Imre Jakabffy (szerk.): Ars Decorativa 1. (Budapest, 1973)
KISS, Ákos: Die Entwicklung der kunstgewerblichen Bewegungen und das Entstehen der Kunstgewerbemuseen
Weltausstellung von 1851 und zur Gründung des South Kensington Museums führte. 30 Der Gedanke, in Ungarn ein Museum für die Kunstgewerben zu gründen, tauchte zuerst an der Londoner Weltausstellung von 1862 auf. Gusztáv Keleti ward infolge seiner in Paris, an der Weltausstellung von 1867 gehabten Erlebnisse zum urgierenden Fürsprecher eines einheimischen Museums für gewerbliche Künste. 3 ' Imre Henszlmann organisierte in 1862 in Wien eine Ausstellung aus Prachtstücken der ungarischen Goldschmiedekunst. Die historisierende Richtung der Künste passte auch gut in die kirchliche Bautätigkeit des hohen Klerus. Der Bischof Zsigmond Bubics wurde auf Grund seiner Jugendreisen schon früh zum bedeutendsten und wissentlichsten Kunstsammler seines Zeitalters; seine Ernennung zum Bischof von Kassa (Kaschau) war der sachverständigen Führung der Restaurationsarbeiten an dem dortigen Dom zuzuschreiben. Der Bischof bevorzugte in erster Reihe die Fayencen, doch zeigte er gleiches Interesse auch für die Goldschmiedekunst, für die Textilien und für die Ausstattung zeitgenössischer Interieure. Der Bischofspalast in Kassa, aber auch seine in Wien, in Kismarton (Eisenstadt) und zwei in Budapest befindlichen Wohnsitze gestalteten sich dementsprechend in Museum um. Der Bischof wurde zum eifrigsten Unterstützer der früher in Ungarn organisierten Ausstellungen. Seine Tätigkeit in der bildenden Kunst, als Künstler-Amateur und Historiker promovierten ihn zum charakteristischen Mäzen der Museen und der Gewerbekünste dieser Zeiten. Er sorgte schon zu Beginn seiner Tätigkeit für den Schutz des reichen Bestandes an kirchlichen Schätzen Oberungarns, sein Eifer erstreckte sich auch auf das Restaurieren dieser Kunstgegenstände. 38 Auch finden wir Flóris Römer, den Vater der einheimischen Archäologie an der Spitze der für die Wiederbelebung der gewerblichen Künste bestrebten Männer. Die Ausstellung von Pozsony (Pressburg) in 1865 präsentierte schon mit voller Bewusstheit dem Publikum Schätze der einheimischen Kunstgewerben. m Nach dem Rückgang, der nach dem Erlöschen des Zumpftgewerbes eingetreten war, ist er durch Unterrichten der Gewerbtätigen auf den Gedanken der Schaffung einer praktischen Sammlung gekommen, die sowohl die Kunst, als auch die Kunstgewerben, die historischen Kenntnisse, die Kultur und die wirtschaftlichen Interessen in gleichem Masse fördern sollte/' 0 Ähnlicherweise hat auch die diesbezügliche Fürsorge des Erzbischofs János Simor die Lage des Kunstgewerbes berührt. Arnold Ipolyi war einer der ersten einheimischen Erkenner der historisierenden neuen kunstgewerblichen Kultur, der sich mit Stolz als Jünger Pugins bekennte. Dieser frühe ungarische Repräsentant der neuen wissenschaftlichen Zweige: der Kunstgeschichte und der „Kunstarchäologie" hat gleichzeitig auch die Epochen der ungarischen künstlerischen Vergangenheit beschrieben. Gleich den grossen englischen Pionieren meldetet sich auch bei ihm früh das Bestreben die Kunst, die Schönheit und das Leben in Einklang zu bringen, als hierfür geeignetes Mittel hielt er das künstlerische Gewerbe. Er bekannte sich zu den progressivsten Anschauungen seiner Zeit, als er das schon seit jeher existierende Kunstgewerbe verkündete, das bloss seit dem Barock, Quelle allen Unheils den Rückgang antritt. Seines Erachtens war die künstlerische Tätigkeit der Kirche von spezieller Auswirkung auf die Entstehung der Kunstgewerben. Sein Interesse als Kunsthistoriker bereicherte die kirchlichen Ausrüstungen romantischen und mittelalterlichen Stils, wodurch die Gold19