Alba Regia. Annales Musei Stephani Regis. – Alba Regia. Az István Király Múzeum Évkönyve. 17. 1976 – Szent István Király Múzeum közleményei: C sorozat (1978)

Forschungsfragen der Steinskulptur der Arpadenzeit in Ungarn - Marosi Ernő: Stilrichtungen zwischen 1220–1230 in der Bauskulptur. p. 155–161.

STILRICHTUNGEN ZWISCHEN 1220—1230 IN DER BAUSKULPTUR Anläßlich der Ausstellung der Skulpturen der Arpadenzeit, bei der Auswahl und der Bearbeitung der ausgestellten Gegenstände hat in vielen Fällen die Beobachtung der Denkmälergbestände zu der Annahme der Gleichzeitigkeit verschiedener stili­stischer Tendenzen und parallel miteinander wirken­der Werkstätten geführt. Datierungsvorschlage auf­grund solcher Beobachtungen, die u. E. an zahlrei­chen Punkten — auch dann, wenn sie im Laufe der Diskussionen modifiziert werden — zur erneuerten Übersicht der Kunstentwicklung der Romanik in Ungarn veranlassen, stellen keineswegs das einzige Ergebnis dar. U. E. ist die Betrachtungsweise selbst noch wichtiger, wonach kaum mehr mit einander abwechselnden Stilformationen und im Lande mit zentralen Werkstätten gerechnet werden kann, die eine die Kunstentwicklung bestimmende Rolle ge­spielt haben; es ist vielmehr ein ganzes System von Tendenzen anzunehmen, die mit einander verflochten und parallel zur Geltung kamen( 1 ). Natürlich ver­mochte die Ausstellung selbst nur die Aufmerksam­(1) Der ein Jahrzehnt umfassende Zeitabschnitt, dem dieser kurze Überblick gewidmet ist, wird in den re­präsentativen Zusammenfassungen in der Regel unter dem Titel Romanik oder Spätromanik behandelt. Eine zusammenfassende Theorie über den Anfang des 13. Jhs. hat Tibor Gerevich ausgearbeitet, der Werkstatt von Esztergom zur Zeit des Königs Béla III. eine entscheidende Rolle zugeschrieben und die spätromanische Kunst Ungarns als deren künstleri­sche Ausstrahlung betrachtet hat (1938, 98). Dezső Dercsényi hat diese entwicklungsgeschichtliche Vorstellung weitergeführt, indem er im großen und • ganzen die gesamte Entwicklung des 12. und 13. Jhs. auf zentrale Werkstätten zurückgeführt hat. Dabei nimmt er zu Anfang des 13. Jhs. — gewissermaßen unter Verzicht auf die Hypothese der allgemein vor­bildlichen Rolle von Esztergom — eine gewisse Párái­kéit auf diese gleichzeitig wirkenden Tendenzen zu lenken. Wenn wir in einem Zeitraum, etwa im Jahr­zehnt zwischen 1220 — 1230, einen schematischen Überblick über die verschiedenen künstlerischen Be­strebungen erzielen wollen, muß mit einem wesent­lich breiteren Kreis der in Betracht kommenden Werke gerechnet werden: es müssen auch bedeutende, bestehende Denkmäler berücksichtigt werden, die in lele zwischen gleichzeitigen Tendenzen an : neben der Werkstatt von Esztergom rechnet er mit Denkmälern „französischen Geschmacks", die meist einer Zister­zienserwerkstatt zugeschrieben werden, und mit der Bautätigkeit der Benediktinerwerkstatt der Sippen­klöster (1956, 49). In beiden Entwicklungstheorien, deren Auswirkung sehr breit ist, da ihre Konzeption die Einzelforschungen bis in die letzten Jahre eindeu­tig bestimmt hat und auch ihr terminologischer Einfluß als vorherrschend bezeichnet werden kann, spielen neben stilkritischen Tatsachen Teiltypen (wie die Stufenportale mit Einlagesäulen bei Gere­vich) und Gebäudetypen (z. B. die querschiff lose Dreiapsidenbasilika bei Dercsényi) eine ent­scheindende Rolle. Die Methode, Kunstlergruppen, Werkstätten als Anordnungsprinzip anzunehmen, ist zubejahen ; allein nach eingehenden Kenntnissen dieser Wechselbeziehungen können Feststellungen von hi­storischen Zusammenhängen begründet weden. Als nicht richtig, im Wesentlichen unter den Gegebenhei­ten der Zeit als anachronistisch kann die Vermutung einer zentralen Werkstatt mit allgemeiner Wirkung aufgefaßt werden. Anderseits können die in großem Kreis verbreiteten, als allgemein zu bezeichnenden Gliederungs- und Gebäudetypen kaum als eigene Er­findungen einzelner Meistergruppen oder Werkstätten betrachtet werden. Die Rekonstruktion der Werk­stattbeziehungen und -zusammenhänge sind nur auf stilkritischem Weg vorstellbar. Als ihr Material bietet sich die Detailbildung, vor allem der Bauornamentik an. Die nach diesem; Gesichtspunkt angestellten Un­tersuchungen haben auch den Vorteil, daß sie sich auch auf sehr wichtige, zum größten Teil jedoch nur fragmentarisch erhaltene Denkmäler stützen. 155

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