Imre Jakabffy (szerk.): Ars Decorativa 1. (Budapest, 1973)

RUZSA, György: Zur Kunst der ungarischen Wandteppiche im 20. Jahrhundert

ein wenig in der zeitgenössischen Kunst bemerkbar. In der Kunst des Wandteppichs konn­ten diese Probleme günstig gelöst werden. Hieran schliessen sich die Wandteppiche Zsuzsa Szenes' an ;!) ; sie näht die dicken Wollfäden, die sie voller Ideen und Windungen anordnet auf dem Grund auf und erreicht auf diese Weise eine mosaikartige Wirkung. Diese dezent gewundenen Linien schaffen plastisch aussehende Formen. In ihrem Schaffen ist die in mehreren Arbeiten zu beobachtende Bestrebung nach Stofflichkeit zu erwähnen. Diese Tendenz findet sich glücklicherweise bei mehren ungarischen Künstlern von heute. Wir schliessen unsere Einführung in die zeitgenössische ungarische Kunst des Wandtep­pichs mit der Arbeit „Die Messer" von Gabriella Hajnal ab :ili (Abb. 7). Die prägnante Konstruktion, die stilisierte Form, die eigentümliche Farbenwelt und das Symbolsystem geben diesem Werk eine sehr suggestive Wirkung. Diese Figuren, die in ein östliches Ge­wand geschlüpft sind, sind entweder in bräunlichern oder gründlichem Ton gehalten, auf ihrem rundlichen Kopf sitzt ein boshaftes Punktauge, zwischen ihren hervorblinkenden Zähnen halten sie ein Messer. Doch in dieser thematisch inhaltlich, und formal einheitli­chen Masse finden wir trotzdem ein Menschlein, iri dessen Mund statt einem Messer Blu­men sichtbar sind . . . Gabriella Hajnals Figuren haben oft etwas Märchenhaftes in sich, doch schimmern daraus die bedrückenden Probleme des Menschen von heute hervor. ANMERKUNGEN: I IM Inv.-Nr.: 52.3491. L ' IM Inv.-Nr.: 14971. Der Plan stammt von Pál Horti, die Ausführung von Frau Dániel Kabay. Hiervon zeugt auch das Signum K D, das in der einen Ecke zu finden ist. 3 Zur Illustrierung der gegensätzlichen Bewer­tungen seien hier zwei angeführt, die in ihrem Gedankengang interessanterweise übereinstim­men, doch inhaltlich völlige Gegensätze bilden. István Genthon zufolge haben die Gödöllöer Künstler „allerdings keine beachtlicheren Er­gebnisse erzielt, weil sich ihr transzendentales oder naives und religiöses Anliegen zum gros­sen Teil unklar offenbart. Ihr Karren bleibt im Schlammassel des Sezessionismus stecken, und es gelingt ihnen nicht, sich daraus zu befreien. Diese aus England importierte Kunst, die einen Gewächsschauscharakter hat, ver­blüht gar bald, weil in der ungarischen Kunst gerade jene beiden Spezifika fehlen, die von den Gödöllőern mit Gewalt erzwungen werden wollten: der Symbolismus und die mytische Inbrunst. Der Erste Weltkrieg, der diese Gruppe zersprengte und ihrer gemeinsamen Ar­beit ein Ende bereitete, hat eigentlich nur ein Negatívum beseitigt." (A magyarországi művé­szet története. II. Bp., 1964. 345.) — Elek Pet­rovics äussert sich folgendermassen : „Was die Ausnutzung der Volkskunst betrifft, kann man von einer Pionierarbeit sprechen, die dem 182

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