Imre Jakabffy (szerk.): Ars Decorativa 1. (Budapest, 1973)

BOBROVSZKY, Ida: Die Maria Theresia-Gedenkschüssel aus Herend

scher dazu, die für günstig erscheinende Situation ausnützend, einen Versuch zu machen um die Lage seiner Firma zu stabilisieren. Mit seinem Benehmen wollte er die Gunst des Herrschers und das Wohlwollen des Hofes gewinnen und dies erzielte er zum Anlass der Londoner Weltausstellung. Zu dieser Gelegenheit verfertigte er die in ihren Massen impo­nierende, in politischer Tendenz aktuelle Maria Theresia-Schüssel. Die Auswahl des The­mas geschah offensichtlich auf Grund sorgfältiger Überlegung, worin auch Fürst Pál Ester­házy eine Rolle spielen dürfte, da er die Verfertigung der Schüssel finanziell unterstützte/' Die über 91 cm Durchmesser verfügende Prunkschüssel konnte kein Erstaunen für das zu besonderen Produktionen gewohnte Publikum bringen. Doch mit ihrem technologischen Bravur wurde diese das exponierteste Stück der grossartigen Herender Kollektion. Die Form der Schüssel ist einfach, unter dem durchbrochenen Rande findet man Blumenver­zierungen im chinesischen Stil, in ihrem mit kleinen Würfeln bemusterten Becken erblicken wir im geschlingelten Ausschnitt die Szene, Maria Theresia auf dem Pressburger Reichstag im Jahre 1741 darstellend, darunter im goldenen Rahmen die Inschrift: MORI AMUR PRO REGE NOSTRO ! An der mit mehreren Ringen versehener Rückseite finden wir die HE­REND Marke, den ungarischen Wappen mit Krone, das Monogramm MF und die Jahres­zahl 1861. Die Schüssel kam als M. Fischers Geschenk zu ihrer ersten Bewahrungsstelle in das Ungarische Nationalmuseum. In der Fachliteratur wurde diese Prachtschüssel irrtümlicherweise wie ein Stück für die Londoner Weltausstellung vom Jahre 1851 verfertigtes und dort mit grossem Gefallen be­wundertes Kunstwerk erwähnt/' Auch noch im Katalog der Herend-Ausstellung des Mu­seums für Kunstgewerbe im Jahre 1954 wurde dieses versehentlich bezeichnet. Aus dieser irrtümlicher Datierung kam A. Dobrovits notwendigerweise zu einer falschen politischen Folgerung und zwar: „Wenn auch die Inschrift ,Moriamur pro rege nostro' seitens im Freiheitskampf teilnehmende Fischer und Söhne die Einstellung ihrer früheren politischen Prinzips wie ein Kompromiss erschiene, doch sollen wir es nicht vergessen, dass gerade zu dieser Zeit diese Parole und deren Hervorrufung, das damals die Freiheit des Landes zer­tretende, fremde Herrscherhaus gerade durch das Opfer des ungarischen Volkes gerettet wurde, bedeutet nicht im zentralisierenden österreichischen Kaiserreich die Folgung der Politik des Herrscherhauses". 1 ' Dass Fischer im 1851 so ein Thema wählte, hätte nichts anderes bedeuten können, wie seine Einschaltung in die von Wien erwünschte kulturpolitische Strömung, woran erst nach zehn Jahren die Reihe kam. Also wenn Fischer tatsächlich für die Revolution Mitgefühl gehabt hätte, da hätte man seine Tat damals im Jahre 1851 für einen offensichtlichen Verrat ge­halten, nämlich nahm die Verfertigung der Schüssel nach eigenem Geständnis zwei Jahre in Anspruch. 7 Auch Imre Vahot rügte in seinem von der Londoner Weltausstellung berichtendem Ge­denkbuch von 1863 wegen seiner Themenwahl." Er empfiehlt Herrn Fischer, er sollte die Entwürfe der Zeichnungen seiner ausgezeichneten Produkte lieber aus dem Themenkreis der ruhmreichen ungarischen Geschichte und Poesie nehmen, womit er diese noch inter­essanter und vom nationalen Standpukt aus wertvoller machen könnte. Obzwar er schon solche Versuche getan hatte, doch fielen seine Wahlen nicht immer glücklich aus. Mit diesem repräsentativen Werk wurde Fischer der Fürsprecher einer politischen Haltung, unter deren Fahne sich nicht die fortschrittlichen Kräfte gesammelt hatten. Sein Thema hatte Fischer aus dem klug und umsichtig zusammengewählten Arsenal der offiziellen

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