Alba Regia. Annales Musei Stephani Regis. – Alba Regia. Az István Király Múzeum Évkönyve. 10. 1969 – Szent István Király Múzeum közleményei: C sorozat (1969)

Tanulmányok – Abhandlungen - Fügedi Erik: Die Entstehung des Städtewesens in Ungarn. X, 1969. p. 101–118.

schicht dieser Städte hat sich ebenso nach Italienz zurückge­zogen wie in den westlichen Provinzen, mit ihrem Abzug ist nicht nur das staatliche, sondern auch das städtische Gebilde verschwunden. Die Frage der Kontinuität lautet also: ob die dort gebliebenen romanisierten Handwerker und Händler und die in die befestigten Zentren geflüchte­ten Bauern die Völkerwanderungszeit überleben konnten, und ob sie im stände waren die ursprünglichen Römersied­lungen von Zeit zu Zeit mit anderen Völkerresten ergänzt aufrechtzuerhalten. Die Frage wäre am besten mit Hilfe der Ausgrabungen und Analyse der Gräberfelder zu beant­worten. Da jedoch die Forschungen heute noch nicht in der Lage sind diese Aufgabe zu lösen, müssen wir uns auch hin­sichtlich der Städte an die Sprachwissenschaft wenden. Ausser Steinamanger (lateinisch in der Römerzeit und im Mittelalter Savaria, ungarisch Szombathely) führen un­sere Städte in Transdanubien Namen, die von der lateini­schen Benennung keineswegs abgeleitet werden können. Scarabantia hiess im Mittelalter ungarisch Sopron, deutsch Ödenburg, 7 Arrabona ungarisch Győr, deutsch Raab, Solva ungarisch Esztergom, lateinisch Strigonium, deutsch Gran, Acquincum ungarisch Buda, deutsch Ofen, Sopianae un­garisch Pécs, lateinisch Quinquecclesie, deutsch Fünf­kirchen. Dies beweist hinreichend, dass von einem Fort­leben der römischen municipia, sogar der eigentlichen rö­mischen Städte als Siedlungen 8 — ausser Steinamanger — keine Rede sein kann. Andere Erscheinungen lassen aber eine kultische Kontinuität erkennen. Es handelt sich um ein Anknüpfen an die spätrömischen (aus der zweiten Hälfte des 4. Jh. stammenden) Siedlungen der mittelalter­lichen Städte. In Savaria blieb der Kult des Hl. Martin von Pannonién erhalten. 9 In Fünfkirchen konnten die Aus­grabungen feststellen, dass im römischen Friedhof einige aus dem 4. Jh. stammende altchristliche Grabkammern im 9. Jh. hergestellt und neu bemalt wurden und dass der spätere Schwerpunkt der Stadt in kirchlicher Hinsicht, die Bischofskirche und der Bischofspalast am Ort des Fried­hofs entstand. 10 Diese Ergebnisse untermauern eine ziemlich unsichere Quelle, die Conversio Bagoariorum et Carantanorum, die in Fünfkirchen von einer Kirchenweihung im 9. Jh. berichtet. 11 Dabei wird der Ort als „ad Quinque Basilicas" erwähnt. Offensichtlich handelt es sich auch in diesem Falle von einer kultischen Kontinuität, die nicht als locus ad Quinque Basilicas, sondern als quinque martyrum basilica, d. h. nicht als eine Ortschaft mit fünf Kirchen, sondern als die Kirche der fünf Pannonischen Märtyrer ausgelegt werden sollte. 12 Die Fälle von Fünfkirchen und Steinamanger weisen schliesslich auf eine gewisse ethnische Kontinuität hin. Diese ethnische Kontinuität besteht jedoch nicht zwischen den mittelalterlichen und den blühenden Römerstädten 7 K. MOLLAY, Scarbantia, ödenburg, Sopron. Siedlungsgeschichte und Ortsnamenkunde , AECO, 9-10, 1943-44, 225-226. 8 In Aquincum ist das mittelalterliche Ofen an dem Ort des Legionslagers und nicht an dem der eigentlichen Stadt entstanden. J. SZILÁGYI, Aquincum, Bp., 1956. vol. 1. Abb. •I. PAULOVICS, Savaria-Szombathely topográfiája (Die Topographie von Savaria-Szombathely), Szombathely, 1943; A. T. HORVÁTH, A középkori Szombathely topográfiája (Die Topographie des mittelalterlichen Stein­amangers), VSz, 1958, 27. io D. DERCSÉNYI-F. POGÁNY, Pécs (Fünfkirchen), Bp., 1956., 32-38, 58. » GY. PAULER-S. SZILÁGYI, A magyar honfoglalás kútfői (Die Quellen der ungarischen Landnahme), Bp., 1900, 311. 12 D. SIMONYI, Pécs ,,Quinque ecclesiae" nevének eredetéről (Der Ursprung des Namens „Quinque ecclesiae" von Fünfkirchen), AntTan, 6, 1959, 101-103, Pannoniens (wie dies eben der Namenwechsel Sopianae— Quinque Basilicae beweist), sondern mit jene Siedlungen, die am Ort der Römerstädte auch nach der Räumung Pan­noniens fortbestanden und eine romanisierte Bevölkerung beherbergten. Dem entsprechend entstanden die Schwer­punkte der mittelalterlichen Städte nicht in den Zentren der ehemaligen municipia, sondern zwischen den an den Aus­fallstrassen angelegten Gräber der Märtyrer. Diese Erschei­nung entspricht der Entwicklung der Römerstädte am Rhein. 13 Die Bedeutung dieser Kontinuität ist teils wirt­schaftlicher Natur, sie übermittelte ein stark provinzialisier­tes Handwerk 14 und vielleicht auch eine Agrotechnik, vor allem in Weinbau 15 , teils politischer Natur, indem sie in den geographischen Räumen den natürlichen Mittelpunkt be­wahrte. Kann eine Kontinuität mit den spätrömischen „Städten" in zwei Fällen nachgewiesen werden, so spielte ein anderer Faktor, den ich als „römische Erbschaft" bezeichnet habe, 16 eine weitaus grössere Rolle. Unter diesem Begriff sollen jene römische Strassen und Bauten verstanden werden, die zwar in einem verwahrlosten Zustand, ihrer eigentlichen Bestimmung ungeeignet von den landnehmenden Ungarn in Transdanubien vorgefunden wurden. Die Besiedlung der Landnehmen den wurde im allgemeinen, in den späteren mittelalterlichen Städten aber besonders stark von dieser Erbschaft beeinflusst, ohne jedoch dass es eine ethnische Kontinuität gegeben hätte. Die Begriffsgestaltung scheint umso begründeter, als der um 870 schreibende Verfasser der Conversio Bagoariorum et Carantanorum noch bemerkte, dass diese Bauten „bis jetzt" zu sehen sind. 17 Ein schönes Beispiel liefert uns das Stadtgebiet vom heutigen Budapest (Abb. 1.), an dem im Mittelalter drei Städte entstanden sind: Altofen, Ofen und Pest. Obzwar von einer Kontinuität auch hier nicht die Rede sein kann, lag Altofen, auf dem Gebiet des römischen Acquincum, übernahm das Strassensystem des Legionarlagers, 18 wurde nach den Osten durch die Rui­nen der römischen Wasserleitung, 19 nach den Süden durch einen römischen Meilenstein 20 abgegrenzt. Das südliche Amphiteatrum, in dem schon die Langobarden hausten, 21 wurde zum Sitz des Fürsten der landnehmenden Ungarn, erhielt von ihm den Namen Kursans Burg. 22 Das Strassen­netz der kleinen vorstädtischen Siedlung Felhévíz (zwisch­hen Altofen und Ofen) stellt ebenfalls eine Übernahme der römischen Hauptstrasse dar, liegt am Ort eines römischen Kastells. 23 Am linken Ufer der Donau stand zur Bewachung 13 E. HERZOG, о. c., 218-219. 14 Á. Cs. SÓS, Das frühmittelalterliche Gräberfeld von Keszthely-Fenékpuszta. A. Arch. Hung., 13, 1961,247-305. is К. SÁGI — F. M. FÜZES, Régészeti és archeolbotanikai adatok a pannóniai kontinuitás kérdéséhez (Archeologische und archeobotanische Angaben zu Frage der kontinuitat in Pannonién) Agrártört. Szemle, 9, 1967, 79—98. is E. FÜGEDI, Topográfia és városi fejlődés a középkori Óbudán (Topographie und Stadtentwicklung im mittelalterlichen Altofen), TBM, 13, 1959, 9-10. (des weiteren: FÜGEDI, Altofen). iv GY. PAULER-S. SZILÁGYI, о. с, 306. „Antiquis enim temporibus ex meridiana parte Danubii in plagis Pannóniáé inferioris et circa confines regiones Romani possederunt, ipsique ibi civitates et munitiones ad defen­sionem sui fecerunt, aliaque aedificia multa, sicut adhuc apparet." is J. SZILÁGYI, Kutatások Aquincumból (Forschungen in Aquincum), AÉrt,76, 1949,73-77. i 9 A. GÁRDONYI, Óbuda és környéke a középkorban (Altofen und seine Umgebung im Mittelalter), BpR, 14, 1945, 575-576. 20 G Y. SZÉKELY, о. с, 79. 21 Budapest az ókorban (Budapest im Altertum), Budapest története (Die Geschichte von Budapest), (A. ALFÖLDI, L. NAGY, GY. LÁSZLÓ) I., Bp., 1942, 784. 22 J. BELITZKY, Észrevételek Budapest koraközépkori helyrajzához (Bemer­kungen über die frühmittelalterlichen Topographie von Budapest), Bp., 1941,11., GY. GYÖRFFY, Kurszán és Kurszán vára (Kursan und Kursans Burg), BpR, 16, 1955, 18. 23 A. KUBINYI, Budafelhévíz topográfiája és gazdasági fejlődése (Topogr­aphie und Wirtschaftsentwicklung in Budafelhéviz,) TBM, 16, 1964, 86, m

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