Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 51. (2004)

LEHNER, Georg: Der Chinesisch-Unterricht an der k. u. k. Konsularakademie

Georg Lehner Dolmetsch-Dienst in China und die Ausbildung ihrer Chinesisch-Dolmetsche organisiert hatten. Zudem berichtete Haas auch über seine eigene Ausbildung im Chinesischen. Nach seiner Ankunft in Hongkong (am 2. Dezember 1866) hatte er sofort mit dem Sprachstudium begonnen. Ab Mai 1867 setzte er seine Studien in Guangzhou (Canton) unter der Leitung des britischen Konsularbeamten William Frederick Mayers fort. Seit Juni 1869 der Ostasiatischen Expedition zugeteilt, wirkte er unter Anleitung des britischen Gesandtschaftsdolmetschers Thomas Adkins an der Abfassung des chinesischen Textes des zwischen Österreich-Ungarn und China abgeschlossenen Vertrages mit. Im August 1869 wurde Haas dem neuerrichteten k. u. k. Generalkonsulat Shanghai zugeteilt. Im Oktober 1870 legte er in Beijing seine „Prüfung als qualificirter Dolmetsch“ ab; mündlich bei Sir Robert Hart, dem Generalinspektor der chinesischen Seezollverwaltung, schriftlich vor Sir Thomas Francis Wade.4 Nach diesem autobiografischen Exkurs gab Haas einen Überblick über die Chinesisch-Kenntnisse der dem Generalkonsulat in Shanghai im Laufe der Jahre zugeteilten Beamten. Haas schrieb, dass sich Vizekonsul Emil Hirsch dem Studium des Chinesischen „eifrig gewidmet“ hatte, jedoch nur kurze Zeit in Shanghai verblieben wäre. Der Konsularoffizial Tisljar, zum damaligen Zeitpunkt (1894) auf Europaurlaub, „betrieb gleichfalls das Chinesische, ohne jedoch hierin einen Erfolg errungen zu haben.“ Der seit Ende 1892 am Generalkonsulat tätige Offizial Vinzenz Gottwald widmete sich „mit Eifer und Vorliebe“ dem Chinesischen und hatte „bereits auffallende Fortschritte“ gemacht, obwohl er angesichts seiner „kargen Emolumente“ den Lehrer kaum bezahlen und auch kaum Lehrbücher ankaufen könne.5 4 HHStA, AR F 8/357; Consular-Akademie; Lehrkanzel-Errichtung; Haas an Coudenhove, Shanghai, 1896 September 24. - Sir Robert Hart (1835-1911), seit 1854 in China, zunächst in britischen, dann in chinesischen Diensten, 1863 Inspector General of the Chinese Imperial Maritime Customs, suchte 1906 um seine Entlassung an und kehrte 1907 wieder nach Europa zurück. Zu Hart und zur Seezollverwaltung vgl. die „Introduction“ in Fairbank, John King - Bruner, Katherine Frost - Matheson, Elizabeth McLeod (Hg.): The I. G. in Peking. Letters of Robert Hart, Chinese Maritime Customs 1868-1907, 2. Bde., Cambridge, Mass./London 1975, S. 3-34; Bruner, Katherine F. - Fairbank, John K. - Smith, Richard J. (Hg.): Entering China’s service: Robert Hart’s journals 1854-1863. Cambridge, Mass. - London 1986. - Sir Thomas Francis Wade (1818-1895), wiederholt „Chinese Secretary“ der britischen Kolonialverwaltung in Hongkong, 1861 im Stab der in Beijing eröffneten britischen Gesandtschaft, 1864/65 und 1869-71 britischer Geschäftsträger, schließlich britischer Gesandter in China; nach seiner Rückkehr nach England wurde er 1888 zum Professor für Chinesisch in Cambridge ernannt. Vgl. Dictionary of National Biography 58 (1899) S. 420 f. sowie Cooley, James C.: T. F. Wade in China. Pioneer in Global Diplomacy, 1842-1882. Leiden 1981 (Monographies du T’oung Pao 11). 5 HHStA, AR F 8/357; Consular-Akademie; Lehrkanzel-Errichtung; Haas an Coudenhove, Shanghai, 1894 September 24. - Zur Geschichte des k. u. k. Generalkonsulats Shanghai von 1869 bis zum Chinesisch-Japanischen Krieg sowie zu den diesem zugeteilten Beamten vgl. Lehner, Georg; Beiträge 252

Next

/
Thumbnails
Contents