Imre Jakabffy (szerk.): Ars Decorativa 1. (Budapest, 1973)

SZABOLCSI, Hedvig: Weisslackierter Chinoiserie Kabinettschrank

Als nächststehende Analogie für das äussere Dekor des Kabinettschrankes betrachten wir die Christian Reinow zugesprochenen Schreibschränke. 11 ' Diese Stücke, datiert 1740—49, ver­treten durch Form und Farben einen späteren Typ, bei dem bereits eine Farbeinwirkung des Rokoko zu bemerken ist. Unser Kabinettschrank in Weisslack muss zweifelsohne aus einer früheren Phase stam­men. Schon allein die charakteristische Form des Kabinettschrankes, wie auch seine Funk­tion weisen in eine frühere Zeit, in die Jahrzehnte nach 1700. Das Innere in Rotlack und Gold, dessen genaue Analogie wir aus den Jahren 1710 angeführt haben, wie auch der Typ des Gestells sind im Kreise der um 1710—20 hergestellten Kabinettschränke zu finden. Nach unserer Auffassung und auch aufgrund der hier in Betracht kommenden Details, die auch bei Schnell zu finden sind, muss die Herstellungszeit dieses Stückes für zwischen 1710 und 1730 — aller Wahrscheinlichkeit nach — für 1720 angenommen werden. Es sei noch bemerkt, dass starke Unterschiede zwischen den Rotlack des Inneren und dem Relief lack und der Bemalung auf dem äusseren Weisslackgrund sichtbar sind; daher muss angenommen werden, dass die Arbeiten nicht von einer Hand ausgeführt wurden. Auch in diesem Falle würden wir aber keine zeitliche Differenz zwischen der äusseren und der inneren Bemalung voraussetzen. Beweise sind nicht vorhanden, wir konnten hier nur eine Reihe von Annahmen zusam­menfassen. Bezüglich des Herstellers, der Person des Lackkünstlers können auch nur An­nahmen gemacht werden. Charakter und Niveau der Lackierung des Kabinettschrankes, besonders des Rotlacks des Innern weisen auf eine sehr geübte Künstlerhand hin. Der äus­sere Weisslack ist aber auch unter den deutschen Lackarbeiten verhältnismässig rar, und ausser denen aus der Werkstätte von Dagly in Berlin sind kaum einige bekannt. Nachdem wir unseren Kabinettschrank der Arbeit der sächsischen, bzw. Dresdener Werk­statt zusprechen, kommt die Frage auf, ob wohl der Lackierer (oder die Lackierer) nicht zu denen gehört haben mag, die damals in der sächsischen Werkstätte gearbeitet haben. 1 '" Könnte es nicht Christian Reinow selbst gewesen sein, könnte dieses Möbel nicht in der Dresdener Werkstätte von Martin Schnell hergestellt worden sein? In diesem Falle könnte es ein Beitrag zu den bisher so wenig bekannten Weisslackarbeiten aus der Blütezeit der Dresdener Werkstatt sein. ANMERKUNGEN: 1 IM Inv.-Nr.: 24354. Höhe 156 cm (Höhe des Gestells 75 cm), Breite des Schrankes 114 cm, Tiefe 46 cm. Ausgestellt im Prunksaal des Schlossmuseums Nagytétény. 2 OL (Landes archiv) Archiv der Familie Fes­tetics P 236, 87—92. es. Die Schriften über die späteren Schlossbauarbeiten brachten auch keine diesbezüglichen Angaben. OL Festetics csal. P. 274, 247—248. es. :i Unter den sich auf die europäische Chinoi­serie beziehenden allgemeinen Facharbeiten siehe: Chisaburo Yamada: Die Chinamode des Spätbarock. Berlin, 1935.; Huth, H.: Europäi­sche Lackarbeiten 1600—1850. Wohnkunst und 112

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