Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 51. (2004)

LEHNER, Georg: Der Chinesisch-Unterricht an der k. u. k. Konsularakademie

Georg Lehner und Verfasser eines Werkes über Konfuzius (in tschechischer Sprache), Dr. Josef Grunzei aus Reichenberg, der an der Ecole des Langues Orientales Vivantes in Paris und am Seminar für Orientalische Sprachen in Berlin „Vorstudien im Chinesischen“ gemacht hatte9 10, und Carl Kainz, der seine Chinesisch-Studien „als Dilettant“ betrieben, aber „hervorragende Fortschritte“ gemacht und immerhin eine „Praktische Grammatik der chinesischen Sprache für den Selbstunterricht“ verfasst habe. Doch Haas wusste noch einen weiteren Österreicher zu nennen: Diese genannten Persönlichkeiten überragt jedoch an gediegener classischer Bildung, Kenntnis der Schriftsprache, Geläufigkeit der mündlichen Sprache, gründlicher Kenntnis von Land und Leuten, infolge seines langjährigen Aufenthaltes und seiner ausgedehnten Reisen im Innem, unser Landsmann Arthur von Rosthom aus Wien. Derselbe ist im Dienste der chinesischen Zolladministration und befindet sich gegenwärtig auf Urlaub in der Heimath. Herr von Rosthom sprach sich mir gegenüber wiederholt dahin aus, dass er als die ihm angenehmste Errungenschaft seines Studiums des Chinesischen und seines Aufenthaltes in China die Professorstelle für Chinesisch an einer der höheren vaterländischen Lehranstalten betrachten würde.11 9 Zu Dvoraks Leben und Werk vgl. Tauer, Felix: Rudolf Dvoräk. Zum hundertsten Geburtsjahr und vierzigsten Todesjahr. In: Archiv Orientalin 28 (1960), S. 529-546. 10 Der Nationalökonom Josef Grun(t)zel (1866-1934) publizierte in jungen Jahren einige Abhandlungen mit Asien-Bezug: Die Vokalharmonie der altaischen Sprachen (Sitzungsberichte der philosophisch­historischen Classe der kaiserlichen Akademie der Wissenschaften 117/3 (1889)); Zur Phonetik der altaischen Sprachen. Gesetze ihrer Vokal- und Konsonantenharmonie. In: Internationale Zeitschrift für Allgemeine Sprachwissenschaft 5,1 (1889) S. 47-83; Die kommercielle Entwickelung Chinas in den letzten 25 Jahren (Leipzig 1891); Entwurf einer vergleichenden Grammatik der altaischen Sprachen nebst einem vergleichenden Wörterbuch (Leipzig 1895). - In seinem undatierten (aber wohl im Frühjahr 1889 verfassten) Lebenslauf teilte er mit, dass er nach Erlangung des Reifezeugnisses am Ober- Realgymnasium in Reichenberg ab Herbst 1885 an der Universität Wien das Studium der arabischen, persischen und türkischen Sprache, Geschichte und Literatur begann und gleichzeitig auch die k. k. Lehranstalt für orientalische Sprachen frequentierte. Wegen seiner Kenntnis zahlreicher europäischer Sprachen wurde er Anfang 1886 als Sekretär zu den Vorarbeiten für den in jenem Jahr in Wien tagenden VII. Internationalen Orientalistenkongress verwendet. Im Sommer 1886 hielt sich Grunzei drei Monate in Konstantinopel auf, „um den näheren Orient aus eigener Anschauung kennen zu lernen“. 1886/87 ging er nach Paris, um „unter bewährter Leitung theoretischen und praktischen Unterricht“ im Chinesischen, Japanischen und Malaiischen zu erhalten; im Studienjahr 1887/88 setzte er seine Studien am damals eben eröffneten Berliner Seminar für Orientalische Sprachen fort, im Herbst 1888 kehrte er zur Ableistung seines Militärdienstes nach Wien zurück, wo er im März 1889 zum Doktor der Philosophie promoviert wurde. HHStA, AR F 8/222; 8 Shanghai 37; „Bezüglich der für den Posten eines Dolmetsch-Eleven am k. u. k. General-Consulate in Shanghai bei Consul Haas sich gemeldeten Candidaten“, Beilage 4. 11 HHStA, AR F 8/357; Consular-Akademie, Lehrkanzel-Errichtung, Haas an Coudenhove; Shanghai, 1894 September 24. - Zu Rosthoms Karriere im k. u. k. Auswärtigen Dienst vgl. Lehner: Dolmetsch- Eleven, S. 109 Anm. 7; zu seinen sinologischen Leistungen siehe Führer: Vergessen und verloren, S 97-123. 254

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