spruch, durch Wiederbelebung der nationalen Kunst der Vergangenheit eine eigenartige einheimische Gewerbekunst, als einzig möglichen Weg zur Kunst der „stilgemässen" Ge­genwart, zu schaffen. Das so sehr ersehnte Gewerbemuseum würde, gemeinsam mit den Kunstgewerbeschulen für die Gewerblichen das Erlernen der Technik von Zeichnen und Modellieren ermöglichen und verbreiten. Auf Anlass des Domherrn Bock aus Aachen und des J. v. Falke, richtete sich seine Aufmerksamkeit als erste auf die eigenartige Emaillierungstechnik der alten ungarischen Goldschmiedekunst, die er als Gipfelpunkt der ungarischen künstlerischen 21

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