A Móra Ferenc Múzeum Évkönyve: Studia Archaeologica 8. (Szeged, 2002)

SOMOGYI, Péter: A szeghegyi (Lovcenac, Szerbia) "lovassír" újraértelmezése

wahrscheinlich, daß das Reitergrab(?) bloß eine von mehreren, bei den Erdarbeiten angeschnittenen Bestattungen gewesen ist (NÉMETHI-KLÍMA 1992. 213. Nr. 87). Unbeeindruckt von der sich in der letzten Zeit merklich ausbreitenden Unsicherheit wird das Grab im ADAM - dem neuen, monumentalen Fund­katalog der awarenzeitlichen archäologischen Denkmäler Mitteleuropas, der nach 20-jähriger in­ternationaler Zusammenarbeit am 5. November 2002 vom Herausgeber József Szentpéteri aus der Taufe gehoben wurde — wie folgt präsentiert: „Im Hof des am Fuße einer Uferböschung im südlichen Dorfteil stehenden Hauses stieß man auf ein Rei­tergrab. Das O-W orientierte Grab barg die Ske­lettknochen von zwei Menschen und einem Pferd. " (RICZ 2002, 229, Kodenr. 06-10-0550-01). Damit hat sich beinahe genau hundert Jahre nach der Entdeckung des Grabes der Kreis ge­schlossen. Ein guter Grund, schien mir, Roedigers Berichte näher zu untersuchen und der Frage auf den Grund zu gehen, ob der von Roediger doku­mentierte Befund die ursprüngliche, jedoch von Hampel gleich in Frage gestellte Schlußfolgerung auf ein Reitergrab in der Tat zuläßt, oder ob man auf etwas ganz Anderes schließen kann? ROEDIGER 1901, 87 zählt nur ein Skelett und zwei Schädel auf, wohingegen ROEDIGER 1903, 272 schon von zwei menschlichen Schädeln und Skeletten berichtet. Wie bereits erwähnt, wurden sie während Erdarbeiten zusammen mit einer Goldmünze, zwei Steigbügeln, einer Eisenschnalle und einem Gefäß gefunden. Erst danach wurden die Erdarbeiten ein­gestellt und der Museumsverein in Zombor vom Fund verständigt. Lajos Roediger, der einige Tage später, am 27. April, an der Fundstelle eintraf, konnte noch fol­gendes feststellen: Am Ende des dem Löß der Telecska (Telecska heißt der Südrand der sich in der Bácska erstreckenden Lößplatte) abgerungenen Hofes, und zwar in dessen Ecke auf der noch nicht abgetragenen Plattform der Böschung, 170-180 cm tiefer als die ursprüngliche Oberfläche lagen die Skelette bzw. die Schädel der Bestatteten. Beide Schädel und das Gefäß waren bereits zerbrochen und mit dem Aushub vermengt. Die Ost-West­Orientierung der Grabgrube war klar zu erkennen (ROEDIGER 1901, 88; ROEDIGER 1903, 273). Mit der Freilegung fing Roediger am west­lichen Ende der Grabgrube an, wo die zwei Schä­del und die Münze zum Vorschein gekommen waren (ROEDIGER 1901, 88; ROEDIGER 1903, 273). Hier fand er weitere Teile des Grabinventars: eine Bron­zeschelle, mit einem achterförmigen Kettenglied aus Bronze in der Ose, das Fragment eines ähn­lichen Kettengliedes (nur ROEDIGER 1903, 274), eine Bronzeschnalle und einen kleinen Silberohrring. Dann wurde die Arbeit am östlichen Ende des Grabes fortgesetzt, dort wo im abgeschnittenen Lößprofil die Unterschenkelknochen sichtbar wa­ren (ROEDIGER 1901, 88; ROEDIGER 1903. 274). Roe­diger grub den Knochen nicht nach, sondern be­gann — im übrigen sehr richtig —, das Erdreich von oben nach unten abzutragen. Zuerst fand er einen Pferdeschädel, der in einer Tiefe von 130 cm lag, darunter Bruchstücke eines krummen Messers und einer Sichel, noch weiter unten barg er die Fußknochen des menschlichen Skeletts. Jetzt wur­de entlang der westlichen Seite des Pferdeschädels weitergegraben, bis die Ausgräber auf einen platt­gedrückten, geflickten Kupferkessel und darunter auf eine große Eisenaxt stießen. Zwischen dem Pferdeschädel und dem Kessel, aber tiefer gelegen, fand Roediger den Eisenhenkel und die Eisen­beschläge eines Holzeimers. Sechs Eisenringe einer Kette, flache Eisenfragmente und ein wei­teres flaches, gebogenes Eisenfragment (laut Roe­diger vermutliche Reste eines Schwertes und des Randbeschlages eines Schildes) fanden sich west­lich der Axt (ROEDIGER 1901, 88; ROEDIGER 1903, 274-275). Weil sich die Grabgrube bis ins Nachbargrund­stück hinüberzog und dessen Besitzer zur Zeit des Besuchs von Roediger und Kosma gerade nicht zu Hause war, bat der Vereinspräsident György Hol­linger darum, demnächst mit der Erlaubnis seines Nachbarn auch diesen Teil des Grabes zu durch­forschen. Einige Tage später kam Hollinger dieser Bitte nach und barg eine eiserne Lanzenspitze, eine Eisensichel und ein grobes Tongefäß, die er dem Vereinsmuseum zukommen ließ (ROEDIGER 1901, 89: ROEDIGER 1903. 275). Die genauere Lage dieser öst­lich des Pferdeschädels entdeckten Fundobjekte im Grab ist unbekannt. Das Grab kam also beim Abtragen der sich am Ende des Grundstückes erstreckenden Lößbö­schung zum Vorschein, und zwar in einer Ecke des Hofes, in der Nähe der Grundstücksgrenze. Weil der Grundstücksbesitzer durch das Abtragen der Böschung seinen Hof vergrößern, d. h. auf eine Ebene bringen wollte, wurde der Löß, wie auch schon früher (man darf nicht vergessen, daß der ganze Hof der Lößplatte abgerungen war!), si­cherlich in der ganzen Breite des Grundstückes

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