Imre Jakabffy (szerk.): Ars Decorativa 1. (Budapest, 1973)
KISS, Ákos: Die Entwicklung der kunstgewerblichen Bewegungen und das Entstehen der Kunstgewerbemuseen
verschiedenen Formen der Gewerbekünste, andererseits des höheren Kulturniveaus der Zierkünste anderer, früheren Kulturen. Und bereits hier erscheint auch jenes Prinzip, dass die Bewegungen der Kunstgewerben im Laufe des 19. Jahrhunderts begleitet: der Wunsch nach dem Ausdruck der nationalem Gepräge, das Bestreben zur Erforschung der Vergangenheit in der Kunst und im Gewerbe der einzelnen Nationen. Das englische künstlerische Gewerbe gelangt nunmehr zu einem ernsten Aufschwung und nach der Ausstellung in 1852 wurde hier jene Institution geschaffen, die die Franzosen schon während der grossen Revolution erdacht haben: das Museum der gewerblichen Künste. Das Frankreich Napoleons III konnte hinter den Geschehnissen in England nicht zurückbleiben. Obwohl an der Pariser Ausstellung von 1855 immer noch Frankreich die Vorherrschaft in den Gewerbekünsten hatte, wurde der bedrückende Aufschwung der Engländer nunmehr offenbar. Von nun an, in der zweiten Hälfte des Jahrhunderts, konnte die Menschheit anhand von grossen nationalen Veranstaltungen und Weltausstellungen den Fortschritt der Kunstgewerben und dabei die Werbung der Nationen um den internationalen Markt — mit der möglichst starken Betonung der nationalen Geprägen — beurteilen. Zu alldiesen Bestrebungen im Wege der Kunst längst vergangener Zeiten eine Revolution herbeizuführen, gesellten sich die Museen der Kunstgewerben. Laut Gründungsprinzipien des South Kensington Museum hatte dieses nicht nur die Prachtstücke alter Gewerbekünste zu sammeln und aufzubewahren, sondern — die Prinzipien von G. Semper verwirklichend — auch zu erziehen und zu unterrichten. Mit der Gründung dieses Museums strebte Prinz Albert die Entwicklung des Geschmacks und des fachmännischen Niveaus der englischen Gewerbekünste, was auch die Aufgabe der Gewerbeschulen war, an. Unter Fachmässigkeit verstand man damals zumeist die je gründlichere Kenntnis der historischen Formen der Vergangenheit. 11 ' Den neuartigen Charakter dieser Institution bewies auch der Umstand, dass im Gegensatz zu den bis dahin gekannten Museen, dieses sich mit grosser Sorgfalt den Künstlern und noch mehr den Handwerkern der verschiedenen Zierkunstarten zuwandte. In dieser Beginnperiode der Erneuerung historischer Formen bestrebten die Kunstgewerben sich mit der möglichst vollkommenen Kenntnis der materiellen Kultur der Vergangenheit zu bewaffnen; die 50-er Jahre verliefen bereits im Zeichen der Erkenntnis dieser wissenschaftlichen Reform. Die Resultate der grossen Ausstellung von 1862 bewiesen in England die Verwirklichung dieser Bestrebungen. Dieser weltweite Erfolg war — laut Ansicht der Zeitgenossen — schon auf die erfolgreichen Bemühungen des South Kensington Museum und der parallel organisierten Kunstgewerbeschule basiert und machte sich die Wirkung ihrer der Öffentlichkeit gezeigten Ergebnisse im Laufe der ganzen Periode fühlbar. In 1864 wurde im Frankreich Napoleons III. der den Künsten stets hohes Interesse widmete, die Union Centrale des Arts Décoratifs ins Leben gerufen, die eine ganze Reihe kunstgewerblicher Ausstellungen organisierte. Aus ihrer Tätigkeit sei als beachtungswert erwähnt, dass sie archäologische Ausstellungen organisierte, um die ältesten Zierformen der Menschheit zu erkunden und zu veröffentlichen, um somit die möglichst kompletten Mustersammlungen bis zu den äussersten Möglichkeiten zu erweitern. ..Modern" von damals bedeutete so viel wie das Neue durch Studium des Alten zu finden. Der Schulung folgte bald die gesellschaftliche Anerkennung des Kunstgewerbes, der Platz des Handwerkers der ersten Jahrhunderthälfte wird jetzt bei den Franzosen durch den ,, architecte-déco11