Imre Jakabffy (szerk.): Ars Decorativa 1. (Budapest, 1973)
KISS, Ákos: Die Entwicklung der kunstgewerblichen Bewegungen und das Entstehen der Kunstgewerbemuseen
Schmiedetätigkeit des Historismus entstanden ist/' 1 Alldies begünstigte die neoromanischen und neogotischen Strömungen der Kunstgewerben/' 2 Die Rolle des Kleinadels in der ungarischen Reformära, später unter dem Absolutismus (1849—1859) wurde vorerst auch in den Jahren der „Versöhnung" fortgesetzt; die Kulturpflichten des Bürgertums wurden vorläufig durch diese Schicht übernommen. Aus der Emigration nach 1849, kehrten ähnlich Ferenc Pulszky zahlreiche Leute mit einem fast unlöschbaren Kulturdurst, und das Leben umformenden Ansprüchen in die Heimat zurück. Die Emigranten waren unmittelbare Zeugen der Weltausstellungen der Jahrhundertmitte, sowie des Erlebnisses der Museumgründungen. „Man hat die Kultur vermehrt" pflegten sie zu sagen, wobei sie bei der Niveauerhöhung der Kunstgewerben, des Heims, der öffentlichen Institutionen meistens das englische Vorbild, jene grosse Bewegung vor Augen hielten, die sozusagen jede Form aus der eigenen nationalen Vergangenheit zu schaffen verstand/' 3 Die damals gegründete Landesschule für Musterzeichnung beherbergte auch die dekorativen Künste; neben der ornamentalen Zeichnung und der Gipsmodellierung erzog die neue Institution die junge Generation der Zierkünstler des Historismus mittels Kopieren der Kunstgegenstände des Museums der angewandten Künste zum Geschmack der Ära/ 1 '' Die erste einheimische Zeichenschule wurde im Jahre 1777 in Győr eröffnet, sie unterrichtete über ein Jahrhundert die Gewerbsleute in den Kunstformen der Goldschmied-, Keramik-, Stukko-, Tischler- und Schlosserindustrie. Den Rückgrat dieser Studien bildete die Vertiefung in der Kenntnis der Neorenaissance, deren Ästhetik durch Jenő Péterfy vorgetragen wurde; Professoren waren Architekt-Zeichnungsprofessor Sándor Uhl, der auch mit der Obhut des Kunstgewerbemuseums betraut war, die Architekten Imre Steindl und Frigyes Schulek, sowie Gusztáv Keleti. Der prominente Kulturpolitiker der Zeit, der Denker-Schriftsteller József Eötvös unterstützte mit Vorliebe als Minister die Neorenaissance. Das grosse Bestreben lag darin, nicht nur das durch den Untergang des Zumpftsystems zur vorübergehenden Krise gelangte inländische Kunstgewerbe aufzumuntern, sondern auch den im Licht der Weltausstellungen erscheinenden europäischen Fortschritt einzuholen; all dies nicht durch die einfache Übernahme der ausländischen Vorbilder, sondern durch die historisierende lokale Neubelebung der künstlerischen Erbschaft nationaler Vergangenheit. Der hiezu leitende Weg bestand in der Schulung der Gewerbsleute, in der Entwicklung vom Handwerk zum Kunstgewerbe, wodurch der auf bewusst historisierenden Mustern entwickelte Geschmack den Wettbewerb mit der Maschine aufnehmen konnte. Imre Steindl und Sándor Uhl zeichneten, Zsigmond Bubics kritisierte die Entwürfe der historisierenden Einrichtungen, die jedoch nicht nur von den Zuständigsten, sondern auch vom Publikum mit gewissen Zweifeln betrachtet wurden. Die Formelemente der nationalen Ornamentik wurden von József Huszka vorgetragen/' 5 Seine für das Schloss Vajdahuny ad an der Millennium-Ausstellung entworfene innere Ornamentik ist die Synthese jener Musterbuchsysteme, die auf Verordnung des Kultusministers in den Erziehungsplan sämtlicher Lehranstalten des Landes aufgenommen wurden. Ein weiterer Apostel für das inländische Ornamentsystem der Spätrenaissance war der grundsätzliche Schwärmer der italienischen Renaissance Viktor Myskovszky/' ü Als Unterrichtsmaterial der Gewerbeschulen und der Industriellen dienten die durch den Handelsminister veröffentlichten Musterblätter. Diese wurden ausser József Huszka durch Aladár Edvi Illés, Kálmán Györgyi und Károly Gaul — auf Grund der Re20