Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 51. (2004)

LEHNER, Georg: Der Chinesisch-Unterricht an der k. u. k. Konsularakademie

Der Chinesisch-Unterricht an der k. u. k. Konsularakademie Haas merkte auch an, dass er während seines letzten Aufenthaltes in Österreich- Ungarn im Auftrag des Ministeriums des Äußern in privatem Wege Erkundigungen über Personen eingezogen habe, die für den Dolmetsch-Dienst am Generalkonsulat Shanghai geeignet wären. Der geeignetste der Kandidaten, Carl Kainz, war von seiner Bewerbung zurückgetreten6; der Plan wurde in der Folge nicht mehr realisiert. Bei der Eruierung dieser Kandidaten konnte Haas jene Personen kennen lernen, die „im westlichen Theile der Monarchie mit dem Studium der chinesischen Sprache sich befassen und Anspruch als ,Sinologen* machen können.“7 Haas nannte unter anderem Franz Kühnert8, Privatdozent für Chinesisch an der Universität Wien, Rudolf Dvorak9, Privatdozent an der tschechischen Universität Prag zur Geschichte der k. (u.) k. Konsularvertretungen in China. Von der Mitte des 19. Jahrhunderts bis zum Ersten Weltkrieg. Ungedr. geisteswiss. Diss. Wien 1995, S. 156-190. 6 Carl Kainz, 1870 in Wien geboren, war von Haas schon 1889 vorgeschlagen worden, als erstmals Vorbereitungen für die Schaffung und Besetzung der Stelle eines Dolmetsch-Eleven am k. u. k. Generalkonsulat Shanghai getroffen wurden (zu diesen Aktivitäten vgl. Lehn er: Konsularvertretungen, S. 278). 1892 war Kainz in dieser Angelegenheit neuerlich an das Generalkonsulat Shanghai herangetreten. Bei dieser Gelegenheit gab Kainz Auskunft über seine Sprachkenntnisse, demnach „beherrschte“ er an asiatischen Sprachen Armenisch, Malaiisch, Mandschu, Chinesisch und Japanisch; mit dem Chinesischen hatte er sich eigenen Angaben zufolge zum damaligen Zeitpunkt seit fünf Jahren beschäftigt. HHStA, AR F 8/222; 8 Shanghai 37; Kainz an Generalkonsulat Shanghai; Klosterneuburg, 1892 Mai 26. 7 HHStA, AR F 8/357; Consular-Akademie; Lehrkanzel-Errichtung; Haas an Coudenhove, Shanghai, 1894 September 24. 8 Zu Leben und Werk Kühnerts (1852-1918) vgl.: Walravens, Hartmut: Franz Kühnert. Eine bio­bibliographische Skizze. Nebst Kühnerts Briefwechsel mit J. von Karabacek Hamburg [Privatdruck] 1978. Führer, Bernhard: „Um eine Tafel und die nötige Anzahl Stühle zu bekommen [...]“ Eine Übersichtsdarstellung der Chinastudien in Wien. In: Martin, Helmut - Hammer, Christiane (Hrsg.): Chinawissenschaften - Deutschsprachige Entwicklungen. Geschichte, Personen, Perspektiven. Referate der 8. Jahrestagung 1997 der Deutschen Vereinigung für Chinastudien (DVCS). Hamburg 1999 (= Mitteilungen des Instituts für Asienkunde Hamburg 303), S. 549-569, zu Kühnert S. 554-558. In beiden Darstellungen fehlt ein Hinweis auf den Nachruf Schram, Robert: Franz Emanuel Kühnert. In: Astronomische Nachrichten, Nr. 5 033 (= Bd. 210, 1920), Sp. 295 f - Kühnerts sinologische Arbeiten werden ausführlich behandelt bei Fü h re r, Bernhard: Vergessen und verloren. Die Geschichte der österreichischen Chinastudien. Bochum 2001 (= edition cathay 42) S. 73-90. Vgl. ferner: Ostasien. Enthaltend u. a. Teile der Bibliotheken der Orientalisten F. W. K. Müller, Berlin, und Franz Kühnert, Wien. Leipzig 1933. 214 S. (Bücher-Katalog 448). Zitiert nach Walravens, Hartmut: Bibliographie der Bibliographien der mandjurischen Literatur. Wiesbaden 1996 (= Orientalistik-Bibliographien 1), S. 148 (Nr. 185). Nach Kühnerts Tod hatte seine Witwe die chinesischen Bücher aus dem Nachlass zunächst der Konsularakademie angeboten. Vgl. dazu HHStA, Archiv der Konsularakademie, Kart. 97; Dozent Dr. Franz Kühnert, ZI. 736 ex 1918; Marie Kühnert an Direktion der k. u. k. Konsularakademie; Wien, 1918 Oktober 9. - Auf der Trauerparte (ebenda, ZI. 706 ex 1918) wurde Kühnert irrigerweise als „Professor“ an der Konsularakademie bezeichnet. 253

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