Imre Jakabffy (szerk.): Ars Decorativa 1. (Budapest, 1973)

KISS, Ákos: Die Entwicklung der kunstgewerblichen Bewegungen und das Entstehen der Kunstgewerbemuseen

stern der neuen Formen sollen nur die bedeutendsten erwähnt werden: Ch. Dresser entfal­tete seine Tätigkeit in dieser Richtung,'-"' statt der Reinheit der Prinzipien leitender Persön­lichkeiten befolgte er aber bereits die eklektische Linie des Geschichtlichen. (Unter Eklek­tik ist jene Stufe der Weiterentwicklung des Geschichtlichen zu verstehen, die aus der Ver­mischung verschiedener historischer Formen etwas neuartiges, nur in der Gegenwart be­kanntes zustandebringen will.) Dieser Pionier den unbegrenzten Anwendung präkolumbia­ner und prähistorischer Formen, gelangte schon nach 1870 unter den Ersten zum Unge­zierten, zum Funktionalismus, welche aus der Handelsintuition und der Spannung zwischen der britischen Sachlichkeit und dem Widerspruch der Formtraditionen entstanden sind. In Mitteleuropa setzte sich das erfolgreich Fussgefasste Neorokoko der Bourbonrestaura­tion, um die Romantik noch geändert, mit der in den 1860-er Jahren angewandten Neogrek­Praxis fort; diese wurde von der von mittelalterlichen und sonstigen historischen Formen begleiteten Neorenaissance abgelöst. Im Zweiten Rokoko konnten das Studium, das Schul­wesen und die museologischen Grundsätze noch kaum bewusst werden. Im Zeitraum grös­stenteils vor 1848 und in den Jahren, als die Erlebnisse und Lehren der Weltausstellungen noch nicht empfunden wurden, erscheint einer der ersten Vorboten des Prinzipiellen: der Österreicher R. von Eitelberger, der im Jahre 1845 erklärte: man könne sich nach gründ­lichen Studien alle äusserlich nachahmbaren Erscheinungen der Kunst aneignen, man kön­ne sowohl in chinesischem, als in romanischem, germanischem (gotischem) oder sonstigen Stil schaffen. Wenn wir mit echtem künstlerischem Sinn nachahmen, verschwindet jene karge Blosse, die sonst mit der Nachahmungstätigkeit verbunden ist, und dieselbe umwan­delt sich in ein Werk, das im besten Sinne des Wortes als original bezeichnet werden kann. Am Vorabend der Wiederholung historischer Stile klingen diese Feststellungen als Einleitung der Ära. Eitelberger hat aber als eine Art Warnung für kommende Zeiten an­erkannt, dass man sich auf diesem Wege der Kunstwerke der Vergangenheit nicht ermäch­tigen kann, da ihre Empfänglichkeit zur Transponabilität mit der Zeit unwiderruflich ver­schwindet. 2:) Die Einrichtung des Wiener Liechtensteinschen Palais (1842—47) war das Vorspiel der kunstgewerblichen Bewegung. 2ß Der Begriff des „Kunsthandwerkers" entwickelte sich im Laufe dieser, allgemeines Interesse erregender neuartigen Arbeiten: der Industriellen-Un­ternehmer beanspruchte in seinem steigenden bürgerlichen Selbstbewusstsein der Jahrhun­dertmitte bereits in der Metternich-Ära den Rang des Künstlers neben dem Begriff des Industriellen. In Wien fanden vor 1848 drei Gewerbeaussteilungen statt. (Die zweite in 1839, die dritte in 1845) Die Durchnittsbeobachter empfanden in der während der Bach-Periode weiter­lebenden, ja sich sogar entwickelnden Mode des Neobarock den ganzen Anmut des Glan­zes, der Eleganz und des modernen Geschmacks zusammengefasst. 1 '' Die Londoner Aus­stellung in 1851 enthüllte aber vor den Augen der besten Kenner die Zukunft, und zwar, dass die gierige Suche nach dem Neuen unter den Formen der Vergangenheit jedwede ruhi­ge Entwicklung der Kunst unmöglich macht. 28 Der Untergang des Zweiten Rokoko wurde von den führenden zeitgenössischen Ästheten, neben Jakob von Falke, 29 dem ersten Direk­tor des Museums für Kunst und Industrie in Wien, auch von Eitelberger, von Van der Null, usw. mit heftigen Angriffen begleitet. Der in 1858 begonnene Umbau der Stadt Wien teilte einer ganzen Reihe von Kunstzweigen erhebliche Aufgaben zu, anderseits wurde durch die Erörterung der hiermit aufgetauchten Probleme das Interesse der breiten Öffentlichkeit, 16

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