Alba Regia. Annales Musei Stephani Regis. – Alba Regia. Az István Király Múzeum Évkönyve. 17. 1976 – Szent István Király Múzeum közleményei: C sorozat (1978)

Forschungsfragen der Steinskulptur der Arpadenzeit in Ungarn - Schubert, E.: Die Datierung der frühgotischen Bauornamentik in naumburger Westchor. p. 169–172.

ander unvermittelt gegenüber, und man darf und muß deshalb fragen, ob nicht notwendigerweise zwischen der Fertigstellung von Ostchor, Querhaus, Langhaus und den unteren Teilen der Westtürme einerseits und dem Beginn der Arbeiten an Westchor und Westlettner andererseits zumindest eine kurze Zeitspanne verging. Muß man danach nicht anneh­men, daß die neue, die frühgotische Hütte erst ver­pflichtet wurde, als die alte, die spätromanische, abge­zogen war? Ein Nebeneinander hat es doch offenbar ebenso wenig gegeben wie die verschiedenen Orna­mentstile nebeneinander vorkommen. Diesen na­heliegenden Schluß hat man bisher gar nicht in Er­wägung gezogen, obwohl er eigentlich ebenso unab­weisbar ist wie die Tatsache, daß nicht nur die Ornamentik des Westchors und Westlettners, son­dern auch die Architektur beider mit dem spät­romanischen Naumburger Baugeschehen stilge­schichtlich unvereinbar sind. 1247 war die spätromanische Bauhütte, wie gesagt, höchstwahrscheinlich noch in Naumburg. Die früh­gotische dürfte demnach frühestens 1248 eingetroffen sein. Das gedankliche Konzept für den Westchor beeinflußte dann den Tenor einer Urkunde aus dem Jahre 1249, mit der zu Spenden für die Vollendung des Doms aufgerufen wird (ibid., 40 — 50). Ihre Ver­fasser haben gewiß in erster Linie die Fertigstellung des Baus durch Anfügung des Westchors und die Aufstockung der Westtürme im Sinne gehabt. — Die Arbeiten müssen übrigens schon bald, wohl schon in den 60er Jahren des 13. Jahrhunderts wieder geruht haben. Finanzielle Schwierigkeiten, 1258 urkundlich als ,,Not" bezeichnet, zwangen zu ihrer Einstellung (SCHLESINGER 1952, 35, Anm. 106, wo die einschlägi­gen Urkunden aufgeführt sind). Halbwegs sicher ist nach alledem: Kurz vor der Mitte des 13. Jahrhunderts dürfte die frühgotische Hütte nach Naumburg gekommen sein, sehr wahr­scheinlich nicht lange nach 1247, gegen 1249. Den Abschluß der Arbeiten der frühgotischen Hütte kann man auch indirekt datieren: Der Naum­burger Meister und seine Werkstatt oder doch wenig­stens die bedeutensten Kräfte seiner Werkstatt, sind ja bekanntlich nach der Beendigung ihrer Tätigkeit in Naumburg am Dom zu Meißen beschäftigt worden( 2 ). (2) Während man früher — seit August Seh mar­sow (1892, 54— 55), der zum ersten Male vorsichtig auf die Verwandtschaft hingewiesen hat — zunehmend dazu neigte, die Anwesenheit des sogenannten Naum­burger Meisters auch in Meißen anzunehmen, begann man sich seit К üa s erwähntem Buch (1937) mehr und mehr davon zu distanzieren, daß die Stand­bilder in Meißen und Naumburg von demselben Meister geschaffen oder doch wenigstens veranlasst wurden (vgl. ibid., 101-102, 162-172). Die letzten Ausführungen dazu wieder bei D. Schubert (1974, 306 — 307, 320 — 321), wo m. E. freilich der „moderne" Standpunkt zu hoch angesetzt wird. D. Schubert bezieht sich wieder vor allem auf die Thesen von Schmoll, gen. Eisenwerth (1966), der als erster für die Bildwerke in Mainz, Naumburg und Meißen drei verschiedene leitende Bildhauerpersön­lichkeiten in Anspruch nahm. — Der Zweifel der Forschung an der überragenden Bedeutung einer ein­Sie schufen dort zunächst die vier Standbilder der Stifter und Patrone im Chor, dann, später, die Gruppe von Maria mit dem Kinde, Johannes Baptista und dem Engel in der Eingangshalle an der Südseite. Bei aller stilgeschichtlichen Fortgeschrittenheit dieser sie­ben Skulpturen gegenüber den Naumburger Stif­terstandbildern besteht wohl kein Zweifel über den Werkstattzusammenhang( 3 ). Der Beginn in Meißen dürfte also — cum grano salis — mit dem Ende in Naumburg zusammenfallen. Ganz in der Nähe von Naumburg entstand um die Mitte des 13. Jahrhunderts aber noch ein Bau von beträchtlicher Größe, die Zisterzienser-Kloster-Kir­che Schulpforta( 4 ). Auch ihre Datierung ist von Interesse für jeden, der sich mit der zeitlichen Ein­ordnung des Naumburger Westchors beschäftigt. Lassen Sie sich nun drei Schlußsteine zeigen, die das stilgeschichtliche Verhältnis der drei Bauwerke zuein­ander, des Westchors in Naumburg und der beiden Ostchöre in Schulpforta und Meißen, wie ich glaube, recht gut erkennbar machen. I. Ich beschränke mich bei der Beschreibung auf wenige signifikante Details. Bei dem Polygon­Schlußstein des Naumburger Westchors sind die safti­gen, wirklichkeitsnah gebildeten Trauben zwischen dem äußeren Kranz aus sechs Weinblättern regel­mäßig verteilt und selbst jeweils durch ein Blatt hinterlegt. Dagegen folgen die vier Trauben der aus vier Blättern bestehenden inneren Zone nicht dem Prinzip der Symmetrie, sondern eher ihrem natür­lichen Wachstum. Sie wachsen alle am gleichen Zweig wie die in charakteristischer Weise versetzt gegen­überstehenden äußeren Trauben, aber sie sind weder gleichmäßig ausgerichtet noch symmetrisch verteilt. Ähnlich natürlich-lebendig sind die Stiele und das Astwerk gestaltet. Blätter, Trauben und Stiele sehen zigen genialen Bildhauerpersönlichkeit für das Ge­samtwerk (in Mainz, Naumburg und Meißen) scheint inzwischen in dem gleichen Maße anzuwachsen, wie die Bereitschaft größer wird, alle diese einander so überraschend ähnlichen Werke einer Gemeinschaft von mehreren Bildhauern zuzutrauen, die neben­und nacheinander arbeiteten. — Trotz alledem bleibt natürlich der unmittelbare Werkstatt Zusam­menhang zwischen Naumburg und Meißen außer­Frage. Die Verwandtschaft der Standbilder ist so nahe, der stilgeschichtliche Fortschritt in Meißen gegenüber Naumburg so folgerichtig, daß man ein Nebeneinander in Naumburg und Meißen ausschlie­ßen kann; nur ein Nacheinander in unmittelbarer Folge und auf Grund mindestens der gleichen Schu­lung ist möglich. (3) Die Meißener Standbilder sind im Sinne der Ent­wicklung zur Hochgotik stärker stilisiert. Dazu kann hier nicht detailliert Stellung genommen werden. (4) Grundlegend dazu noch immer CORSSEN 1868; Lei­dich 1897, 345-362, 473-484; HIRSCHJTELD 1933; PAHNCKE 1956 — Die beste Vorstellung vermittelt Bergner 1905, 77 — 92. — Die Bauforschungen und Grabungen der 60er Jahre sind leider noch nicht veröffentlicht. Auf dem letzten Stand zur Zeit DEHIO 1976, 218-221 (E. Schubert). 170

Next

/
Thumbnails
Contents